Waldbrand-Saison Hersteller von Löschfahrzeugen: volle Auftragsbücher, trotzdem Krise

Träger der Feuerwehren sind Städte und Gemeinden. Für Aufgaben im Katastrophen- und Zivilschutz statten aber auch Länder und Bund die kommunalen Wehren ergänzend mit Spezialfahrzeugen wie diesen für Brandschutz, Betreuung, ABC-Gefahren sowie Sanitätswesen aus. Quelle: Bildkraftwerk

Gemeinden warten auf Feuerwehrautos, weil die Hersteller noch immer unter Lieferkettenproblemen leiden. Zwar sind die Auftragsbücher der Firmen aktuell voll, doch eine mögliche Rezession bedroht die Branche. 

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Der deutsche Sommer 2022 ist geprägt von Hitze, Dürre – und Feuer. Wochenlang kämpften die Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen beispielsweise in der Sächsischen Schweiz gegen die Flammen. Immer wieder brannten auch in Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt Wälder und Felder. Und im Berliner Grunewald versetzte ein Großbrand tagelang die Menschen in Schrecken, nachdem es Explosionen auf einem Sprengplatz im Naherholungsgebiet gab.

Es sind nur Auszüge eines Sommers, der die Feuerwehr in Deutschland auf Trab hält und besonders eine Branche beflügeln dürfte: die der Hersteller von Löschfahrzeugen. Denn wo die Gefahr für Brände zunimmt, steigt auch die Nachfrage nach den Fahrzeugen – in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. Doch trotz voller Auftragsbücher, die die Hersteller in Deutschland und Österreich nun haben, läuft längst nicht alles glatt in der Branche – und das Schlimmste könnte noch kommen.

Schon die vergangenen Jahre waren für Unternehmen wie Rosenbauer aus Österreich, die fast eine Milliarde Euro im Jahr umsetzen, oder Ziegler mit rund 200 Millionen Euro Umsatz, nicht leicht. Die Preise für Vorprodukte und Rohstoffe stiegen zuletzt stark an, die Lieferzeiten wurden aufgrund gestörter Lieferketten immer länger. Und die Bestelllaune gerade bei zentral organisierten Staaten im Ausland nahm in der Coronazeit eher ab. Während die Auftragsbücher aktuell wieder besser gefüllt sind, droht der Branche bereits neues Ungemach. Denn eine Rezession könnte die Budgettöpfe der Einkäufer verkleinern, zu Lasten der Branche.

Fertig zur Übergabe: Im Bonner Auslieferungslager des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stehen vom Bund finanzierte Löschfahrzeuge für die Übergabe an kommunale Feuerwehren bereit. Quelle: Bildkraftwerk

Die Branche der Löschfahrzeughersteller: Konsolidiert und milliardenschwer

Die deutschsprachige Industrie der Feuerwehrfahrzeughersteller ist eine, die oft unter dem Radar fliegt, dabei ist sie milliardenschwer. Mindestens fünf größere Hersteller sind nach einer Welle der Konsolidierung übriggeblieben und geben heute im deutschsprachigen Raum den Ton an. Darunter finden sich mit Magirus, Rosenbauer, Schlingmann oder Ziegler Unternehmensnamen, die viele Menschen vermutlich noch nie gehört haben. Sie und weitere kleinere Fahrzeugproduzenten kaufen die Fahrgestelle der Fahrzeuge bei Herstellern wie MAN oder Mercedes ein und kümmern sich danach um die Aufbauten und die Ausstattung des Fahrzeugs.

Zusätzlich gibt es Lieferanten für einzelne Materialien und Teile wie beispielsweise Schläuche. Am Ende entsteht so ein Fahrzeug, das schnell mehrere Hunderttausend Euro kostet und nicht selten eine Spezialanfertigung ist. Abnehmer der Fahrzeuge sind in Deutschland größtenteils die Kommunen, aber auch Institutionen wie das Bundesinnenministerium oder einzelne Bundesländer. In anderen Ländern sind es Städte, Staaten und Bundesstaaten.

Seit Beginn der Pandemie kämpft die Branche mit brüchigen Lieferketten. Bei der Firma Ziegler mit Sitz im baden-württembergischen Giengen an der Brenz spricht Hans Mayr zwar von einer „stabilen“ Auftragslage. „Aber aufgrund von Corona, Lieferengpässen bei Materialversorgung und sehr langen Lieferzeiten von Fahrgestellen war der Umsatz hinter unseren anspruchsvollen Plänen“, so der Vertriebsleiter.

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Besonders die Verknappung der Teile sorgt für einen enormen Preisanstieg bei den Herstellern. So sucht die Branche ebenso händeringend nach Chips, wie die gesamte Automobilindustrie. Und auch bei den Materialpreisen müssen die Firmen im Einkauf aktuell einiges drauflegen. Bei Rosenbauer etwa haben sie bereits im vergangenen Jahr die Preise um 13 Prozent anheben müssen. Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband, sieht das Problem über alle Hersteller hinweg: „Das wichtigste Material ist Aluminium und der Preis dafür ist stark gestiegen. Das bedeutet, ein Fahrzeug kostet heute bis zu 100 Prozent mehr als noch vor ein paar Jahren.“

Die verzögerten Lieferzeiten und höheren Preise treffen wiederum Gemeinden in ganz Deutschland, die all das einpreisen müssen. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Bodolz bei Lindau (Bayern), Thomas Abler, berichtet beispielsweise aus der Praxis, dass die Lieferzeit für das Fahrzeug sich fast verdoppelt hätte. „Eigentlich hat ein neues Fahrzeug eine Lieferzeit von einem bis eineinhalb Jahren, jetzt sind es zwei oder drei“, sagt er. „Das bedeutet, wir müssen viel länger auf das Löschfahrzeug warten, das wir eigentlich dringend bräuchten. Dafür können die Unternehmen nichts, aber für uns ist das natürlich ärgerlich.“

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