Wegen Corona Bei Bosch sinken Arbeitszeit und Gehalt

Schon im Dezember 2019 hatte Bosch die Arbeitszeit an mehreren Standorten gesenkt – damals jedoch aus Gründen des strukturelleren Wandels in der Autobranche. Quelle: REUTERS

Bosch wird die Kurzarbeit der Beschäftigten in Entwicklung, Forschung, Vertrieb und Verwaltung an einigen Standorten im Großraum Stuttgart zum 1. August beenden und stattdessen die Arbeitszeit bis Jahresende absenken.

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Bosch wird die Kurzarbeit der Beschäftigten in Entwicklung, Forschung, Vertrieb und Verwaltung an einigen Standorten im Großraum Stuttgart zum 1. August beenden und stattdessen die Arbeitszeit bis Jahresende absenken. „Darauf haben sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter geeinigt“, bestätigte eine Sprecherin von Bosch der WirtschaftsWoche. Für Tarifbeschäftigte mit einer Arbeitszeit von mehr als 35 Stunden verringere sich die Wochenarbeitszeit infolge der neuen Regelung um zehn Prozent. Bei Arbeitsverträgen mit 35 Stunden pro Woche und darunter sinke die Arbeitszeit um 8,57 Prozent. Das Entgelt werde entsprechend angepasst, so das Unternehmen. Die Maßnahmen gelten für rund 35.000 Mitarbeiter.

In der Fertigung werde die Kurzarbeit hingegen, soweit erforderlich, bis Ende 2020 auf Basis der bisherigen Vereinbarungen fortgeführt. „So ist es den Standorten möglich, individuell und flexibel auf die weiterhin stark schwankenden Kundenabrufe zu reagieren“, sagte die Sprecherin. Das solle „wesentlich dazu beitragen, die Kosten des Unternehmens in der angespannten wirtschaftlichen Situation weiter einzudämmen und helfen, die Beschäftigung an den Standorten zu sichern“. Obwohl sich die Nachfrage inzwischen langsam erhole, sei „die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Unternehmens nach wie vor stark belastet“. Die Nachfrage aus der Autoindustrie nach Teilen von Bosch ist wegen Corona mau, der Betrieb an vielen Bosch-Standorten weiterhin eingeschränkt. Von den 130.000 Mitarbeitern in Deutschland war Mitte Juli rund ein Drittel von Kurzarbeit betroffen, der deutlich überwiegende Teil davon im Unternehmensbereich Mobility Solution.

Laut einer Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretern von Bosch könnte die Kurzarbeit bis Ende 2020 fortgesetzt werden. Das ist laut Bosch besonders „für die Fertigungsstandorte wichtig, um sehr flexibel auf die schwankenden Kundenabrufe bei den Fertigungsmengen reagieren zu können“. Über Umfang und Dauer würden die Standorte lokal entscheiden. Für die Beschäftigten der Vertriebs-, Entwicklungs- und Verwaltungsbereiche sollte aber eine neue Lösung gefunden werden, da Kurzarbeit hier nicht mehr das Mittel der Wahl war.

Schon im Dezember 2019 hatte Bosch die Arbeitszeit an mehreren Standorten gesenkt – damals jedoch aus Gründen des strukturelleren Wandels in der Autobranche. Die jetzige Regelung ist hingegen auf den coronabedingten Absatzeinbruch zurückzuführen. So verzichten bereits 9600 Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Powertrain Solutions an den Standorten Feuerbach und Schwieberdingen auf einen Teil ihres Gehalts. Im Gegenzug arbeiten sie aber auch kürzer. Betroffen sind dort die Verwaltungs-, Vertriebs- und Entwicklungsbereiche. Es geht um eine Arbeitszeitreduzierung für Tarif-Mitarbeiter ohne Entgeltausgleich: 40-Stundenverträge wurden auf 36,5 und 38-Stundenverträge auf 36 Stunden reduziert. Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2022 ausgeschlossen.

Auch in Bamberg schloss Bosch Ende 2019 eine Vereinbarung zur Standortsicherung. Diese läuft bis 2026 und sieht vor, dass die Arbeitszeit der rund 6200 tarifgebundenen Mitarbeiter reduziert wird. Wer vorher 35 Stunden arbeitete, muss jetzt nur noch 32 arbeiten, Verträge mit 40 Stunden sinken auf 36. Dementsprechend sinkt auch das Gehalt. „Im Gegenzug investiert das Unternehmen weiter in den Standort und hat bereits die Vorserienfertigung neuer Erzeugnisse angesiedelt, wie zum Beispiel den Aufbau der stationären Brennstoffzelle“, teilte Bosch mit. Für die Dauer der Vereinbarung sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

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