VW, BMW und Daimler in der Kritik Die düstere Wahrheit über die Affenexperimente der Autoindustrie

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VW-Anwälte wollten Studie von Verfahren ausschließen

Dabei atmeten die Affen noch vergleichsweise saubere Abgase, denn auch der eingesetzte VW Beetle war mit einer Schummelsoftware ausgestattet und stieß bei den Tests deutlich weniger Stickoxid aus als auf der Straße. Für die betroffenen Hersteller sind die neuen Details außerordentlich peinlich. Die Studie, die eigentlich den Diesel entlasten sollte, belegte am Ende seine gesundheitsschädliche Wirkung. Nicht umsonst versuchten die Hersteller die Studie unter Verschluss zu halten.

Volkswagen kämpft in den USA mit harten Bandagen gegen die Verwendung von Dokumenten zu Abgas-Experimenten mit Affen bei einem Gerichtsverfahren. Seit Monaten schon liefert sich die US-Tochter des deutschen Autobauers einen juristischen Schlagabtausch mit Klägeranwälten, um zu verhindern, dass die Unterlagen zu den Tierversuchen bei einem Prozess zum Einsatz kommen. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, über die am Dienstag der NDR berichtete, und die auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. „Wir werden den Rechtsstreit nicht kommentieren“, teilte VW auf Nachfrage mit.

Bereits am 13. Oktober 2017 stellten die VW-Anwälte einen Antrag, die Studie vom Verfahren auszuschließen. Darin hieß es: „Das einzige Ziel des Klägers ist es, eine scharfe und emotionale Reaktion der Jury hervorzurufen, in der Hoffnung, dass diese VW Amerika für etwas bestrafen, dass mit den Klägern gar nichts zu tun hatte“. Den letzten solchen Antrag reichte VW am 26. Januar ein. Klägeranwalt Michael Melkerson hält dem entgegen, die Studie sei ein wichtiges Beweismittel, da sie ein vorsätzliches Schema des anhaltenden Betrugs belege. Zudem zeige sie einen Mangel an Reue und sei deshalb notwendig, um Strafen und Schadenersatz durchzusetzen.

Der Prozess ist für den 26. Februar beim Bezirksgericht Fairfax County im US-Bundesstaat Virginia angesetzt. Ob es so weit kommt, hängt aber davon ab, ob sich die Parteien zuvor noch außergerichtlich einigen. Trotz der Milliarden-Vergleiche im „Dieselgate“-Skandal streitet VW in den USA immer noch mit vielen Dieselkunden, die statt auf dem Wege einer Sammelklage auf eigene Faust vor regionalen Gerichten Entschädigung erstreiten wollen.

Dass die Affen-Experimente dennoch öffentlich wurden, lag laut Melkerson vor allem am Dokumentarfilmer Alex Gibney, der die Ermittlungsakten für die Netflix-Doku „Dirty Money“ auftrieb. Nachdem auch die „New York Times“ Zugang erhielt, veröffentlichten am Freitag beide gemeinsam das Material. Demnach beauftragte ein von VW, Daimler und BMW finanzierter Lobby-Verein US-Forscher mit einer Studie, bei der 2014 zehn Affen stundenlang Dieselabgase in einem Labor inhalieren mussten. So sollte gezeigt werden, wie stark die Schadstoffbelastung durch modernere Abgastechnik gesunken ist.

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