Wer immer beklagt, dass es zu wenig weibliche Führungskräfte gebe, erst recht im IT-Umfeld, sollte seinen Blick auf Microsoft in Deutschland richten. Denn mit Agnes Heftberger übernimmt dort zum 15. April bereits zum dritten Mal in Folge eine Chefin den Vorsitz der Geschäftsführung. Heftberger übernimmt, wie Microsoft-Europachef Ralph Haupter am Dienstag in einer Nachricht an die Microsoft-Beschäftigten bekannt gab, in gut zwei Wochen die Führungsrolle von Marianne Janik. Letztere wird den Ableger des US-Konzerns nach drei Jahren auf dem Chefposten auf eigenen Wunsch verlassen.
Janik ihrerseits hatte die Aufgabe 2021 von Sabine Bendiek übernommen, die damals von Microsoft als Personalchefin in den Vorstand des Walldorfer Softwarekonzerns SAP gewechselt war. Wohin es Janik künftig zieht, ist bisher noch offen. Klar aber ist, woher ihre Nachfolgerin kommt.
Heftberger, gebürtige Österreicherin mit einem Master in International Business der Wirtschaftsuniversität Wien, wechselt von IBM, wo sie zuletzt das Gesamtgeschäft von IBM in Australien, Südostasien, Korea und Neuseeland verantwortet hatte. Davor war sie unter anderem Vertriebschefin für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei IBM und Mitglied der deutschen IBM-Geschäftsleitung.
Eine der wichtigsten Unternehmensentscheidungen in den drei Jahren unter Janiks Führung war sicherlich die Ankündigung des US-Konzerns, insgesamt 3,2 Milliarden Euro in den Bau mehrerer Rechenzentren – drei bei Köln, eines bei Frankfurt – sowie in KI-Trainingsprogramme für mehr als 1,2 Millionen Menschen in Deutschland zu investieren. Die entsprechenden Pläne hatten Janik, Microsoft Vize-CEO Brad Smith sowie Bundeskanzler Olaf Scholz Mitte Februar in Berlin vorgestellt.
Mitte März hatten Janik sowie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), die NRW-Wirtschafts- und Digitalisierungsministerinnen Mona Neubaur (Grüne) und Ina Scharrenbach (CDU) die Pläne für Nordrhein-Westfalen konkretisiert. So soll je ein Rechenzentrum in den rheinischen Kleinstädten Bergheim und Bedburg entstehen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst nannte die Investition „ein starkes Signal für Deutschland und ein großartiger Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier“. Tatsächlich ist die Region massiv vom absehbaren Ende der Braunkohle-Verstromung betroffen. An den beiden bekannten Standorten dürfte Microsoft zunächst rund 300 Arbeitsplätze schaffen.
Da Microsoft seine Rechenzentren allerdings üblicherweise in Clustern aus je drei nahegelegenen Standorten errichtet, ist somit noch offen, wo der dritte Teil des Clusters entsteht. „Derzeit laufen die Verhandlungen noch“, heißt es dazu aus dem Tech-Konzern. Es ist also unwahrscheinlich, dass die finale Entscheidung über das dritte Rechenzentrum noch unter Marianne Janiks Ägide gefällt wird. Nachfolgerin Agnes Heftberger hingegen dürfe die Ankündigung, wohin der dritte Teil von Microsofts Millioneninvestment im Rheinland fließen wird, schon bald einen Einstand nach Maß ermöglichen.
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