Alphabet-Finanzchefin Wie Ruth Porat Nerds Finanzdisziplin beibringt

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"Wo Informationen fehlen, entstehen Gerüchte"

Tony Fadell, der Gründer von Nest, 2014 von Google übernommen, hat gesagt: „Die Epoche der finanziellen Disziplin ist über uns gekommen.“ So klingt Götterdämmerung.
Noch mal: Finanzielle Disziplin ist etwas Gutes und aller Anfang von wirtschaftlichem Erfolg. Wir schaffen Klarheit und Sichtbarkeit, wo und warum wir investieren, und schauen das auch über einen längerfristigen Zeitraum an. Und, ja, dann treffen wir Entscheidungen. Klar ist doch: Wir müssen investieren, um nachhaltig Wachstum zu erzielen. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, mit den Investitionsentscheidungen schlampig umzugehen.

Warum ist Ihnen Transparenz so wichtig?
Es gibt diesen Satz, der da lautet: „The absence of information is filled with dirt.“ Wo Informationen fehlen, entstehen Gerüchte. Mein Job ist es, dabei zu helfen, die Informationslücken mit Fakten und Analysen zu füllen, damit genau das nicht passiert.

Welche Lücken gab es denn?
Keine Lücken, aber wir wollen sichergehen, dass wir richtig fokussieren. Es ist ja verständlich, dass unsere Zukunftsprojekte, die Moonshots oder „Other Bets“ viele Menschen faszinieren. Aber Google ist und bleibt das Zentrum. Mir ist es wichtig, das im Markt immer wieder deutlich zu machen

Sie sehen Werbevermarktung in der Google-Suche also auch langfristig als Kerngeschäft?
Absolut. Die Geschichte geht ja weiter. Unser größtes Potenzial liegt innerhalb von Google. Machine Learning hat enorme Entwicklungsmöglichkeiten, ebenso die Cloudlösungen, aber auch Hardware und die neuen Abomodelle, die YouTube nun im US-Markt gestartet hat. Investieren heißt also nicht immer, Geld in die fernen Zukunftsprojekte zu stecken. Sondern da geht es auch primär um unser Kerngeschäft.

Wir haben bei Suchen im Netz mit Tippen angefangen, dann kamen die Wischbewegungen, jetzt sprechen wir mit unseren Telefonen. In Sprache lässt sich schwer Werbung verpacken. Ist das für Ihr Geschäftsmodell nicht eine gefährliche Entwicklung?
Die Nutzer bewegen sich heute in einer Welt aus vielen unterschiedlichen Bildschirmen. Gerade beim Smartphone gilt: Wenn die Anfrage über Sprache erfolgt, heißt das nicht zwangsläufig, dass auch die Antwort immer Sprache sein muss. Wenn ein Bild besser zeigen kann, worum es geht, möchte ich das sehen und nicht nur beschrieben bekommen. Da wird es viele Kombinationen geben.

Was Google Neues plant
GoogleI/O Quelle: AP
Google I/O Quelle: REUTERS
Google I/O Quelle: AP
Google I/O Quelle: REUTERS
Google I/O Quelle: REUTERS
Augmented RealityErweiterte Realität wird zum Beispiel helfen, das richtige Regal im Supermarkt zu finden – und zwar indem die Marschrichtung in das Kamerabild auf dem Smartphone-Display eingeblendet wird. Quelle: REUTERS
Android OAndroid O bekommt als diesjährige Version des meistbenutzten Smartphone-Betriebssystems unter anderem ausgeklügeltere Benachrichtigungen und einen Bild-in-Bild-Modus, wie man ihm vom Fernseher kennt. Quelle: REUTERS

Alphabet hat im ersten Quartal 2017 ein gigantisches Ergebnis vorgelegt. Trotzdem sind Sie mit Versprechungen zurückhaltend. Warum?
Sie können einen in die Irre leiten. Das hat auch etwas mit Kurz- und Langfristplanung zu tun. Zwischen beiden kann es schon mal Spannungen geben. Wann immer ich nach Prognosen zu Betriebsausgaben oder Investitionen gefragt werde, antworte ich deshalb mantraartig: Wir planen langfristig. Ohne Investitionen können wir nicht nachhaltig wachsen.

Also keine Ergebnisprognose für die nächsten Quartale?
Kriegen Sie nicht, keine Chance.

Warum kaufen Sie neuerdings Aktien zurück?
Das müssen Sie in einem größeren Zusammenhang sehen. Wir setzen erst einmal auf organisches Wachstum. Und dann machen wir natürlich Zukäufe. YouTube war eine großartige Übernahme, DoubleClick ebenso. Und immer mal wieder steht etwas an. Aber selbst wenn man das alles berücksichtigt und wir eine Mehrjahresvorschau anstellen, bleibt genug in der Kasse. Wir geben ja auch über das Jahr hinweg Aktien als Teil unseres Anreizsystems aus. Es hat eine gewisse Logik, dass man dann auch mal welche zurückkauft.

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