Dass Apple selbst in dem Geschäft noch mitmischt, war übrigens zeitweilig alles andere als sicher. in den späten Neunzigerjahren war das Unternehmen nach jahrelangem Missmanagement erst in eine Innovations- und daraus folgend auch in eine dramatische finanzielle Krise geraten. Mitgründer Jobs, zwischenzeitlich aus dem Unternehmen gedrängt kam, über durch Apples Kauf seines Computerunternehmens NeXT wieder an Bord, strich Produktlinien wie den Handheldcomputer Newton, beendete die Lizenzierung der Mac-Software an andere Hersteller und fädelte einen geradezu diabolisch scheinenden Kontrakt ein.
Am 6. August nämlich verkündete er – zusammen mit dem per Videokonferenz zugeschalteten Microsoft-Gründer Bill Gates – dass sich der Erzkonkurrent aus Redmond mit einem 150-Millionen-Dollar-Investment bei Apple einkaufe. Offiziell verband Microsoft damit unter anderem eine Kreuzlizenzierung von Patenten. Inoffiziell beendeten beide Unternehmen damit auch ihren Disput über die Ähnlichkeiten von MacOS und Windows.
Es war ein Deal unter ziemlich Ungleichen. Microsoft war kurz nach dem Einstieg eine halbe Milliarde Dollar wert, Apple selbst keine drei Milliarden mehr.
Und doch war es ein Deal, der vermutlich beiden Beteiligten das Überleben rettete. Denn als Gates Jobs aus der Finanzklemme half, stand Microsoft selbst unter massivem Druck der Wettbewerbsbehörden aus den USA und Europa, die teils sogar die Aufspaltung des Quasi-Monopolisten der PC-Welt forderten. „Gates zielte daher wohl kaum auf Investment-Erlöse, sondern darauf, Apple als einzig nennenswerten Anbieter eines konkurrierenden Betriebssystems am Leben zu erhalten“, sagt Barry Ritholtz, Investment-Chef einer US-Vermögensverwaltung und Kolumnist beim Wirtschaftsdienst Bloomberg, im Rückblick. „Aus wettbewerbsrechtlicher Perspektive war das ein Geniestreich.“
Es wäre am Ende sogar ein phantastisches Finanzinvestment gewesen. Denn nachheutigen Maßstäben wäre der Anteil wohl deutlich über 20 Milliarden Dollar wert – ein sensationelles Ergebnis für die ursprünglich investierten 150 Millionen Dollar. Den strategischen Vorteil, dass Microsoft nicht aufgespalten wurde, gar nicht erst eingerechnet.
Trotzdem hat Apple von dem Investment noch weitaus stärker profitiert. Mit gut 600 Milliarden Dollar aktueller Börsenbewertung, hat der einstige Insolvenzkandidat den früheren Gönner deutlich deklassiert. Microsoft ist inzwischen zwar auch wieder rund 435 Milliarden Dollar wert – allerdings nach einem Sturz auf nur noch etwa 127 Milliarden im Frühjahr 2009.