Wahnsinnige Investments Millionäre setzen ausgerechnet auf Biotech

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Golfplatz und Biotech

Thomas Strüngmann Quelle: obs

Es gibt bessere Möglichkeiten zum Geldverdienen als die Biotech-Branche. Dietmar Hopp musste das leidvoll erfahren. Die nächste große Welle nach der IT ist Biotech, war sich der Softwaremilliardär sicher. Bei SAP saß der Gründer noch bis 2005 im Aufsichtsrat. Ungefähr zeitgleich stieg er bei zahlreichen Biotech-Unternehmen ein, vor allem im Großraum Heidelberg.

Hopp ist so etwas wie der gute Mensch vom Rhein-Neckar-Dreieck. Er ist in Heidelberg geboren, hat als Jugendlicher in Hoffenheim Fußball gespielt und in Walldorf SAP gegründet. Ohne den Multimäzen gäbe es die SAP-Arena in Mannheim nicht, und 1899 Hoffenheim wäre nie in den Profifußball aufgestiegen. In St. Leon-Rot bei Heidelberg hat der Sportfan einen Golfplatz bauen lassen, der zu den besten in Deutschland gehört.

Im Erdgeschoss des Golfclubs liegt Hopps Büro. "Ich will der Region etwas zurückgeben", sagte der Hobbygolfer schon vor Jahren mit Blick aufs Grün. Um Jobs zu schaffen, investierte Hopp in Hoffnungsträger aus der Heimat, die zum Beispiel an neuen Krebs- oder Zelltherapien arbeiten: Agennix, Apogenix und Sygnis aus Heidelberg oder Cytonet aus Weinheim.

Medikamente scheitern am Test

Auch Hopps Berater, die für ihn Biotech-Unternehmen auswählen, bewerten und kontrollieren, sind dem Ländle verbunden: Anwalt Christof Hettich, seit über einem Jahrzehnt ein Vertrauter von Hopp, arbeitet für die Mannheimer Kanzlei Rittershaus. Der Neurobiologe Friedrich von Bohlen, der aus der Krupp-Dynastie stammt, führte das Heidelberger Bioinformatikunternehmen Lion Bioscience, das im Strudel des Neuen Marktes unterging. Hopp werde nicht gut beraten, lästern manche in der Branche. Hettich und von Bohlen hätten zu wenig Ahnung vom Geschäft, heißt es.

In der Tat war dem Trio zuletzt wenig Erfolg beschieden. Allein 2012 fielen bei Agennix, Sygnis und der Münchner Hopp-Firma Wilex Medikamente gegen Lungenkrebs, Nervenleiden und Nierenkrebs in klinischen Tests durch. Hopp dürfte bei diesen Investments einen dreistelligen Millionenbetrag verloren haben.

Brüder Strüngmann verdienen am Biotech

Entmutigen lässt sich der Überzeugungstäter nicht: Im September 2012 spendierte Hopp seiner Tübinger CureVac weitere 80 Millionen Euro, um neue Therapien und Impfstoffe gegen Krebs und Infektionskrankheiten voranzutreiben.

Besser als bei Hopp läuft es derzeit bei den Gebrüdern Strüngmann. Ihre Beteiligung AiCuris aus Wuppertal erhielt kürzlich 110 Millionen Euro vom US-Pharmakonzern Merck & Co. – für die Vertriebsrechte an neuen Wirkstoffen gegen Viren. "Wir investieren vor allem in Menschen", sagt Thomas Strüngmann.

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