Zeitungsbericht Manager machte trotz Verurteilung Karriere

Obwohl er wegen Bestechung verurteilt wurde, soll ein Manager bei ThyssenKrupp weiter Karriere gemacht haben. Nicht nur der Vorstand, sondern auch der Aufsichtsrat sollen informiert gewesen sein.

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Der Arbeitsvertrag des Mannes sei mehrfach verlängert worden, obwohl er 2003 von einem Gericht wegen Bestechung eines Managers der Deutschen Bahn zu einer Geldstrafe verurteilt worden sei. Quelle: dapd

Düsseldorf ThyssenKrupp hat einen Manager einem Zeitungsbericht zufolge trotz einer Verurteilung wegen Bestechung über Jahre in einer Spitzenposition weiterbeschäftigt. Der Arbeitsvertrag des Mannes sei mehrfach verlängert worden, obwohl er 2003 von einem Gericht wegen Bestechung eines Managers der Deutschen Bahn zu einer Geldstrafe verurteilt worden sei, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag. Mitglieder des Konzernvorstands hätten davon Kenntnis gehabt - und auch in den Aufsichtsrat habe der Mann einen "direkten Draht" gehabt, schreibt das Blatt.

Das Bundeskartellamt hatte wegen Beteiligung an einem Schienenkartell gegen ThyssenKrupp ein Bußgeld von 103 Millionen Euro verhängt. Die Deutsche Bahn bereitet eine Klage gegen ThyssenKrupp vor, sie könnte Schadenersatz einfordern. „ThyssenKrupp hat bei der Aufarbeitung des Schienenkartells im Sinne von 'null Toleranz' hart durchgegriffen und unverzüglich personelle Konsequenzen gezogen: Dies betraf bis dato einen Bereichsvorstand, zwei Geschäftsführer und mehrere lokale Vertriebsverantwortliche, die das Unternehmen verlassen mussten“, erklärte ein ThyssenKrupp-Sprecher. Der Konzern verfolge auch Schadenersatzangesprüche gegen diesen Personenkreis.

Unter bestimmten Bedingungen klage der Konzern auch "gegen diese Personen zur Wahrung der eigenen Rechtsposition". Dies gelte auch für den in dem Zeitungsbericht erwähnten ehemaligen Segmentvorstand, „der ThyssenKrupp bereits 2008 verlassen hat“. Der Manager ging damals dem Konzern zufolge in den Ruhestand. Der Sprecher wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob Vorstände oder Aufsichtsräte von einer Verurteilung des Mannes wegen Bestechung eines Bahn-Mitarbeiters Kenntnis gehabt hätten und ob der Vertrag des Managers trotzdem mehrfach verlängert worden sei. Der Süddeutschen Zeitung zufolge soll die Personalie auch bei der mit Spannung erwarteten Sitzung des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp am Montag eine Rolle spielen.

ThyssenKrupp kommt wegen zahlreicher Turbulenzen nicht zur Ruhe. Vorstandsmitglied Jürgen Claassen droht das Ende seiner Karriere beim größten deutschen Stahlkocher, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen im Zusammenhang mit Berichten über Luxusreisen eingeleitet hatte. Der 54-Jährige hatte den Aufsichtsrat gebeten, ihn bis auf weiteres von seinen Aufgaben zu entbinden. Das Gremium muss sich bei seiner Sitzung am 10. Dezember zudem mit einer Reihe von weiteren Problemen befassen - von Korruptionsvorwürfen gegen Mitarbeiter, den Verluste schreibenden Übersee-Stahlwerken bis zum schwächelnden Geschäft mit dem Werkstoff in Europa. Am 11. Dezember legt der Konzern dann seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2011/12 vor.

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