Die drei deutschen Mobilfunknetzbetreiber merken, dass es ernst wird: Die Deadline, alles zu melden, verstreicht bereits in wenigen Tagen am 4. April. Die deutsche Politik prüft erneut, ob von den Huawei-Teilen im deutschen Mobilfunk-Netz eine Gefahr für die nationale Sicherheit ausgeht. Dabei geht es jetzt auch um bereits verbaute Komponenten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Deutschland doch noch der Einschätzung von Nationen wie den USA, Großbritannien, Japan, Australien, Schweden oder Belgien und anderer Nationen anschließt, wächst.
Deshalb meldet sich Philippe Rogge, der neue Chef von Vodafone in Deutschland, zu Wort: Er fordert klare Richtlinien – und eine Übernahme der Kosten, falls es zu ungeplanten Umbauten an den Netzen käme.
Sicher ist er in einer besseren Position, diese Forderung zu artikulieren, als die Chefs von der Deutschen Telekom und Telefónica. Rogge ist neu bei Vodafone. Tim Höttges und Markus Haas dagegen entschieden sich persönlich, trotz der vehementen Warnungen aus Amerika, ihr Antennennetz weiter in gleichem Ausmaß mit chinesischen Bauteilen zu bestücken.
Seitdem spitzt sich die geopolitische Lage stetig zu – China rückt dem kriegerischen Russland immer näher, nicht seinen westlichen Handelspartnern.
2018 wäre ein denkbar guter Zeitpunkt gewesen, Huawei auszuschließen, da für den Umstieg auf 5G ohnehin ein großer Teil der Komponenten an den Antennen auszutauschen war. Deshalb kam der britische Netzbetreiber British Telecom, der anfangs von Milliardensummen für den Austausch warnte, mit 500 Millionen Pfund zusätzlichen Kosten davon. Vodafone und die anderen deutschen Netzbetreiber aber schlossen zeitgleich kühlen Kopfes neue langfristige Lieferverträge mit Huawei ab.
Gehört es nicht zum unternehmerischen Risiko, Fehlentscheidungen zu treffen? Und danach für die Entscheidung auch geradezustehen? Ob man es Nanny-Staat oder Airbag-Mentalität nennt: Die Unternehmen beschweren sich über die hohen Steuern hierzulande, sind zugleich aber die ersten, die vom Staat Hilfspakete fordern, wenn es für sie nicht rundläuft. Für ihr Huawei-Abenteuer, in das sie sich sehenden Auges begeben haben, sollten die Mobilfunker selbst bezahlen.
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