Fragt sich nur, wie schnell die Amerikaner damit in Deutschland und Europa durchdringen. In Frankreich ist das aus Sicht von Berater Schwaiger etwas leichter: „Weil es nur wenige frei empfangbare Programme gibt, sind Bezahlkanäle und Internet-Fernsehen bereits etabliert.“
Etwas schwerer wird die Sache in Deutschland und Österreich. Hier gibt es nicht nur bis zu 200 Gratissender über Antenne, Kabel und Satellit, sondern hier zahlen die Zuschauer bereits spürbare Beträge fürs Fernsehen – zum Beispiel 17,98 Euro im Monat an die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF oder ORF.
Große Furcht vor bestehenden elektronischen Videotheken muss Netflix zurzeit nicht haben. Deren Erfolg hält sich in Deutschland noch in Grenzen: Watchever, der Netflix-Konkurrent des französischen Medienriesen Vivendi, steht gerade zum Verkauf, Maxdome ist zwar Marktführer, dem Vernehmen nach aber ebenfalls nicht profitabel. Und der Bezahlkanal Sky robbt sich nach 20 Jahren auf Sendung an vier Millionen zahlende Zuschauer heran.
Unterm Strich macht das Unternehmen, das klassisches Pay-TV mit Online-Abrufen verbindet, weiterhin tiefrote Zahlen.
Gleichwohl muss Netflix damit rechnen, dass seine führende Rolle beim TV auf Abruf angegriffen werden wird. Als heißester Kandidat gilt der iPhone-Hersteller Apple, der sich dank seines Vermögens sowohl eine komplette Übernahme als auch ein eigenes Angebot leisten könnte. Bislang schreckt der aufwendige Poker um Ausstrahlungsrechte das Unternehmen allerdings vom Video-Streaming ab. Zudem verdient Apple noch immer viel Geld mit dem Verkauf einzelner Videos.
Aber das kann sich rasch ändern. „Sobald die den Eindruck haben, dass sich das ändert“, sagt Werner Ballhaus, Medienspezialist der Beratung PwC, „können die schnell reagieren.“