40 Jahre Apple Von der Zigarrenkiste zum iCar

Die Kiste, die zwei Männer vor 40 Jahren in einer kalifornischen Garage erfunden haben, hat Leben und Gesellschaft so radikal verändert wie keine andere Innovation seit der Erfindung des Autos. Und es ist nicht vorbei.

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Das sind die größten Meilensteine des IT-Giganten
Steve Jobs (rechts) und Steve Wozniak Quelle: dpa
Apple II Quelle: AP
Jobs Quelle: AP
1982 - 19841982 holt Jobs den deutschen Designer Hartmut Esslinger und sein Team nach Kalifornien, um das Aussehen der Apple Computer neu zu definieren. Der Apple Macintosh von 1984 ist seitdem ein Stück Designgeschichte. Quelle: dpa
1985Krise bei Apple. Jobs sucht den Machtkampf mit CEO John Sculley, der in Jobs Rauswurf endet. Quelle: dpa
1991: der erste LaptopApple bringt seinen ersten erfolgreichen Laptop auf den Markt, das PowerBook 100. Quelle: AP
PDA Apple Newton Quelle: dpa

Das Jahrzehnt, dem ihre Entwicklung den Namen gab, hat noch gar nicht begonnen, als sich zwei Männer in einer Garage, südlich von San Francisco, über eine Werkbank beugen. Man schreibt das Jahr 1976, sie hantieren mit Lötkolben und Laubsäge, verdrahten Elektronik-Chips, zersägen und verkleben Holzkisten und verwerfen ihr Werk immer aufs Neue.

Es ist die Garage von Haus 2066 Crist Drive in Los Altos, einem besseren Wohnviertel im Speckgürtel der kalifornischen Metropole. Wo Alleebäume die Vorgärten der Häuser und Pools die Gärten dahinter schmücken. Paul und Clara Jobs wohnen hier, und ihr 21-jähriger Sohn Steven Paul, genannt "Steve". Der hat sein Studium geschmissen und arbeitet nun als Techniker beim Videospiel-Produzenten Atari. Vor allem aber bastelt er in der Garage mit seinem fünf Jahre älteren Kumpel Stephen Wozniak an der Verwirklichung einer gemeinsamen Vision.

Apple in Zahlen

Die beiden wollen einen Volkscomputer entwickeln. Einen Rechner im Format einer besseren Schreibmaschine – nicht viel teurer als eine ordentliche Stereoanlage. In einer Zeit, in der Computer so teuer wie Einfamilienhäuser sind, ist das ein geradezu revolutionärer Plan.

Mit nicht minder revolutionären Folgen: Denn die Umbrüche, die Jobs und Wozniak mit ihrem Kleincomputer anstoßen, verändern Leben und Gesellschaft in den Dekaden danach so nachhaltig, wie es seit der Erfindung des Automobils keiner anderen Innovation gelang.

Von der Industrie- zur Informationsgesellschaft

Ohne es zu ahnen, werden die beiden Männer Wegbereiter jener gesellschaftlichen und ökonomischen Zeitenwende, die in den Achtzigerjahren beginnt und die bald nur noch "PC-Age" heißt: Dass Kardiologen einmal via Internet die Herzschrittmacher von Patienten programmieren, Handynutzer per Mobilfunk ihren Sitzplatz im Flugzeug tauschen oder die Kühltruhe im Supermarkt beim Hersteller neue Pizzen ordert, wenn der Vorrat zur Neige geht – all das wäre ohne die Vorarbeit, die Jobs und Wozniak leisten, und die anschließende Verbreitung des Computers undenkbar gewesen.

Das Zeitalter des PC markiert den Übergang von der Industrie- in die Informationsgesellschaft. Eine Gesellschaft, in der Entfernungen schrumpfen, weil Menschen nicht nur in Echtzeit kommunizieren, sondern auch in Sekunden selbst ein Millionenpublikum erreichen können. Das neue Zeitalter begründet aber auch eine Wirtschaftsepoche, in der ganze Berufsgruppen verschwinden – vom Setzer in der Druckerei über Lohnbuchhalter bis zum Fernmeldeelektriker. Zugleich aber explodiert die Produktivität vieler Unternehmen durch die elektronische Verknüpfung der Geschäftsabläufe, entstehen Abermillionen neuer Jobs in ebenso atemberaubendem Tempo. Wer hätte 1980 voraussagen können, was dereinst Suchmaschinen-Optimierer machen oder Web-Designer?

Doch zunächst geht es Wozniak und Jobs nur darum, ihre hutschachtelgroße Holzkiste in Gang zu bringen. Wozniak, das Technikgenie, konzentriert sich darauf, die Technik zu optimieren. Jobs, der geniale Vermarkter, kümmert sich um den Verkauf. "Ich orientierte mich an den Funktionen", erinnert sich Wozniak im WirtschaftsWoche-Gespräch. "Steves Ziel war, Dinge attraktiv zu machen."

Mit Wagemut die Welt auf den Kopf stellen

Der 1. April 1976 markiert die digitale Zäsur. An diesem Donnerstag vor vierzig Jahren gründen die beiden Steves zusammen mit ihrem Ex-Kollegen Ronald Wayne und 1300 Dollar Startkapital das Unternehmen Apple. Wayne, von dem es heißt, er habe das erste Apple-Logo gezeichnet, gibt seinen Zehn-Prozent-Anteil allerdings schon nach nur elf Tagen wieder an die beiden Mitgründer ab.

Für das Paket bekommt Wayne in zwei Tranchen am Ende 2300 Dollar von seinen Partnern. Gemessen an seinen 130 Dollar Einlage ist das zunächst kein schlechtes Geschäft. Auf lange Sicht allerdings schon. Heute wäre sein Anteil gut 53 Milliarden Dollar wert.

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