Wettbewerb BDI sucht neue China-Strategie – Firmen sollten Abhängigkeit reduzieren

Der Wettbewerb mit China ist laut dem BDI eine Herausforderung. Er will nun einen Dialog mit seinen Mitgliedern führen, wie man mit der Volksrepublik umgehen sollte.

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Der BDI glaubt, dass sich der chinesische Markt wahrscheinlich nie öffnen werde. Quelle: dpa

Berlin Die deutsche Industrie plädiert für eine neue Strategie im Umgang mit dem wichtigen Handelspartner und Konkurrenten China. Der Verband BDI ruft die Unternehmen dazu auf, ihre Abhängigkeit vom chinesischen Markt zu verringern. „Die Chancen des wirtschaftlichen Austausches mit China gilt es zu nutzen. Die Risiken, vor die uns China stellt, dürfen dabei aber nicht ausgeblendet werden“, heißt es im Entwurf eines Grundsatzpapiers des Bundesverbands Deutsche Industrie (BDI), der Reuters vorliegt.

Das rund 25-seitige Papier, das wahrscheinlich nicht vor Januar veröffentlicht wird, unterstreicht die zunehmende Sorge von Wirtschaft und Politik im Umgang mit China. Der BDI selbst erklärte zum Papier: „Die Erstellung befindet sich in einem frühen Stadium.“

Unter dem Titel „Partner und systemischer Wettbewerber – Wie gehen wir mit Chinas staatlich gelenkter Volkswirtschaft um?“ argumentiert der BDI, dass eine echte Öffnung des chinesischen Marktes wahrscheinlich nie stattfinden wird. Problematisch sei auch die Kontrolle der kommunistischen Partei über alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. „Zwischen unserem Modell der offenen Marktwirtschaft und Chinas staatlich gelenkter Wirtschaft besteht ein Systemwettbewerb.“

Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland und Europa bräuchten eine breite öffentliche Debatte über diese Herausforderung. Zum einen unterstreicht der BDI, wie wichtig China für deutsche Firmen ist. „China bleibt auf absehbare Zeit ein dynamisch wachsender Markt, Treiber in der Weltwirtschaft und für die deutsche Industrie wesentlicher Absatz- und Beschaffungsmarkt.“

Zum anderen unternimmt die Lobbygruppe der Industrie aber den ungewöhnlichen Schritt und fordert von den Betrieben, ihre Präsenz und ihr Engagement zu überdenken. „Trotz der starken Anziehungskraft des chinesischen Marktes wird es für Unternehmen jedoch immer wichtiger, die Risiken eines Engagements in China genau zu untersuchen.“ Es gehe darum, „bestehende Abhängigkeit gegebenenfalls durch eine Diversifizierung von Lieferketten, Produktionsstandorten und Absatzmärkten zu minimieren“.

Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält eine Weiterentwicklung der Beziehungen mit China für nötig. „China kommt durch den Handelskonflikt mit den USA unter Druck und dürfte zu stärkeren Zugeständnissen bereit sein“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier zu Reuters, warnte aber auch: „Wir sollten nicht mit einer Strategie aufwarten, die China in die Ecke drängt.“

Autobauer machen viel Geschäft in der Volksrepublik

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China verschärft sich gerade, beide Länder gehören zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und China erreichte 2017 den Rekordwert von rund 188 Milliarden Euro. Vor allem die hiesigen Autohersteller Volkswagen, Daimler und BMW sind stark vom schnell wachsenden chinesischen Markt abhängig.

Wie aus der Autoindustrie zu hören ist, wird China als weltgrößter Automarkt, auf dem die deutschen Hersteller mehr als 20 Prozent Marktanteil haben, auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Aber Anliegen des BDI wie das Dringen auf besseren Schutz geistigen Eigentums oder eine weitere Marktöffnung teile die Branche, sagte ein Insider.

Das BDI-Papier fordert eine engere Abstimmung der China-Strategie innerhalb der Bundesregierung, zwischen den europäischen Staaten und zwischen der EU sowie gleichgesinnten Partnern, einschließlich den USA.

DIHK-Experte Treier hingegen betonte:„Eine Koalition darf nicht von den USA angeführt werden, das wäre mit Zitronen gehandelt.“ Nötig sei vielmehr eine Allianz mit denen, „die aktuell auf Multilateralismus setzen – dazu gehören die EU, Japan, Kanada, Australien und andere Länder aus dem pazifischen Raum“.

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