Wolfgang Reitzle Das Erbe der Managerlegende in fünf Grafiken

Wolfgang Reitzle verlässt die Verwaltungsratsspitze von Linde und leitet damit seinen Rückzug ein. Das Vermächtnis des Kultmanagers in fünf Grafiken.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Im Januar 2003 trat Wolfgang Reitzle als Vorstandschef des Industriegasekonzerns Linde an. „Gabelstapler sind ja auch ganz schön“, kommentierte Reitzle damals seinen Wechsel von der Autobranche zu dem damals etwas angestaubten Konzern, bekannt für Industriegase und die Produktion von Gabelstaplern. Was zunächst wie ein Rückschritt für den Manager wirkte, der es bereits mit 38 Jahren zum Vorstandsmitglied des Autobauers BMW gebracht hatte, war in Wirklichkeit der Beginn einer atemberaubenden Erfolgsgeschichte. Der Aktienkurs kannte unter CEO Reitzle nur eine Richtung: steil nach oben.

Als Meisterstück von Wolfgang Reitzle gilt die von ihm eingefädelte Fusion von Linde mit dem amerikanischen Konkurrenten Praxair. Reitzle dirigierte den Merger, der 2018 abgeschlossen wurde, von seiner Position als Linde-Aufsichtsratschef. Auch wenn der Umsatz seit der Fusion zurückging, betont Reitzle, dass der Merger „seit Beginn der Verhandlungen bis heute mehr als 100 Milliarden Dollar Wertsteigerung gebracht“ habe. Unter Investoren und Analysten genießt Reitzle seitdem Kultstatus.



Wenig begeistert von der Linde-Praxair-Fusion sind hingegen die Vertreter der Arbeitnehmerseite. Sie beklagen, dass die Unternehmenskultur von Linde vollständig amerikanisiert wurde und ihre Mitbestimmung nur noch auf dem Papier bestünde. Arbeitnehmervertreter kritisieren insbesondere den Stellenabbau, der seit dem Merger stattgefunden hat. So reduzierte sich die weltweite Mitarbeiterzahl des Industriegasekonzerns seit dem Merger um rund 5000 Stellen. Besonders betroffen ist Deutschland. Arbeitnehmervertreter rechnen vor, dass rund 45 Prozent der Arbeitsplätze seit der Fusion abgebaut worden seien.



2009 übernahm Multi-Manager Wolfgang Reitzle den Aufsichtsratsvorsitz des Autozulieferers Continental, der durch die Wirtschaftskrise und den Einstieg der Familie Schaeffler damals in einer schweren Krise steckte. „Reitzle zeigte uns damals, wie stark Aufsichtsrat und die Familie Schaeffler hinter dem Unternehmen stehen“, lobt der heutige Conti-Chef Nikolai Setzer. Der Aktienkurs von Continental legte unter der Aufsicht von Reitzle zunächst zu, flachte aber auch wieder ab.



Nach Jahren des Arbeitsplatzaufbaus müssen die Conti-Mitarbeiter seit dem Vorjahr um Jobs bangen. Im Zentrum der Kritik der Arbeitnehmerseite steht dabei Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Denn das umfassende Sparprogramm bei dem Autozulieferer wurde erst möglich, nachdem Reitzle von seinem Doppelstimmrecht als Aufsichtsratschef Gebrauch machte. So soll etwa das Reifenwerk des Konzerns in Aachen mit rund 1800 Beschäftigten schließen.



© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%