VW und das erste Quartal Hoffnungsschimmer, mehr aber nicht

Die Konzernoberen von VW können sich über schwarze Zahlen freuen. Doch über den Berg sind die Wolfsburger damit lange nicht. Zu groß sind die Unsicherheiten aus der Diesel-Affäre. Es bleibt viel zu tun. Ein Kommentar.

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Die Diesel-Affäre hat vor allem die Schwächen bei der Konzernmarke VW offengelegt. Die reichen Töchter Audi und Porsche helfen. Quelle: AFP

Volkswagen darf wieder hoffen. In der Bilanz für 2015 stehen noch miserable Zahlen, die Diesel-Affäre hat dem Wolfsburger Autokonzern den größten Verlust in der Konzerngeschichte beschert. Doch es bewegt sich etwas bei VW, die am Dienstag veröffentlichen Zahlen für das erste Quartal des neuen Jahres geben dem angeschlagenen Unternehmen immerhin die Chance zum Durchatmen.

Der VW-Konzern schreibt zum Jahresauftakt wieder schwarz. Das ist erst einmal keine Überraschung. Denn die gewaltigen Rückstellungen für die Diesel-Affäre, die bei Volkswagen Ende vergangenen Jahres für die riesigen Verluste gesorgt hatten, die gibt es jetzt nicht. Die Wolfsburger können für die ersten drei Monate von 2016 also vergleichsweise normale Zahlen ohne negative Sondereffekte ausweisen.

Positiv zeigt sich daran, dass der große dauerhafte Absturz ausgeblieben ist. Die Kunden haben sich nicht in großen Scharen vom Wolfsburger Konzern abgewendet, sondern kaufen weiterhin ihre Autos.

Danach muss das Urteil für die einzelnen Konzernmarken allerdings differenziert ausfallen. Volkswagen hat es zumindest geschafft, dass die extrem wichtigen Premiummarken Audi und Porsche ziemlich unbeschadet aus der Diesel-Affäre herausgekommen sind. Ohne die Töchter aus Ingolstadt und Stuttgart würde es heute gewaltige Probleme im Konzern geben. Porsche und Audi liefern das Geld, das in Wolfsburg so dringend gebraucht wird.

Denn auch wenn das gesamte Unternehmen jetzt wieder vergleichsweise ordentlich verdient: Das große Problem bleibt die Konzernmarke VW. Dort hat die Diesel-Affäre doch den einen oder anderen Schatten hinterlassen. Das operative Ergebnis für VW liegt im ersten Quartal bei enttäuschenden 73 Millionen Euro, vor einem Jahr und damit vor dem Dieselgate waren es immerhin noch 514 Millionen Euro.

Der Konzern muss offensichtlich nachhelfen, damit ein VW Golf, Polo oder Tiguan noch ausreichend Käufer finden. Üblicherweise gelingt so etwas mit Rabatten und anderen Preisnachlässen. Aus der Bilanz für das erste Quartal lässt sich ablesen, dass genau das bei VW passiert: Diese Vertriebskosten betrugen von Januar bis März gut 5,1 Milliarden Euro, fast 130 Millionen Euro mehr als vor einem Jahr.

Volkswagen ist definitiv nicht über den Berg, die Diesel-Affäre lässt sich nicht zu den Akten legen. Die Probleme bei der Konzernmarke VW sind ein klarer Hinweis darauf, dass in Wolfsburg noch eine ganze Menge zu tun.

Außerdem müssen die VW-Oberen hoffen, dass die unmittelbaren Kosten zur Bewältigung der Diesel-Affäre kein zweites Mal explodieren. Gut 16 Milliarden Euro sind bislang dafür zurückgestellt worden, viele weitere Milliarden sollten nicht dazukommen.

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