Interview mit August-Wilhelm Scheer "Es geht um mein Lebenswerk"

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Das Auslandsgeschäft ist ein großes Problem für IDS Scheer, seit Jahren schreiben Sie in vielen Ländern Verluste. Wäre es nicht besser, sich aus einzelnen Ländern wieder zurückziehen?

Dann hätte man ja gar nicht anfangen brauchen. Wir kämpfen darum, die kritische Masse zu erreichen. Der IT-Markt ist nun einmal global, daher sehen wir keinen Weg zurück. Wir werden vielleicht kleinere Länder zu größeren Einheiten bündeln, aber wir werden uns auf keinen Fall generell zurückziehen. Natürlich ist das schwierig. Aber man sollte es doch unterstützen, wenn Unternehmen aus Deutschland, wo der Computer einst erfunden wurde, den Mut haben, die Welt zu erobern. Man kann doch nicht den Markt nur den Amerikanern, Chinesen und Indern überlassen.

Auch bei der Beratung, mit der sie zwei Drittel Ihres Umsatzes machen, sind die Margen bescheiden.

Wir überprüfen sehr sorgfältig, welche Beratungen wir in welchen Ländern noch anbieten. Es kann sein, dass wir in einigen Ländern, bestimmte Beratungen, wie einfache SAP-Einführungen, die inzwischen zu einer Commodity geworden sind, zurückfahren.

Da können wir teilweise mit großen, internationalen Beratungsunternehmen nicht mithalten. Stattdessen konzentrieren wir uns auf eigene Produkte und Leistungen, mit denen wir ein Alleinstellungsmerkmal haben. Auch bei komplexen  SAP Einführungen haben wir eine hohe Kundenzufriedenheit.

Sie versprechen anderen Unternehmen, die Geschäftsprozesse zu optimieren. Wieso soll das eigentlich klappen, wenn es bei Ihnen selbst nicht gelingt?

Ja, das ist wie beim Schuster mit den schlechten Schuhen. Da hat man es manchmal schwer,  zu argumentieren. Doch wir wenden unsere eigenen Produkte natürlich selber an. Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder das Image erarbeiten, das wir bis vor kurzem gehabt haben und uns auch zu steht.

Und was passiert, wenn Sie trotz Restrukturierung Ihre Ziele nicht erreichen?

Es geht um die Zukunft meines Lebenswerkes. Soll ich den einfachen Weg gehen und an einen großen Partner verkaufen? Dafür gibt es ja genug Möglichkeiten. Oder sehen wir weiterhin eine Chance, uns aus Deutschland heraus international in diesem Markt zu behaupten? Das ist die Gretchenfrage für mich. Solange ich diese Chance sehe, solange wir noch Ideen und ein Alleinstellungsmerkmal haben und das Management in der Lage ist, das Unternehmen auf den erforderlichen Wachstumspfad zu führen, wollen wir es der Welt zeigen.

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