Außerdem spottet er ein bisschen über den Shooting-Star Tesla, der schlagzeilenträchtig den ersten Unfall einen teilautonomen Autos verkraften musste. „Wir sehen am Beispiel Tesla, dass doch alles nicht ganz so einfach ist, wie es im Hype dargestellt wird.“ Das alles klingt wahlweise vernünftig – oder eben wie ein Quelle-Manager im Jahr 1995, dem als Antwort auf Amazon einfällt, den Hauptkatalog demnächst auf CD-Rom brennen zu wollen.
Schließlich sehen die Visionen für Autonomes Fahren auf Knopfdruck im Silicon Valley so aus, dass die Hersteller zu bloßen Lieferanten der neuen Mobilitätsdienstleister degradiert werden. Ein eigenes Auto zu besitzen – Volkswagens Geschäftsmodell als Markenhersteller – ist für sie überholt. Doch bloßer Zulieferer, das war Müllers Rolle nie.
Dabei hat er gerade den großen Ärger mit der Zulieferer-Gruppe Prevent überstanden. Zeitweise standen die Bänder in Wolfsburg und in Emden still, bis der Lieferant bessere Verträge bekam. „Anyway – das ist Schnee von gestern“, antwortet Müller auf eine entsprechende Frage. Dann wird er doch konkreter: Prevent sei nie dem VDA-Kodex für Zulieferer beigetreten. „Unter dem Kodex wäre das nie passiert – oder zumindest nicht öffentlich geworden.“ Volkswagen wolle die Verträge mit seinen Zulieferern überprüfen und noch einmal darüber nachdenken, wo es sinnvoll sei, sich auf nur einen Zulieferer zu verlassen. Generell sei aber die Strategie des Konzerns im Umgang mit Zulieferern richtig.
Seine Strategie für 2025 soll Volkswagen zudem in der Breite für Partner öffnen. Bis dahin sollen 30 elektrische Modelle im Sortiment sein – auch wenn der Großteil weiter einen Verbrennungsmotor hat. Wobei ein wenig überrascht, dass die konzerneigene Marktforschung offenbar im Vorfeld nicht herausfinden konnte, dass der staatliche Zuschuss zum e-Auto die Verkaufszahlen nicht groß steigen lässt – und dass ein Auto, dessen Reichweite gerade einmal zur Endstation der S-Bahn und zurück reicht, kein Preis-, sondern ein Produktproblem hat.
Müller verspricht als Reaktion darauf, dass der nächste e-Golf 300 Kilometer schaffen werde. „Also echte 300 Kilometer – das muss ich dazusagen“, sagt er so treuherzig in seinem Franz-Beckenbauer-Bayerisch, dass man ihm gerne glauben möchte.