Interview mit August-Wilhelm Scheer "Es geht um mein Lebenswerk"

Deutschlands drittgrößtes Software-Unternehmen, IDS Scheer, steckt in der Krise. Der Gründer und Aufsichtsratschef, August-Wilhelm Scheer, erklärt, wie er das Unternehmen wieder auf Kurs bringen will und warum er auch einen Verkauf nicht mehr ausschließt.

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August-Wilhelm Scheer: Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Professor Scheer, die vergangenen Wochen müssen Ihnen wie ein Deja Vu vorkommen. Wie vor zwei Jahren mussten Sie erst den Vorstand wechseln, dann ihre Prognosen nach unten korrigieren.

Scheer: Es hatte sich schon am Jahresanfang gezeigt, dass das Management das Unternehmen nicht mehr richtig im Griff hat. Es wurden Planzahlen veröffentlicht und schon nach sehr kurzer Zeit wieder zurückgenommen. Das war Anlass genug, zu reagieren.

Bei seinem Amtsantritt im September sagte der neue Vorstandschef, Peter Gerard, in diesem Jahr wäre eine zweistellige Marge möglich gewesen. Kurz darauf folgt die Gewinnwarnung. War ihm nicht klar, wie schwierig die Lage ist?

Er meinte, wenn die Maßnahmen, die wir nun ausführen, bereits im vergangenen halben Jahr ergriffen worden wären, wäre eine zweistellige Marge möglich gewesen. Hinzu kam, dass der Lizenzumsatz in den letzten Tagen des Septembers eingebrochen ist.

Wenige Tage vorher haben wir noch mit einem guten dritten Quartalsergebnis gerechnet. Die Änderung der Jahresprognose resultiert außerdem daher, dass die Rückstellungen für Strukturänderungen wesentlich erhöht worden sind. Wir haben ja nicht nur gesagt, die Geschäftslage verschlechtert sich, sondern wir ergreifen Maßnahmen, um das Unternehmen wieder so aufzustellen, wie es erforderlich ist.

Was sind die wesentlichen Änderungen?

Der Produktbereich und die Beratung arbeiten künftig viel enger zusammen. Das motiviert den Vertrieb, denn einzelne Mitarbeiter können jetzt das ganze Spektrum verkaufen. Wir hatten in der Summe auch zu viele Vertriebsmitarbeiter. Die Kürzung von 200 Stellen ist die Konsequenz daraus, dass wir die Vertriebe zusammenlegen. Das ist eine sehr große Kostenentlastung und wir stärken außerdem die Verbindung zwischen Produktbereich und Consulting.

Vor zwei Jahren haben sie die beiden Bereiche doch erst organisatorisch getrennt?

Es gibt auch gute Gründe dafür,  Software und Consulting zu trennen und beide Bereiche  quasi als selbstständige Unternehmen zu führen. Das wäre weiterhin sinnvoll, wenn der Softwarebereich sehr stark abgehoben hätte, doch das ist nicht in der Form eingetreten. Die Zusammenfügung ist sinnvoll, da unsere Softwareprodukte sehr beratungsnah sind und  Methoden enthalten, die man bei Beratungsprojekten einsetzt

Trotzdem ist es ein Schritt zurück und auch die Ziele im Ausland wurden nicht erreicht. Waren die letzen zwei Jahre, verlorene Jahre?

Ich muss leider konstatieren, dass es für die Entwicklung des Unternehmens zwei verlorene Jahre waren. Gott sei Dank nicht ganz zwei, da wir ja schon Anfang des Jahres erste Maßnahmen ergriffen und einen Restrukturierungsausschuss gegründet haben.

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