Zukauf aus den USA Siemens kauft Softwarefirma Brightly für 1,5 Milliarden Euro

Die Brightly-Übernahme ist Teil der Digitalisierungs-Strategie, mit der Siemens-Chef Roland Busch die reale mit der virtuellen Welt vernetzen will. Quelle: REUTERS

Seit der Aufspaltung ist es der teuerste Zukauf der Siemens AG. Dabei ist die kostspielige Übernahme ein Teil der Digitalisierungsstrategie des Münchener Konzerns.

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Siemens baut sein Geschäft mit Software für Gebäude- und Infrastrukturtechnik mit einer bis zu 1,8 Milliarden Euro teuren Übernahme in den USA aus. Der Münchner Technologiekonzern kauft Brightly Software, den Hersteller einer App zur Überwachung, Steuerung und Wartung von Gebäuden und Anlagen für zunächst 1,575 Milliarden Dollar, wie Siemens am Montagabend mitteilte. Wenn sich das Unternehmen mit 800 Mitarbeitern und einem Umsatz von 180 Millionen Dollar besser entwickelt als gedacht, kann der bisherige Eigentümer, der US-Finanzinvestor Clearlake Capital, nach eigenen Angaben mit einem Nachschlag von 300 Millionen Dollar rechnen.

Die Brightly-Software greift Daten aus Gebäuden wie Schulen, Krankenhäusern oder auch Industriebetrieben und den dort installierten Anlagen ab – unabhängig vom Hersteller – und hilft deren Betreibern mit einer App bei der Überwachung. „Sie kann viele verschiedene Anlagen analysieren – sei es eine Pumpe oder eine Klimaanlage –, deren Alter schätzen, vorhersagen, wann sie kaputtgehen könnte – und den Auftrag zur Reparatur geben, bevor ein Problem auftritt“, sagte der für die Infrastruktur-Sparte SI verantwortliche Vorstand Matthias Rebellius der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Ergebnis seien geringere Ausfallzeiten und Wartungskosten. Der Kauf von Brightly Software bringe Siemens „in eine führende Position im schnell wachsenden Softwaremarkt für Gebäude und Infrastruktur“.

Brightly ist der teuerste Zukauf für die Siemens AG seit der Aufspaltung in drei börsennotierte Unternehmen. Die Übernahme ist Teil der Digitalisierungs-Strategie, mit der Siemens-Chef Roland Busch die reale mit der virtuellen Welt vernetzen will. Dazu soll Cloud-Software, für die die Kunden abhängig von der Nutzung bezahlen („Software-as-a-Service“), künftig in allen Sparten eine größere Rolle spielen. Am Mittwoch will sich Busch zu den nächsten Schritten äußern.

Siemens erhofft sich von Brightly Synergieeffekte von rund einer halben Milliarde Euro, im Jahr 2024 soll sich der Zukauf positiv im Konzernergebnis niederschlagen. Die operative Marge liege schon jetzt über den 11 bis 16 Prozent, die sich SI mittelfristig vorgenommen hat. Zum einen sollen die Synergien durch den Verkauf der Brightly-Software über das weltweite Siemens-Vertriebsnetz entstehen. Bisher erwirtschaftet die erst im März von Dude Solutions in Brightly umbenannte Firma aus dem US-Bundesstaat North Carolina 80 Prozent des Umsatzes in Amerika. Zum anderen will Siemens seine SI-Produkte auch an die 12.000 Brightly-Kunden verkaufen.

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Clearlake hatte die damalige Dude Solutions erst vor drei Jahren vom Technologie-Investor Warburg Pincus gekauft – laut Medienberichten für rund 500 Millionen Dollar – und mit vier größeren Übernahmen gestärkt. Siemens zahlt nun mehr als das Dreifache. Der Umsatz habe sich in der Zeit mehr als verdoppelt, die operative Marge habe sich deutlich verbessert, erklärte Clearlake.

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