VW-Chef in Detroit Der amerikanische Müller

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Müller ist nicht der Typ, der zu Kreuze kriecht

Müller hat es ungleich da schwerer. Deswegen geht er auch bewusst in die Offensive. Im grauen Anzug, mit hellblauem Hemd und dezenter weinroter Krawatte beginnt er seine Rede wie so oft in den vergangenen Monaten mit einer Entschuldigung.

„Wir müssen Glaubwürdigkeit wiedererlangen“, sagt er. Sein Englisch trägt auch da unverkennbar den warmen bayrischen Akzent. Er nennt die Dinge beim Namen und beschönigt nicht. Warum auch? Die Schuldfrage liegt eindeutig bei Volkswagen, jetzt heißt es Lösungen bieten.

Aber Müller ist auch nicht der Typ, der zu Kreuze kriecht. Sonst hätten sie ihn auch nicht in einer Phase, in der nicht viel weniger als ein elementarer Konzernumbau ansteht, zum Chef gemacht. Müller blickt also auch nach vorne. „Wir haben jetzt die Chance, Volkswagen zu einem besseren Unternehmen zu machen“,  ruft er beinahe aufrüttelnd den gut 300 geladenen Gästen zu.

Emotional wird es dann, als er zu seinem persönlichen Verhältnis zu den USA kommt. Seit 20 Jahren sei er regelmäßig hier und hege enorme Hochachtung und Respekt für Land und Leute. Dabei ist er durchaus selbstkritisch, was das eigene Unternehmen angeht: „Volkswagen muss sein Verständnis für die USA vergrößern“.

Vor allem beim amerikanischen Teil des Publikums kommt eine solche Aussage an. 900 Millionen Dollar sollen wie schon länger angekündigt in das Werk in Chattanooga investiert werden, 2000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Nach 10 Minuten schließt Müller. Sein Vorgänger hatte sich in den Vorjahren zumeist auf die Hälfte der Zeit beschränkt. Doch damit ist sein Auftritt nicht zu Ende. Weit mehr als eine Stunde beantwortet er Fragen, spricht in Kameras, wirkt seriös, bisweilen nachdenklich, dann wieder spitzbübisch grinsend.

Natürlich sagt er da nichts bahnbrechend Neues. Aber er stellt sich jetzt endlich, so das Zeichen nach außen. Auch in den USA. Darauf lässt sich zumindest schon mal aufbauen. 

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