Auch das ist eine Folge der dramatischen Relevanzverschiebung in der digitalen Welt, die Apple – wie das Beispiel iPhone zeigt – im vergangenen Jahrzehnt weit erfolgreicher gemanagt hat, als Microsoft. Der PC-Dominator krebst mit seinen Windows-Phones konstant an der Grenze zur Irrelevanz. Die paar Prozent verbliebener Marktanteil gehen in der Wahrnehmung neben Googles Android-Welt und Apples iOS fast im Grundrauschen unter.
Und doch ist alles andere als ausgemacht, wer besser für die nächste Dekade des Computerzeitalters aufgestellt ist. Denn die wird bestimmt vom Internet der Dinge, jenes allumfassenden Computernetzes, das jeden Winkel des Alltags durchdringt. Mithilfe des weltweiten Datennetzes lösen sich Daten von PC-Festplatten und aus den Smartphone-Speichern. Cloud Computing, die Datenverarbeitung in der Wolke Internet, elektrisiert die Computerwelt. Die Idee dahinter: Programme und Daten lagern, statt auf dem Büro- oder Privat-PC, in der virtuellen Wolke.
Cloud-Computing-Konzepte werden auf immer mehr Anwendungen übertragen. Privatleute pflegen ihre Fotoalben im Web. Mitarbeiter in Unternehmen müssen Dokumente nicht mehr per Diskette kopieren, sondern greifen übers Netz darauf zu und bearbeiten sie dort mit Kollegen. Unternehmen wie Salesforce.com vertreiben ganze Softwarepakete für das Kundenmanagement, die komplett im Internet laufen – statt wie zuvor auf den Büro-PCs.
Immer mehr vernetzte Geräte greifen – neben PCs und Telefonen – auf Informationen im Netz zu; vom Internet-Handy bis zum TV-Gerät mit Online-Anschluss. Das Wachstumsgeschäft der Computerriesen konzentriert sich darauf, Hard- und Software zu entwickeln, mit denen sich diese Informationen im weltumspannenden Wissensverbund des Internets speichern, dort verarbeiten oder auch von dort wieder abrufen lassen.
Computer werden unsichtbar Spielekonsolen, Handys, Fernseher, selbst Autos, Heizungen und Waschmaschinen können auf das Wissen im Netz zugreifen. Und gerade sind die Geräte dabei zu lernen, auch völlig eigenständig zu kommunizieren.
Navigationsgeräte etwa erfahren über das Internet, wo sich Autos stauen, und suchen flexibel nach anderen Wegen. Mit winzigen Chips ausgestattete Hemden messen die Herzfrequenz von Patienten und verständigen im Notfall einen Arzt. Computer dringen in immer mehr Lebensbereiche ein. Doch sie werden dabei zunehmend unsichtbar. "Ziel ist, dass sich die Maschinen dabei den Menschen anpassen – nicht umgekehrt", sagt Designer-Ikone Esslinger.
All das will auch Apple erschließen. Doch Tim Cook, der den 2011 verstorbenen Jobs wenige Monate vor dessen Tod an der Unternehmensspitze ablöste, tut sich schwer dabei, das Unternehmen so innovativ zu halten, wie zu Zeiten des genialen Firmengründers. So wie Steve Ballmer Microsoft nach dem Ausscheiden von Mitgründer Bill Gates zwar ökonomisch exzellent managte und zu immer neuen Gewinnrekorden führte (aber es versäumte, erfolgreich zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu erschließen) liefert auch Apple im Jahr fünf nach Jobs und im 40. Jahr seines Bestehens, erstklassige Zahlen aber wenig Inspiration.
Vielleicht gelingt es Cook ja, mit neuen Ideen zur Vernetzung von Smartphone und Gebäudesteuerung, mit Software zur Gesundheitsüberwachung (beides gibt es schon fürs iPhone) oder mit irgendwelchen anderen revolutionären Einfällen – Fans spekulieren seit langem auf den Apple-Fernseher oder das iCar – dem Unternehme neuen Schwung zu verleihen.
Vielleicht braucht es aber auch erst noch einen zweiten personellen Umbruch auch in der Nachfolge von Steve Jobs. So wie erst der Antritt von Satya Nadella nach dem Abgang von Steve Ballmer Microsoft wieder neue strategische Dynamik verliehen hat.
Eines aber ist unbestritten. Ohne den genialen Einfall von zwei Steves vor 40 Jahren hätte die Computer-Revolution so nie stattgefunden, hätte vielleicht nicht einmal der PC zum prägenden Werkzeug mindestens zweier Jahrzehnte werden können. Dass es sehr wohl so gekommen ist: Apple sei Dank!