Aktie stürzt nach Quartalsergebnis ab Vier Gründe, warum die Apple-Zahlen problematisch sind

Um die Verkaufszahlen des iPhones steht es schlimm, das war bereits vor der Präsentation der Apple-Zahlen klar. Doch die Probleme des Konzerns gehen weit darüber hinaus. Warum die jüngsten Apple-Zahlen so bedeutend sind.

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Das iPhone SE wird die Baustellen des Konzerns nicht beseitigen. Quelle: Reuters

Grund 1: Kein neuer Top-Seller in 2016

Rund 51 Millionen iPhones, zehn Millionen weniger als im Vorjahresquartal, gingen zwischen Januar und Ende März über die Ladentheken und üblicherweise wird sich da auch nicht viel ändern, weil langsam das Warten auf das iPhone 7 schon beginnt. Das Problem: Von allem, was die Gerüchteküche so zu berichten weiß, wird das iPhone 7 sich optisch nur in Nuancen vom 6er unterschieden und lediglich unter der Haube Neuerungen erfahren. Das klingt nicht nach einem Erfolgsrezept in gesättigten Märkten, wo die Upgrade-Müdigkeit mit Händen greifbar ist. Ein voraussichtlich stark überarbeitetes iPhone 8 wird erst 2017 erwartet.

Das größte Problem könnte nun die Konkurrenz aus dem eigenen Haus werden: das neue iPhone SE . Es ist schnell, billiger, hat moderner Technik und das Zeug, den Kahlschlag-Effekt des iPad mini zu wiederholen: Mit Einführung des iPad mini begann die Talfahrt des teureren Vollpreismodells. Ein Trend zum billigeren SE ginge zu Lasten des 6ers und 7er iPhones. Die Aussagen des Managements im Analystengespräch, dass man derzeit Lieferengpässe beim SE habe, ist also nur positiv, wenn die Nachfrage nicht bei den anderen Modellen kannibalisiert.

Grund 2: China alarmiert

China war und ist eigentlich noch immer Apples Hoffnungsmarkt. Doch gegenüber dem Vorjahr ist der Umsatz um 26 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar gefallen. Kein anderer Weltmarkt ist so stark eingebrochen und fast 60 Prozent des Umsatzverlusts im Quartal resultieren nur aus China inklusive Taiwan und Hong Kong. Das hat mehrere Gründe. Zum einen die angespannte wirtschaftliche Situation im Lande. Dazu kommt eine massive Konkurrenz von Firmen wie Xiaomi oder Huawei, die immer höherwertige Produkte anbieten.

Gleichzeitig eskalieren die Animositäten mit der Regierung in Peking. Apple-Dienste mussten zeitweise abgeschaltet werden. Das Problem: Es gibt keinen Ersatz für China, jedenfalls nicht kurzfristig. Tim Cook erwähnte im Gespräch mit Analysten Indien, warnte aber vor zu großen Hoffnungen. Er sehe Indien heute „da, wo China vor sieben bis zehn Jahren“ war. Da müssen die Anleger lange warten.

Grund 3: Alle Kernbereiche sind betroffen

Mit dem iPhone-Einbruch hatte jedermann gerechnet. Schließlich hatte Apple ihn selbst schon angedeutet. Er war also keine Überraschung. Überraschend ist, dass alle Kernbereiche von dem Abwärtssog betroffen sind. iPad-Verkäufe sind im Jahresvergleich 19 Prozent im Minus, Mac-Computer zwölf Prozent im Minus. Die Bereiche Services und „Sonstiges“ legten zwar zu, aber sind vergleichsweise klein.

Grund 4: Die Apple Watch ist ein Problem, keine Lösung.

Ein Jahr ist die sagenumwobene Apple Watch jetzt erhältlich und die Entwicklung ist mehr als bemerkenswert. Apple versteckt die Verkäufe schamhaft im Bereich „Sonstiges“, wo sich Dinge wie Apple TV oder Dr. Dre-Kopfhörer tummeln und weigert sich standhaft, klare Zahlen zu veröffentlichen. Doch im abgelaufenen Quartal kollabierte der Umsatz der Gemischtwaren-Sparte um 50 Prozent gegenüber dem Weihnachtsquartal. Und zum Vorjahr, als es noch keine Watch gab, verbleibt nur ein Plus von rund 30 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Selbst wenn man eine starke Weihnachtslastigkeit bei Smartwatches unterstellt, IDC Research errechnet rund vier Millionen Apple Watches für das Weihnachtsquartal, ist der Einbruch zu Jahresbeginn beunruhigend hoch. Bis zur Präsentation einer neuen Watch ist kaum mit einer Besserung zu rechnen.

Und was sagt die Wall Street? Analysten übten sich am Mittwoch überwiegend in verhaltenem Optimismus. Appleinsider zitiert etwa Timothy Arcuri von Cowen and Company, der die Aktie weiter mit „Outperform“ bewertet, aber das Kursziel von 135 auf 125 Dollar senkt. Wells Fargo setzt ebenfalls auf 2017 und ein Ziel von 120 bis 130 Dollar. Gene Munster, größter Apple-Bulle an Wall Street, glaubt an eine Erholung im Weihnachtsquartal 2016 und hat laut Appleinsider ein „Overweight“-Rating. Allerdings auch hier eine Abwärtskorrektur: Das Kursziel sinkt von 172 auf 153 Dollar.

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