
London Die britische Zeitung „News of the World“ hat bis zu ihrer Schließung im Juli nach Angaben der Polizei die Telefone von etwa 800 Personen angezapft. Die Ermittler hätten wegen der illegalen Praktiken des einstigen Boulevardblattes mit mehr als 2.000 Personen gesprochen, teilte die Scotland Yard am Samstag mit. Von den Befragten seien insgesamt 803, deren Namen sich allesamt in den Notizen eines von der Zeitung beauftragten Privatdetektivs befunden hätten, von den Abhöraktionen betroffen gewesen.
Eine „ganze Reihe“ weiterer Personen hatte die Zeitung den Angaben zufolge als potenzielle Ziele ausgemacht, vermutlich aber nicht tatsächlich bespitzelt. „Wir sind davon überzeugt, dass wir inzwischen alle Personen persönlich kontaktiert haben, die gehackt wurden oder die mit großer Wahrscheinlichkeit gehackt wurden“, hieß es. Nach der Beschlagnahmung von Unterlagen des zu einer Haftstrafe verurteilten Privatdetektivs Glenn Mulcaire hatte die Polizei die Zahl der möglichen Hacking-Opfer zunächst mit 5.795 angegeben.
Im Juli hatte sich der Verleger Rupert Murdoch gezwungen gesehen, die zu seinem Medienkonzern News International gehörende „News of the World“ einzustellen. Zuvor war herausgekommen, dass Mitarbeiter der Zeitung die Mailboxen von Handys zahlreicher Prominenter abgehört hatten, darunter Schauspieler, Sportler, Politiker und sogar Verbrechensopfer. Mehrere Journalisten wurden festgenommen, darunter der frühere Chefredakteur Andy Coulson.
Im Zuge der Ermittlungen wurde auch Kritik an der Polizei laut, die schon Jahre zuvor Hinweise erhalten hatte. Mitarbeiter von Scotland Yard sollen persönliche und geschäftliche Beziehungen zu Murdoch-Managern unterhalten haben.