Wolfgang Büchele So tickt der neue Linde-Chef

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Absolut unprätentiös

Stärken &Schwächen: China-Narr

Absolut unprätentiös – so beschreibt ein früherer Weggefährte den neuen Linde-Chef. Als Wolfgang Büchele in den Neunzigerjahren für BASF in China stationiert war, zog er teilweise wochenlang alleine über Land und verkaufte für sein Unternehmen Katalysatoren. Manchmal hat Büchele dabei drei Wochen und mehr in kleinen Herbergen zwischen Ölfeldern gewohnt. „Der ist sich für nichts zu schade“, sagt ein damaliger Kollege, „ein absoluter Macher-Typ.“

An China habe Büchele einen Narren gefressen. Für Verwunderung im Kollegenkreis habe er gesorgt, als er eines Morgens mit blond gefärbten Haaren auftauchte, erinnert sich einer. Eigentlich hat Büchele dunkle Haare. „Von da an galt er als deutsches Pendant zu Robert Redford“, sagt der frühere Kollege. Eitel sei er allerdings nicht. Doch nicht nur durch sein Äußeres versteht Büchele es, Menschen auf sich aufmerksam zu machen und für sich einzunehmen. Der künftige Linde-Chef kann auf Leute zugehen und gilt als eloquent sowie kommunikativ.

Freunde & Gegner: Nicht verwunden

Der BASF-Aufsichtsrat hatte Ende 2007 getagt, und die Entscheidung stand schnell fest: Der promovierte Chemiker Büchele sollte in den Vorstand des Ludwigshafener Chemieriesen aufrücken. Er gehörte in dem Konzern, in dem er seine Karriere 1987 begonnen hatte, neben Asien-Vorstand Martin Brudermüller zu den engsten Vertrauten von Vorstandschef Jürgen Hambrecht. Doch kurz vor seinem Wechsel ins Führungsgremium eröffnete der ihm, dass es mit dem neuen Job nichts werden würde. Die Umstände der plötzlichen Kehrtwende sind bis heute nicht geklärt. Büchele wechselte Anfang 2008 zum Finanzinvestor Blackstone; verwunden hat er den Rausschmiss bis heute nicht. Aufmerksam beobachtet werden dürfte Büchele von Benoît Potier, dem Chef des großen französischen Rivalen Air Liquide – und von Linde-Chefkontrolleur Manfred Schneider, der Büchele geholt hat.

Ziele & Visionen: Nummer eins

Die spektakulären Schritte beim Umbau des Linde-Konzerns seien sicherlich vorbei, sagt Büchele und meint damit etwa den Milliardenzukauf Lincare, einen US-Anbieter medizinischer Gase für Patienten zu Hause und im Hospital. Kleinere Übernahmen kann sich der neue Chef allerdings vorstellen.

Vorrangig will Büchele den Konzern nun als unangefochtene Nummer eins der Branche etablieren und den Abstand zum französischen Rivalen Air Liquide ausbauen. Außerdem will der neue Chef sich künftig stärker um Außendarstellung und Image des Konzerns kümmern. Denn durch Lincare ist Linde nun im Geschäft mit Endverbrauchern unterwegs. „Das ist sicherlich ein Thema bei unserem Marketing“, sagt Büchele.

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