Innovative Modelle Der Biedermann Ford wird sexy

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VW Touareg Hybrid: 77.000 Euro Quelle: dpa

„Die beiden Marken bewegen sich aufeinander zu“, sagt Autoexperte Stürmer. „Ford fährt klar einen Qualitätskurs und hat auch beim Design gewaltig aufgeholt. VW dagegen muss seine an sich guten Produkte noch besser an amerikanische Kundenbedürfnisse anpassen.“

VW sollte den nach Absatz und Gewinn kleineren Wettbewerber Ford nicht unterschätzen. Denn selbst bei Qualität, Innovationsstärke oder Produktionseffizienz muss Ford den Vergleich mit den Deutschen nicht mehr scheuen:

Qualität

: Seit neun Jahren, so heißt es in der wichtigsten Studie zur Neuwagenqualität in den USA, der jährlich erscheinenden „J.D. Power Initial Quality Study“, habe sich die Qualität bei Ford konstant verbessert. 2010 landete Ford in den untersuchten 20 Fahrzeugsegmenten zwölf Mal unter den Top Drei – öfter als jeder andere Hersteller. Nur Honda, Lexus, Mercedes-Benz und Porsche können Ford bei der Neuwagenqualität das Wasser reichen. VW ist kein einziges Mal unter den Top Drei.Innovation: Für das Center of Automotive war Ford 2009 nach VW und Toyota einer der innovationsstärksten Hersteller. Bei Hybridantrieben dürfte Ford sogar einen deutlichen Vorsprung vor VW haben. Die Wolfsburger haben mit dem VW Touareg gerade das erste Hybridmodell ins Programm aufgenommen, das sich aufgrund des hohen Preises von rund 77.000 Euro nur in homöopathischen Dosen verkauft. Ford bietet schon seit 2005 Hybride an und arbeitet an der dritten Generation der Technologie. Weltweit ist Ford nach Toyota bei Hybridtechnik die Nummer zwei. Geht es nach Produktionsvorstand Kuzak, baut Ford „die besten Vollhybridsysteme, die am Markt sind“.

Produktion

: Laut der wichtigsten Studie zur Produktionseffizienz, dem „Harbour Report“, benötigte VW 2007 durchschnittlich 41 Arbeitsstunden, um ein Fahrzeug zu bauen. Bei Ford waren es gut 22 Stunden. „Ich habe so ziemlich alle Autofabriken der Welt gesehen“, sagt Studienautor Ron Harbour. „Die US-Konzerne müssen sich selbst vor den Japanern nicht mehr verstecken. Sie benötigen vergleichsweise wenige Arbeitsstunden pro Fahrzeug, die Produktionskosten sind niedrig, die Werke flexibel, und die Qualität der Fahrzeuge ist gut.“Design: Jahrzehntelang war das Design der Ford-Modelle weltweit nicht nur höchst unterschiedlich, sondern oft auch hässlich. Mit dem kantigen, trapezförmigen „Kinetic Design“ von Ford-Europa-Designchef Martin Smith hat der Autobauer wieder eine Formensprache gefunden, die Ford auch optisch in der Liga von VW mitspielen lässt. „Wir können die Modelle ohne größere Änderungen weltweit verkaufen, das Design kommt in Europa, Asien und Amerika gleich gut an“, sagt Smith.

Auch wenn die amerikanischen Ford-Modelle noch nicht auf das neue Design gebürstet sind: „Wir haben“, sagt Smith, „mit Kinetic Design den Grundstein für eine globale Designsprache gelegt.“

Respekt vor Volkswagen

Den Respekt vor Volkswagen haben die Ford-Manager dennoch nicht verloren. VW sei, sagt Produktionsvorstand Kuzak, immer noch ein Vorbild bei Qualität und Plattformstrategien, auch sei der Konzern sehr stark in Europa und Asien. Im US-Markt besteht Ford indes auf seiner Hoheit: Durch die Insolvenz von GM und Chrysler sowie die Qualitätsprobleme von Toyota, sagt Mulally, sei den US-Kunden bewusst geworden, „dass wir das Unternehmen mit der besten Produktpalette sind“.

Was kann Wolfsburg dem entgegensetzen? VW versucht es mit typisch deutscher Autokultur: „Autobahn for all“ lautet der aktuelle Werbeslogan im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – mit einem aus deutscher Autobahn-Tempoperspektive leicht gehässigen Zusatz: „Kommen Sie zu Ihrem VW-Händler, so schnell, wie es gesetzlich erlaubt ist.“

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