VW und Dieselgate Müllers gefährlicher Optimismus

Volkswagen-Chef Müller gibt sich bei seinen US-Auftritten äußerst zuversichtlich. Doch solcher Optimismus könnte schädlich sein. Durch sein missglücktes Interview verspielt Müller nun weiteres Vertrauen. Ein Kommentar.

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Der VW-Chef steht in den USA stark unter Beobachtung. Quelle: AFP

New York Eigentlich kann man in Amerika gar nicht zu optimistisch sein. Dass Manager voller Zuversicht in die Zukunft blicken, gehört zum Tagesgeschäft. Nur, wer sich und das Unternehmen gut verkaufen kann, schafft den Weg nach oben. Deutsche Manager gelten dagegen oft als zu pessimistisch, vorsichtig, nüchtern.

Ausgerechnet bei Volkswagen gilt dieses Klischee jedoch nicht. Der Wolfsburger Autokonzern wirkt in diesen Tagen zu optimistisch. VW-Chef Matthias Müller hat bei der Automesse in Detroit immer wieder betont, dass seine Mitarbeiter „gute Fortschritte“ in den Verhandlungen mit den Behörden erzielt haben, der „Dialog sehr konstruktiv“ sei und er „zuversichtlich“ sei, „eine gute Lösung zu finden.“

In einem Interview mit dem Radiosender NPR spielte Müller den Abgasskandal sogar so weit herunter, dass die Presseabteilung das Gespräch neu aufzeichnen ließ. Beide Versionen des Gesprächs sind hier zu hören.

Positive Worte sind sicherlich gut für die Moral der 600.000 VW-Mitarbeiter. Auch die Aktionäre, VW-Fahrer und potenzielle Kunden hören das sicherlich gern. Einzig: Die Worte des VW-Chefs stimmen nicht mit der Sichtweise der Behörden überein, die auf der anderen Seite des Verhandlungstisches sitzen und über die weiteren Schritte entscheiden.

Erst in der vergangenen Woche hatte die US-Umweltbehörde EPA angemahnt, VW habe in den Diskussionen um die anstehenden Rückrufe „bislang noch keinen akzeptablen Weg aufgezeigt“. Die ungewöhnlich scharfe Kritik der Behörde kam zeitglich mit einer milliardenschweren Klage, die die EPA gemeinsam mit dem Justizministerium eingereicht hatte.

In der Klageschrift spiegelt sich der angestaute Frust der Ermittler wieder. Dass sie überhaupt eingereicht wurde, statt sich gleich außergerichtlich mit VW zu einigen, ist ein Zeichen dafür, wie verärgert die Behörden sind.

VW muss aufpassen, dass es mit dem Optimismus nicht noch mehr Schaden anrichtet. Dass Müller nun auf seinem ersten USA-Besuch die Dinge ganz besonders rosig erscheinen lässt, trägt in den USA nicht gerade dazu bei, Vertrauen wieder herzustellen – schon gar nicht bei den Vertretern der EPA und des Justizministeriums.

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