Airbnb expandiert Mit seinem Hobby Geld verdienen

Airbnb wandelt sich vom Hotelkonkurrenten zum erlebnisorientierten Reiseanbieter. Damit eröffnen sich auch für die Mitglieder neue Einnahmequellen. Wer keine Wohnung zu vermieten hat, macht sein Hobby zu Geld.

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Das Logo vom Onlineübernachtungsdienst Airbnb Quelle: dpa


Airbnb begann mit der Vermietung von Schlafgelegenheiten auf Luftmatratzen und entwickelte sich zum Übernachtungsanbieter mit drei Millionen verfügbaren Objekten weltweit, inklusive Luxusvillen. Das sind mehr Betten als Hotelketten wie Hilton oder Marriott anbieten können. Jetzt krempelt das mit 30 Milliarden Dollar bewertete Start-up aus San Francisco den Markt für Pauschalreisen um.

Mit „Experiences“ bietet Airbnb ausgesuchte Erlebnis-Veranstaltungen in zunächst zwölf Weltstädten an, 2017 sollen es über 50 sein. Dann wird mit Berlin auch die erste deutsche Stadt dabei sein. Als nächsten Schritt versprach Mitgründer und Vorstandschef Brian Chesky am Donnerstag in Los Angeles die Vermittlung von Flügen und „Dienstleistungen“, wie zum Beispiel die Buchung von Mietwagen oder die Anlieferung von frischen Lebensmitteln zum Urlaubsort.

Mit stehenden Ovationen feierten Hunderte Mitarbeiter und Airbnb-Vermieter aus aller Welt Chesky als dieser die Bühne des historischen Orpheum-Filmtheaters betrat. Über 7000 Teilnehmer kamen zur zweiten „AirBnB Open“, die bis Samstag läuft. Hier treffen sie andere Vermieter, intern „Gastgeber“ genannt, und lernen in Seminaren, wie man bei den Gästen einen guten Eindruck hinterlässt und was einen erfolgreichen Vermieter sonst noch ausmacht.

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Die neue Sparte ist der Versuch, das frühere Image der verschworenen Gemeinschaft von Menschen, die sich als Fremde begegnen und als Freunde auseinandergehen, in die brutale Welt des Massentourismus zu retten. Der Unterbereich „Trips“ vermittelt ausgesuchte Erlebnisse von privaten Städteführungen in zwei Stunden bis zur mehrtägigen Erkundung Kaliforniens in Oldtimerautos.

Wer ein spezielles Hobby oder eine besondere Expertise hat, der kann sich bewerben. Solche Erlebnisangebote sind nicht neu, der Töpferkurs in der Toskana oder die Surfschule auf den Malediven sind schon lange buchbar. Aber nun steht hinter den Angeboten die Marketing-Plattform Airbnb mit hunderten Millionen Mitgliedern.

Mit AirBnB ein paar Euro dazuverdienen


Rund fünfzig Prozent der Angebote kosten weniger als 200 Dollar, verspricht Chesky. Airbnb bekommt 20 Prozent des Preises, deutlich mehr als die drei Prozent aus einer vermittelten Übernachtung. Dafür bietet das Start-up im Gegenzug Unterstützung beim Marketing. Aktuell seien über 500 Trips verfügbar bis hin zum Handarbeitskurs im koreanischen Seoul.

Alexander Schwarz, General Manager Deutschland, Österreich und Schweiz, sieht Potenzial weit über Berlin hinaus. „Der Bergführer aus Bayern bekommt dann die Chance, sich auf Airbnb ein paar Euro hinzuzuverdienen, ohne dass er eine Wohnung zu vermieten hat“, erläutert er im Gespräch in Los Angeles. Seit heute können sich deutsche Interessenten auf der Webseite bewerben.

„Trips“ ist der Testballon für die Ausweitung der Umsatzbasis und eine Diversifizierung zusätzlich zum reinen Übernachtungsgeschäft. Das Mieten einer Airbnb-Unterkunft ist nicht nötig, um eine Erlebniseise zu buchen. Das Gleiche wird für den Flugdienst gelten, der bisher noch nicht gestartet ist, und zu dem es noch keine Details gibt. Airbnb wildert damit in Märkten anderer Start-ups wie Expedia oder Tripwire.

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Die Diversifizierung kommt vor dem Hintergrund eines zunehmenden Gegenwinds in vielen Städten der Welt, in denen teils strikte Gesetze die Kurzzeitvermietung von Privatwohnungen und damit das Wachstum von Airbnb limitieren. Besonders Berlin hat sich mit einer strikten Regulierung hervorgetan, und auch San Francisco ergreift immer mehr Maßnahmen.

Die Angst ist, dass immer mehr Mietwohnungen permanent vom Markt verschwinden und nur noch an Touristen vermietet werden. Die Stadt San Francisco schätzt, dass durch Vermittlungsplattform bereits bis zu zehn Prozent des Wohnungsbestands „verschwunden“ ist und Airbnb so zu den stetig steigenden Mieten beiträgt.

Deutschlandchef Schwarz versteht die Sorgen vieler Kommunen und betont Gesprächsbereitschaft: „Wir wollen selbst keine Grauzonen dulden. Wir wollen eine klare Regelung und Trennung von legalem gewerblichem Geschäft und privater Wohnraumüberlassung.“

Das neue Angebot „Places“ ist auch ein direkter Angriff auf Online-Bewertungsseiten wie Yelp oder Entwicklern von Reiseführern wie etwa Marco Polo. Lokale Airbnb-Vermieter und andere „Experten“ geben hier ihre Geheimtipps preis, ein Tisch im angesagten Restaurant wird direkt über die Smartphone-App gebucht. „Das ist noch lange nicht alles“, so Chesky. „Da ist noch viel Platz für anderes.“

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