Zulieferer Schaeffler wagt angesichts des Ukrainekriegs keine Jahresprognose

Autobauer drosseln die Produktion, Stahl aus Russland fehlt: Der Auto- und Industriezulieferer traut trotz guter Geschäftszahlen keinen Ausblick zu. Der Aktienkurs steigt dennoch.

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Der Industriekonzern kann derzeit die Folgen des Ukrainekriegs auf das eigene Geschäft nicht seriös beziffern – und lässt es. Quelle: dpa

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler verzichtet vorerst auf einen Geschäftsausblick für das Jahr 2022. Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld sagte am Dienstag, im Moment sei völlig unvorhersehbar, welche Auswirkungen der Krieg habe. „Wir müssen auf Sicht fliegen und vorsichtig und agil reagieren.“ Das Unternehmen kündigte an, eine Prognose zu geben, sobald es möglich sei.

Dabei sei Schaeffler mit einem starken Auftragseingang in das laufende Jahr gestartet, sagte Rosenfeld. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen den Umsatz währungsbereinigt um 9,7 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro gesteigert. Der Betriebsgewinn verbesserte sich auf 1,3 Milliarden Euro von 798 Millionen Euro vor Jahresfrist, die Ebit-Marge lag bei 9,1 Prozent nach 6,3 Prozent 2020.

Wesentliche Treiber hierfür seien die weitere Verbesserung des Ergebnisses im Industriegeschäft sowie in der Autosparte gewesen. Zudem zeigten Sparmaßnahmen ihre Wirkung. Die Dividende solle nach Vorschlag des Unternehmens mit 50 Cent doppelt so hoch ausfallen wie im Vorjahr.

An der Börse kamen die Zahlen gut an: Die Aktie legte bis zu 10,7 Prozent zu. Die Firma habe starke Gesamtjahreszahlen geliefert und die Erwartungen im vierten Quartal übertroffen, schrieben Experten von JP Morgan.

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Wie stark der Krieg die Gewinne belaste, könne man derzeit noch nicht beziffern, sagte Rosenfeld. Schaeffler ordne derzeit alles der Risikolage unter. Der Konflikt hat Auswirkungen auf die Lieferketten, weil wichtige Rohstoffe aus Russland fehlen. So bezog Schaeffler einen Teil des Stahls aus Russland.

Ausbau der Industriesparte bekräftigt

Dabei gehe es um einen kleineren einstelligen Prozentsatz des gesamten Beschaffungsvolumens, der nun auf andere Lieferanten verteilt worden sei, sagte Rosenfeld. Dazu komme das Thema Logistik. „Es gibt nicht das eine Problem, das heraussticht“, sagte Rosenfeld. „Das Risikomanagement ist scharf gestellt, wir werden Wege finden, wie wir als Schaeffler durchkommen.“

Weil Kabelbäume aus der Ukraine fehlen, haben zahlreiche Autobauer in Deutschland die Produktion gedrosselt. Bei Schaeffler liefen derzeit die Werke noch. Ob Schaeffler ebenfalls bei der Fertigung bremsen muss, sei derzeit unklar. „Wir werden uns in absehbarer Zeit mit allen möglichen Gegenmaßnahmen beschäftigen müssen“, sagte Rosenfeld. Zugleich lobte er die Zusammenarbeit in der Autobranche. „Wenn es etwas positives aus der Corona-Zeit gibt, ist es, dass der Schulterschluss zwischen Herstellern und Zulieferern sehr gut funktioniert.“

Zugleich betonte Rosenfeld, dass sein Unternehmen an einem Ausbau des Industriegeschäfts festhalte. Ob es zu größeren Zukäufen komme, müsse derzeit aber mit Fragezeichen versehen werden. Anfang des Jahres hatten die Herzogenauracher einen kleineren Roboterspezialisten gekauft, bei dem Milliardenverkauf der ABB-Kupplungssparte Dodge waren sie 2021 jedoch nicht zum Zuge gekommen.

Das Industriegeschäft erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro, 13,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist, der bereinigte Betriebsgewinn verbesserte sich um mehr als 50 Prozent auf 426 Millionen Euro.

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