VW, Audi, Mercedes Die Zweifel am Diesel wachsen

Die Autobauer beteuern, dass sich der Dieselbetrug von Volkswagen bisher nicht auf die Verkaufszahlen auswirkt. Eine aktuelle Studie nährt aber Zweifel, ob die Kunden wirklich so gleichgültig reagieren.

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Das Image des Selbstzünders hat durch den Abgasskandal gelitten. Quelle: dpa

Der Diesel hat seine Vorteile für den Kunden eigentlich nicht verloren. Der Selbstzünder ist im Vergleich zum Benziner immer noch sparsamer, und an der Tankstelle wird der Diesel steuerlich weiter bevorzugt. Was die finanzielle Belastung für Fahrer angeht, ist der Betrug von Volkswagen folgenlos geblieben.

Unisono erklären die Konzernchefs seit Wochen daher, dass der Diesel weiter eine große Zukunft habe. Man habe bisher keinerlei Absatzrückgang in Europa festgestellt, sagte zuletzt BMW-Chef Harald Krüger auf dem Autosalon in Genf. „Bei Mercedes glauben wir an den Diesel“, betont auch Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Doch diese Meinung scheinen nicht alle deutschen Kunden zu teilen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Erstmals seit sieben Jahren ist der Anteil der Dieselfahrzeuge am Gesamtverkauf im März gesunken – um 0,4 Prozentpunkte auf 46,5 Prozent. Auf das Quartal gerechnet ist der Rückgang noch stärker. Der Dieselanteil betrug in den ersten drei Monaten 47,4 Prozent, etwa ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr.

Das ist immer noch ein immens hoher Anteil. Und auch den Rückgang könnte man als marginal bezeichnen. Doch der jahrelange Aufwärtstrend scheint gebrochen. Für die Hersteller ist das ein Signal: Das Image des Diesels hat spürbar gelitten. „Der VW-Dieselskandal hat sich längst zu einem generellen Abgas-Skandal ausgeweitet, der die ganze Branche betrifft“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts.

Spätestens seit das Kraftfahrtbundesamt in seiner nachträglichen Prüfung feststellte, dass bei nahezu allen Herstellern erhöhte Stickoxid-Emissionen aus dem Auspuff kommen, ist die Geschichte vom sauberen Diesel dahin. 53 Modelle hatte die Behörde getestet - fast jedes zweite Auto war nach diesem Bericht „auffällig“. Eine Ohrfeige für die Industrie, die bislang immer betont hatte, dass man es mit einem VW-Skandal zu tun habe. Der Diesel werde dadurch nicht infrage gestellt.

Professor Dudenhöffer stellt eine andere Vermutung an: „Die Käuferverunsicherung im deutschen Automarkt aufgrund der Abgasprobleme ist auch an einem wichtigen zweiten Indikator spürbar und ablesbar: Die Autorabatte im deutschen Automarkt steigen“, sagt er. Wird der Diesel nur gekauft, weil er günstiger geworden ist?


Der Preiskampf gewinnt wieder an Fahrt

Tatsächlich gibt es viele Hinweise, dass der Preiskampf im deutschen Markt wieder an Fahrt gewinnt. Das Tempo gibt dabei einmal mehr der Marktführer Volkswagen vor, der mit seinen Marken Audi, Seat, Skoda und VW nach Ansicht des CAR-Instituts den Wettbewerb anheizt. Zuletzt beschwerte sich auch Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im „Bild“-Interview über die Preispolitik der Wolfsburger Konkurrenz: „Durch diese Krise gibt es momentan derart hohe Rabatte, dass es für uns eher zu einer Belastung im Markt geworden ist.“

In den Statistiken des CAR-Instituts bestätigt sich dieser Vorwurf. Volkswagen-Modelle werden über Internet-Vermittler mit massiven Rabatten beworben. Für den Passat sind fast 20 Prozent drin, für Polo und Golf immerhin rund 17,5 Prozent. Und selbst die Premiumtochter Audi hat für A3, A4 und A6 Sonderaktionen mit einem Rabatt von rund 14 Prozent zu bieten. Hinzu kommt ein gestiegener Anteil an Eigenzulassungen.

Rund jeder dritte VW in Deutschland wird auf Hersteller und Händler zugelassen. Solche Eigenzulassungen werden oft für versteckte Rabatte genutzt, weil die Fahrzeuge als junge Gebrauchte günstiger verkauft werden. Ihr Anteil am VW-Absatz ist in nur einem Jahr um drei Prozentpunkte gestiegen.

Doch nicht nur VW zieht bei den Rabatten wieder an. Bei Nissan und Kia kratzt der Anteil der Eigenzulassungen an der 40-Prozent-Marke, bei Renault und Opel liegt er sogar ein paar Prozentpunkte darüber. Hyundai, Renault und Citroen stellen die Spitzenmodelle bei den Rabatten.

Die Hersteller begründen den hohen Anteil oft mit Modellwechseln und dem internen Mitarbeiterleasing, bei dem die Fahrzeuge auf den Hersteller selbst zugelassen. Für Autoprofessor Dudenhöffer haben sie aber noch einen weiteren Hintergrund: „Der hohe Anteil zeugt von Nervosität bei den Autobauern, trotz guter Gesamtkonjunktur und Frühjahrs-Saison“. Ob es spezielle Rabatte für Dieselmodelle gibt, erklärt die Studie leider nicht. Doch ganz spurlos scheint die Diskussion um den Diesel nicht an der Branche vorbeigegangen zu sein.

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