Was wollen Sie uns damit sagen?
Dass die Energieversorgungsunternehmen von dieser Möglichkeit in den ersten Jahren leider sehr wenig Gebrauch gemacht haben. Stattdessen haben sie immer darauf spekuliert, wenn Rot-Grün mal nicht mehr die Bundesregierung stellt, dass der Vertrag aus meiner Zeit geändert und die Laufzeit der KKWs verlängert wird...
...ein harter Vorwurf.
Die Unternehmen hätten ja den Aufbau von regenerativen Energien frühzeitig selbst in die Hand nehmen können. Heute leiden sie darunter, dass sie sich nicht schon damals ausreichend daran beteiligt haben.
Ist die Reform des EEG von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel nicht zu zaghaft?
Man kann nicht alles von einem Tag auf den anderen ändern. Nehmen Sie die Befreiung der Unternehmen, die ihren Strom selbst erzeugen, von der EEG-Umlage. Sie können einer BASF oder einer Bayer nicht sagen, so, jetzt zahlst du die vollen 6,24 Cent pro selbst erzeugter Kilowattstunde. Man könnte sich durchaus vorstellen, zum Beispiel den Zubau erneuerbarer Energien zu kontingentieren oder ihn am Markt auszuschreiben. Nur, das System zu revolutionieren halte ich für nicht machbar.
Das klingt defätistisch.
Tatsache ist: Wir werden uns wohl darauf einstellen müssen, dass die Ökostromumlagen steigen. Wenn die Logik der Energiewende aber greift, dass wir uns in der Zukunft im Wesentlichen von regenerativem Strom versorgen und dies auch noch wirtschaftlich tun werden, dann wäre zu überlegen, ob man die Subventionen dafür streckt, sprich: einen Kredit dafür aufnimmt und damit die Lasten auch auf die künftigen Nutznießer verteilt. So wie dies zuletzt die ehemalige Verbraucherministerin Ilse Aigner von der CSU vorgeschlagen hat.
Wie würden Sie das Problem lösen, dass der viele Ökostrom immer mehr fossile Kraftwerke zur Unwirtschaftlichkeit und zur Schließung verdammt, obwohl sie für den Fall gebraucht werden, dass einmal zu wenig Wind weht und die Sonne kaum scheint?
Ich wüsste nicht, wer in diesem Fall ansonsten einspringen könnte als die vorhandenen fossilen Kraftwerke. Dafür müssten sie allerdings die übrige Zeit bezahlt werden, in der sie keinen Strom liefern. Ich stimme dem Vergleich zu, dass wir die Feuerwehr ja auch nicht nur bezahlen, wenn sie löscht. Dann wäre es billiger, ein Haus abbrennen zu lassen, als pro Liter Löschwasser, sagen wir mal 2000 Euro, bezahlen zu müssen.
Was heißt das auf die Versorgungssicherheit mit Strom übertragen?
Dass wir die Verantwortung für die Versorgungssicherheit klar jemandem zuweisen müssen. Denn versorgungssicherer Strom wird am Markt gehandelt. Wir haben also die Situation, dass jeder Stromlieferant für längere Zeit im Voraus eine gesicherte Stromerzeugung kaufen kann. Insofern könnte man sagen, überlassen wir alles dem Markt. Doch dies unterschlägt einen bisher sträflich vernachlässigten Punkt.