Warten auf den Impfstoff Vier Gründe, warum Curevac in Rückstand geraten ist

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3. Curevac will es ganz besonders gut machen

Biontech begann bereits im April 2020 mit Tests am Menschen, präsentierte im Juli erste positive Daten und erhielt im Dezember die Zulassung. Curevac ließ sich deutlich mehr Zeit. Die ersten Tests starteten im Juni. Die entscheidende Studie begann im Dezember, da war Biontech bereits fertig.

Curevac wolle nicht unbedingt den ersten, dafür aber den bestmöglichen Impfstoff entwickelt, erklärte Großaktionär Hopp im vergangenen Jahr. Man habe sich bewusst Zeit mit der Auswahl des geeigneten Impfstoffkandidaten gelassen, sagt Curevac. Dafür soll der Curevac-Impfstoff dann gleich mehrere Vorteile gegenüber der Konkurrenz aufweisen, so der Plan: niedrigere Dosierung und damit weniger Nebenwirkungen, natürliche Ausgangsstoffe und längere Haltbarkeit. So kann das Curevac-Vakzin drei Monate lang bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden – deutlich länger als Biontech, das dort nur einen Monat lang haltbar ist. Auch Bill Gates, die medizinische Versorgung in Entwicklungsländern im Blick, habe darauf gedrängt, Impfstoff länger haltbar zu machen.



An diesen Versprechen wird sich Curevac messen lassen müssen. Bislang scheint dieses Versprechen nicht erfüllt werden zu können. Der Ansatz von Biontech mutet dagegen weniger perfektionistisch an: Das Mainzer Biotechunternehmen entwickelte erst einmal in aller Eile einen Impfstoff, um dann später – etwa beim Thema Kühlung – entsprechend nachzuarbeiten.

4. Studien sind schwieriger geworden

Als Biontech und Moderna ihre Tests durchführten und Daten präsentierten, grassierte noch das Ursprungsvirus. Mittlerweile gibt es etwa britische, südafrikanische und indische Mutationen. Das macht die Entwicklung eines Impfstoffes schwieriger. Curevac erklärt dazu, dass die aktuelle Studie ist „durch das Auftreten und die Verbreitung mehrerer Covid-19-Virusstämme geprägt“ sei. Dadurch erhöhe sich „die Komplexität der Studie“.

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Neben den zunehmenden Mutationen gibt es aber noch einen weiteren Punkt, der Curevac Probleme bereitet:  In vielen Ländern gehen die Infektionszahlen zurück. Was zunächst mal eine gute Nachricht ist, wird für Impfstoffhersteller, die aktuell Studien durchführen, zu einem Problem: Denn um die Wirksamkeit endgültig bestimmen zu können, müssen im Falle von Curevac unter den rund 40.000 Teilnehmern der Studie (vorwiegend in Europa und Südamerika) 160 Infektionsfälle aufgetreten sein. Die Hälfte der Probanden erhält dabei den tatsächlichen Impfstoff, die andere Hälfte ein Placebo. Je weniger Infektionsfälle dabei in der Impfstoff-Gruppe aufgetreten sind, umso besser für die Wirksamkeit. 

Da sich nun aber weniger Menschen mit Corona anstecken, konnte Curevac bislang auch weniger Daten zu Infektionsfällen  an die europäische Arzneibehörde EMA liefern, die über die Zulassung entscheidet. Mediziner beobachten, dass es inzwischen immer schwieriger wird, Probanden in Studien zu halten. Denn nachdem die Impfstoffversorgung in vielen Ländern gut angelaufen ist, machen viele Probanden, von ihrem Recht Gebrauch, aus der Studie abzuspringen. 

Dieser Artikel erschien erstmals am 1. Juni 2021 und wurde am 17. Juni 2021 mit Material von dpa aktualisiert.

Mehr zum Thema: Sie heißen Lonza, Siegfried, Catalent, Halix oder IDT. Ohne diese Auftragsfertiger könnten Biontech, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson ihre Impfstoffe nicht in großen Mengen produzieren. Doch die Hersteller im Hintergrund fallen meist nur bei Pannen auf.

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