VW und Ferdinand Piëch Keine Party für den Ex-Patriarchen

Ferdinand Piëch, der Volkswagen über Jahrzehnte geprägt hat, wird bald 80 Jahre alt. Das versetzt den Konzern in ein Dilemma: Wie würdigt man den Geburtstag eines Patriarchen, der gerade im Streit abgetreten ist?

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Der frühere Firmenpatriarch wird in wenigen Wochen 80 Jahre alt. Quelle: AFP

Hamburg Volkswagen will den im Streit ausgeschiedenen früheren Firmenpatriarchen Ferdinand Piëch nicht sang- und klanglos ziehen lassen. Der Wolfsburger Konzern sucht nach Wegen, um Piëch zu seinem Geburtstag angemessen zu würdigen. Ein zunächst angedachter Empfang scheide aus, sagten zwei mit den Vorgängen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. „Herr Piëch ist nicht in der Stimmung, dass er dahin gehen würde“, meinte einer der Eingeweihten. Geplant ist nun offenbar eine Zeitungsanzeige in den Osterausgaben überregionaler Tageszeitungen. Piëch wird am 17. April 80 Jahre alt.

Der Enkel des „Käfer“-Konstrukteurs Ferdinand Porsche hat Volkswagen über mehrere Jahrzehnte geprägt, zunächst als dessen Vorstandschef, später als Aufsichtsratsvorsitzender. Er zog sich nach einem verlorenen Machtkampf mit dem damaligen Konzernchef Martin Winterkorn vor fast zwei Jahren aus dem Konzern zurück. Nach einem Zerwürfnis mit seiner Verwandtschaft kündigte er unlängst an, einen Großteil seiner Anteile an der Porsche SE zu verkaufen, über die die Familien Porsche und Piëch die Mehrheit an Volkswagen halten. Die Verträge dafür wurden vor wenigen Tagen unterschrieben. Damit zog Piëch einen Schlussstrich unter sein Lebenswerk. Der Ingenieur hat das Wolfsburger Autoimperium mit seinen zwölf Marken erst zu dem gemacht, was es heute ist.

Den letzten Anstoß für die Trennung hatten Piëchs Aussagen bei der Staatsanwaltschaft und den internen Ermittlungen von VW über den Dieselskandal gegeben. Darin soll der einstige Übervater des Autokonzerns seinem Cousin Wolfgang Porsche und anderen Mitgliedern der engeren Führung im VW-Aufsichtsrat vorgeworfen haben, wie er selbst schon im Frühjahr 2015 über den Abgasbetrug bei Diesel-Motoren informiert gewesen zu sein. Die Betroffenen wiesen dies vehement zurück.

Kurz danach kamen Medienberichte auf, die Familie wolle Piëch auch aus dem Aufsichtsrat der Porsche drängen. Es folgte die Ankündigung des Verkaufs eines Großteils seiner Stimmrechtsanteile von 14,7 Prozent an der Porsche SE.

Ganz kappen wird Piëch die Bande jedoch nicht. Er behält einen kleinen Teil an der Familienholding. Auch seinen Sitz im Aufsichtsrat der Porsche SE behält er vorerst. Denn die Übertragung seiner Anteile an die anderen Familienmitglieder dauert voraussichtlich noch bis Herbst. So lange wolle Piëch seine Rechte im Kontrollrat ausüben, sagte ein Insider.

Kenner der Familie gehen davon aus, dass Piëch mit seiner Verwandtschaft nicht komplett bricht. „Er wird keinen engen Kontakt mehr zu Wolfgang Porsche suchen, das ist klar“, sagte die Person aus dem Familienumfeld. Umgekehrt gelte dies für seinen Cousin wahrscheinlich ebenso. Aber innerhalb des weitverzweigten Clans werde der Österreicher vermutlich auch künftig an Feiern teilnehmen.

Piëchs Ausscheiden dürfte einen Generationswechsel in der Porsche SE auslösen. Als aussichtsreiche Kandidaten für eine Nachfolge gelten seine Nichte Louise Kiesling und sein Neffe Josef Ahorner sowie Stefan Piëch und Julia Kuhn-Piëch.

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