




Der Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, Thomas Enders, hat die angepeilte Fusion mit dem britischen Unternehmen BAE Systems zum weltgrößten Rüstungsunternehmen erneut verteidigt. Nach einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags in Berlin wies Enders am Mittwoch auch Kritik am geplanten Beteiligungsverhältnis von 60 zu 40 mit EADS-Mehrheit zurück. Dies spiegle sehr fair die Wertverhältnisse beider Unternehmen wider. Es sei "nicht etwas, was der Vorstandsvorsitzende mit seinem Gegenpart bei einer Tasse Bier auskegelt, sondern das ist etwas, was sehr professionell vorbereitet worden ist".
Nach einem Zusammenschluss sollen die EADS-Aktionäre einen Anteil von 60 Prozent halten, die Aktionäre von BAE Systems erhielten 40 Prozent. Im Wirtschaftsministerium hält man allerdings ein Verhältnis von 70 zu 30 Prozent für realistischer.
Enders machte auch Vorbehalte gegenüber Staatsbeteiligungen in einem fusionierten Unternehmen von EADS und BAE Systems deutlich. "Wir wollen ein Unternehmen schaffen, das international noch sehr viel erfolgreicher ist, das neue Investoren noch anzieht. Und es gibt viele Beispiele, die belegen, dass Unternehmen in dieser Branche und dieser Größenordnung nicht unbedingt über Staatsbeteiligungen geführt werden müssen", sagte Enders. Näher wollte er auf den Punkt Staatseinfluss nicht eingehen.
Die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin Kerstin Andreae kritisierte im Anschluss an die Anhörung, es seien mehr Fragen offen als beantwortet. „Der nationale Nutzen dieser Fusion erschließt sich nicht.“ Deshalb habe die Bundesregierung in der Sitzung auch offen gelassen, ob sie einem Zusammenschluss zustimmen würde, ergänzte Andreae. Es gehe „nicht nur um das Wie der Fusion, sondern grundsätzlich um das Ob“.
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Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" aus Verhandlungskreisen dringt Berlin darauf, dass das Kräfteverhältnis zwischen Deutschland und Frankreich im neuen Unternehmen gewahrt bliebe. Die Bundesregierung wäre offenbar auch bereit, sich als Aktionär direkt an dem neuen Konzern zu beteiligen, falls die Franzosen ihre Aktien behalten wollen. Eine andere Option wäre, dass sich der französische Staat von seinem EADS-Anteil von 15 Prozent trennt oder ihn reduziert. Das schließt Paris in den Verhandlungen bisher aber aus.
Der deutsche Anteil wird bisher vom Autohersteller Daimler und einem Konsortium aus öffentlichen und privaten Banken gehalten. Im Umfeld von EADS wurde die Forderung erhoben, dass die Bundesregierung auf die Übernahme der Aktien verzichtet, während Frankreich seine Anteile behalten darf. So soll der Staatseinfluss niedrig gehalten werden, was EADS, BAE und der britischen Regierung wichtig ist. Deutschland lehnt ein solches Ungleichgewicht aber ab.