
Seit Monaten kursieren bei der Schweizer Großbank UBS Gerüchte über mögliche Einschnitte im Investmentbanking: Das Geschäft mit Unternehmenskäufen und Aktienplatzierungen, Währungen und Derivaten, läuft schwach – zu allem Überfluss geriet die Sparte in die Schlagzeilen, weil ein Händler in London 2,3 Milliarden Dollar verzockte. Der Skandal schlug hohe Wellen, Vorstandschef Oswald Grübel musste gehen.
Sein Nachfolger, Interimschef Sergio Ermotti, schafft jetzt Fakten: Wie die Zeitung „Wall Street Journal“ berichtet, will er das Investmentbanking radikal zurechtstutzen. In Zukunft sollen dort weniger Banker arbeiten, sie sollen weniger Kapital bekommen und das Geld in weniger Finanzinstrumente stecken.
Hohes Risiko
Die langjährige Strategie mit zwei Standbeinen sei nicht mehr tragfähig, sagte der Manager laut dem Blatt vor Führungskräften. Die UBS solle sich auf die risikoarme, hochmargige Vermögensverwaltung für reiche Kunden in aller Welt konzentrieren. Ein Verkauf der Investmentbankingsparte werde allerdings nicht erwogen, heißt es.
UBS wolle auch weiterhin Unternehmen bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen zur Seite stehen, auch die Zusammenarbeit mit Fondsmanagern im Wertpapier- und Devisenhandel solle bleiben. Dagegen plane Ermotti, das hochriskante Anleihengeschäft deutlich zurückzufahren. Es brachte der UBS in den Jahren 2007 und 2008 Abschreibungen von rund 50 Milliarden US-Dollar ein. Die Bank musste vom Staat gerettet werden.
Umverteilung droht
Der Handel mit Anleihen und Devisen wird von den Einsparungen besonders betroffen sein. Der Geschäftsbereich – im Banker-Englisch kurz FICC genannt – steht schon seit längerem in der Kritik. Hier hatte Investmentbank-Chef Carsten Kengeter eine Aufholjagd versucht, die bereits vor dem Händlerskandal als gescheitert angesehen wurde. Jetzt will Interimschef Ermotti den Bereich offenbar deutlich verkleinern.
Seine Pläne will der Manager am 17. November vor Investoren vorstellen. Das Investmentbanking macht bislang rund zwei Drittel der Bilanz aus. Laut Zeitung sollen nun die Ressourcen Richtung Vermögensverwaltung umverteilt werden. Damit würde die Bank ihr ohnehin schon laufendes Sparprogramm, bei dem 3.500 Stellen wegfallen, noch verschärfen.