Interview mit August-Wilhelm Scheer "Es geht um mein Lebenswerk"

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Wie viel Zeit geben sie sich dafür? Ist die Umstrukturierung die letzte Chance?

Wir sind ja nicht Pleite, sondern in jedem Jahr unseres Bestehens profitabel gewesen. Für das nächste Jahr planen wir eine zweistellige EBITA-Marge. Wir ergreifen jetzt die Maßnahmen, um das unter den gegenwärtig absehbaren Bedingungen hinzubekommen. Wir haben eine gute Ausgangsposition und etwa 100 Millionen Euro Cash. Das ist ein Polster zur eigenen Sicherheit und wenn die Unternehmen in der Krise billiger werden können wir auch noch Zukäufe machen.

Doch wir müssen jetzt das Unternehmen so strukturieren, dass es eine Zukunft hat. Entweder als selbstständiges Unternehmen, woran mein Herz hängt. Denn ich habe es nicht gegründet, um Kasse zu machen, sondern um zu zeigen, wie man aus der Forschung heraus Ideen wirtschaftlich erfolgreich umsetzt. Sollte das nicht gehen kann ich jedoch nicht naiv und verknöchert sein.

Bisher haben sie Übernahmespekulationen stets zurückgewiesen. Ist das ein Bewusstseinswandel?

Vor wenigen Jahren, hätte ich es als Unverschämtheit angesehen, wenn man überhaupt nur diese Frage an mich gerichtet hätte. Aber aufgrund meines Alters und der Entwicklungen im Markt, kann ich mich solchen Überlegungen nicht verschließen, das wäre Sturheit.

Ist die zweistellige Marge im kommenden Jahr das Kriterium, oder woran machen Sie den Erfolg fest?

Sie fordern mich jetzt heraus, ein Horrorszenario zu erfinden, am Ende träume ich noch heute Nacht davon. Doch wir müssen sehen, ob Unternehmen unserer Größe vom Markt noch akzeptiert werden. Wenn das nicht mehr der Fall ist und es nur noch ganz Große und kleine, regionale Unternehmen gibt, dann müssten wir uns mit einem großen Partner zusammenschließen. Das wäre keine unrealistische Entwicklung, aber es ist nicht mein Ziel.

Mich beschäftigt derzeit, wie man das Unternehmen wieder auf einen Wachstumskurs bringt. Da sind wir auf dem richtigem Weg, alles andere ist im Augenblick kein Thema. Wenn ich wollte, hätte ich das Unternehmen lange verkaufen können und wäre sehr reich. Doch das ist nicht meine Lebensplanung. Was mache ich mit dem Geld im Geldschrank? Für einen Bundesliga - Fußballverein reicht es wohl nicht, außerdem manage ich lieber mein Unternehmen!

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