VW-Milliardenvergleich Der Durchbruch

Volkswagen hat in der Dieselaffäre das erste Vergleichsverfahren in den USA durch die Gerichtsinstanzen gebracht. Der Autobauer kann die Angelegenheit allerdings noch nicht zu den Akten legen. Ein Kommentar.

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Der Autobauer kann die Abgasaffäre noch nicht zu den Akten legen. Quelle: dpa

Volkswagen hat den Durchbruch geschafft. Das erste Gericht in den USA hat in der Dieselaffäre einen Vergleich mit geschädigten amerikanischen Autofahrern genehmigt. Ganz wichtig dabei: Es ist das größte Vergleichsverfahren: Fast 500.000 US-Kunden in den USA können daran teilnehmen, etwa 85 Prozent aller manipulierten Fahrzeuge werden davon erfasst.

Da das erste und wichtigste Verfahren alle nötigen Instanzen durchlaufen hat, dürften die fehlenden 15 Prozent keine besonderen Probleme mehr bereiten. Der zivilrechtliche Streit mit betroffenen Autofahrern in den USA wird den VW-Konzern nicht mehr allzu sehr belasten.

Deshalb ist die Erleichterung natürlich überall in Wolfsburg zu spüren. Der Konzern hat diese wichtige Hürde genommen. Auch wenn sie sehr teuer ist und mehr als zehn Milliarden Dollar kosten wird. Volkswagen hat einen ersten Befreiungsschlag geschafft, der eine große Last nimmt.

Allerdings ist die Dieselaffäre damit nicht zu den Akten gelegt. Denn außer dem zivilrechtlichen Streit mit den Autofahrern gibt es noch die Aufsichtsbehörden und das laufende Strafverfahren in den USA.

Volkswagen kann sich jetzt nicht entspannt zurücklehnen und versuchen, den Dieselskandal ganz schnell zu vergessen. Weitere Milliardenforderungen werden noch auf den Wolfsburger Konzern zukommen.

Das US-Justizministerium geht bereits der Frage nach, wie hoch die Geldstrafe für VW ausfallen darf. Sie soll hoch genug ausfallen, damit kein anderer Autokonzern jemals wieder auf die Idee kommt, die Abgaswerte seiner Fahrzeuge zu manipulieren. Volkswagen soll allerdings auch nicht in die Insolvenz geschickt werden. Eine einstellige Milliardenstrafe gilt deshalb als am wahrscheinlichsten.

Wegen der Umweltvergehen wollen aber auch US-Bundesstaaten Geld sehen. 17 sind es bislang, mit ihnen muss der VW-Konzern ebenfalls noch einen Vergleich aushandeln. Einzelne Bundesstaaten wie etwa New York verlangen mehrere hundert Millionen Dollar. In der Summe dürfte das wieder einen Milliardenbetrag ausmachen. Volkswagen hat bislang knapp 18 Milliarden Euro zur Bewältigung der Abgaskrise zurückgestellt. Das dürfte nicht der finale Betrag sein: In Finanzkreisen wird schon mit 30 Milliarden Euro gerechnet.

VW-Kunden in Europa können allerdings nicht darauf hoffen, dass sie Geld sehen werden. Der Konzern verteidigt seine Entschädigungszahlungen in den USA mit dort geltenden strengeren Abgasnormen. Autofahrern in Europa bleibt nur die Umrüstung ihrer Autos, eine Entschädigung wie auf der anderen Seite des Atlantiks wird es für sie nicht geben. Eine Ungleichbehandlung, die niemand so recht verstehen mag.

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