VW China-Vorstand „Produzieren schon wieder 70 bis 80 Prozent der Autos wie vor Corona“

Der Absatz in Chinas Automarkt erholt sich und ist im April weiterhin stabil. Quelle: dpa

Seit ungefähr zwei Monaten fährt VW seine Fahrzeugwerke in China wieder nach und nach hoch. Laut VW China Vorstand Stephan Wöllenstein, sei das jedoch kein Vorbild für Europa.

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Der Absatz im chinesischen Automarkt hat sich wohl auch im April weiter stabilisiert: Nach dem März mit minus 45 Prozent zum Vorjahresmonat laufe der April „schon wieder erstaunlich gut: Wir rechnen damit, dass der Absatz nur 15 bis 20 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt“, sagte Stephan Wöllenstein, CEO der Volkswagen Group China, der WirtschaftsWoche mit Blick auf den chinesischen Gesamtautomobilmarkt. Schon seit dem 13. Februar fährt VW seine Fahrzeugwerke in China nach und nach wieder hoch. „Teilweise sind wir schon wieder im Dreischichtbetrieb unterwegs – also dem maximalen Betrieb. Heute produzieren wir schon wieder 70 bis 80 Prozent der Autos, die wir vor Corona gefertigt haben“, sagte Wöllenstein. Wenn die Pandemie in Europa wie in China verlaufe, könne „der Fahrzeugmarkt in Europa Mitte Mai ähnlich weit sein wie China heute“.

Allerdings sieht Wöllenstein einen Unterschied zwischen Europa und China: „Der Unterschied in China war, dass wir keinen kurzfristigen, ungeplanten Stopp der Werke hatten. Corona fiel mitten in die Ferien zum chinesischen Neujahr. Das heißt, wir hatten unsere Werke zum 24. Januar sowieso planmäßig runtergefahren und unser Lager mit fertigen Fahrzeugen als auch mit vielen Teilen bestückt“, sagte er der WirtschaftsWoche.

So konnte VW in China nur etwa zwei bis drei Wochen später als ursprünglich geplant und halbwegs geordnet schon wieder hochfahren. Europa aber müsse „Maßnahmen zwischen vielen europäischen Ländern abstimmen, was in einem großen Land wie China nur zwischen den Landesteilen abgesprochen werden muss“.

VW beschäftige sich daher aktuell „nicht nur wie sonst mit unseren direkten Lieferanten, sondern auch mit deren Zulieferern. Denn unsere direkten Lieferanten können zwar produktionsbereit sein – aber es nützt ja nichts, wenn die ihre Vormaterialien nicht bekommen. Wir müssen wissen, wer in der Produktion eingeschränkt ist. Das ist eine Sisyphusarbeit.“ Könne ein Lieferant nicht liefern, versuche VW, auf alternative Lieferanten auszuweichen. „Das führt zu manchmal zu Situationen, dass Fahrzeuge wegen der neuen Teile intern technisch neu freigegeben werden müssen.“

Bislang aber habe die Lieferkette stets gehalten: „Im Februar etwa, als die Produktion in Europa noch lief, gab es keinen Produktionsabriss, es fehlte kein Teil, auch nicht aus China. Auch in China gibt es aktuell keinen Abriss, weil uns irgendein Teil aus Europa fehlt. Es hilft unser hoher Lokalisierungsgrad von über 95 Prozent. Trotzdem ist das aktuell eine hochkomplexe Arbeit, wir müssen jedem Teil, jeden Tag nachgehen und prüfen, ob die Lieferanten lieferfähig sind“, sagte Wöllenstein.

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