Alphabet Google zerlegt sich selbst

Der Internet-Konzern aus dem Silicon Valley wird künftig über eine Holding namens Alphabet gesteuert. Dessen Chef Larry Page verspricht sich davon "Unwohlsein, um relevant zu bleiben".

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Das ist Googles neues Hauptquartier
Google plant ein futuristisches Hauptquartier in Kalifornien unter gigantischen Glasdächern. Die zentrale Idee des Projekts sei Büroraum, den man frei umgestalten könne, erklärte der Internet-Konzern in einem Blogeintrag. Quelle: REUTERS
Innerhalb der langgezogenen Glaskuppeln sollen mehrstöckige Büroflächen nach Belieben umgebaut werden können – etwa wenn Teams für neue Produkte gebildet werden. Die Federführung bei dem Projekt haben der dänische Architekt Bjarke Ingels und der Brite Thomas Heatherwick. Quelle: REUTERS
Google wurde von den Gründern Larry Page und Sergey Brin einst in einer kalifornischen Garage gestartet. Aktuell sind die Google-Büros auf mehrere Gebäude-Komplexe in Mountain View verteilt, die früher von anderen Technologiefirmen genutzt wurden. Quelle: dpa
Wenn die nötigen Genehmigungen erteilt werden, sollen die ersten neuen Gebäude von Google am heutigen Sitz in Mountain View voraussichtlich zum Jahr 2020 fertig sein. Allerdings gibt es im Stadtrat von Mountain View einige Vorbehalte. So sagte ein Mitglied dem US-Sender ABC, man müsse die Folgen für den bereits starken Verkehr berücksichtigen und etwas gegen den Wohnraum-Mangel tun. Quelle: REUTERS
Google ist damit das nächste Schwergewicht der Online-Wirtschaft, das sich ein ambitioniertes neues Hauptquartier geben will. Apple baut bereits an einem riesigen kreisförmigen Gebäude in Cupertino, das Ende 2016 bezugsfertig sein soll. Quelle: REUTERS
Der Online-Händler Amazon plant in Seattle eine Zentrale in großen Glassphären, für das Entwürfe von dem renommierten Architekturbüro NBBJ stammen. Für Facebook entwarf der Stararchitekt Frank Gehry ein Haus mit bepflanztem Dach. (Foto: NBBJ) Quelle: dpa

Mit so einem Paukenschlag hatte niemand im Silicon Valley gerechnet - zumindest nicht jetzt, mitten im Sommer. Nicht Wettbewerbshüter zerlegen Google, sondern der Konzern spaltet sich selbst. Zwar gab es hin und wieder Gerüchte, dass Google-Chef Larry Page des Alltagsgeschäfts müde sei und Mitgründer Sergey Brin beneide, der sich mit spannenden Dingen wie selbstfahrenden Autos, Satellitennetzen oder der Frage nach der Formel des Lebens beschäftigen durfte, während Page vor allem ein besseres Umfeld für Anzeigenkunden schaffen, Google-Mitarbeiter vom Wechsel zu Konkurrenten oder interessanter erscheinenden Start-ups abhalten oder sich mit Wettbewerbshütern streiten musste.

Im Herbst hatte Page seinem Vertrauten Sundar Pichai mehr Kompetenzen eingeräumt, um sich stärker um Googles langfristige Strategie kümmern zu können.

Doch es gab keine Hinweise, dass Page so schnell seinen Posten als Google-Chef räumen würde. Bis am Montagabend die Bombe platzte. Kurz nach Börsenschluss gab Page - fast wie beiläufig auf im offiziellen Blog des Unternehmens - die größte Umstrukturierung in der 17-jährigen Geschichte Googles bekannt und indirekt seinen Rücktritt.

Er wechselt als CEO an die Spitze einer neuen Holding namens Alphabet, die alle Beteiligungen des Konzerns bündelt. Ihm zur Seite steht Sergey Brin als Präsident. Finanzchefin der Holding wird Ruth Porat.

 Pichai wird Google CEO

Die größte Beteiligung von Alphabet ist Google, das nun ganz offiziell von Pichai geführt wird. Der 43-jährige, gebürtige Inder war bereits seit Oktober der einflussreichste Google-Manager und für all dessen Produkte, wie Android und Google Apps, verantwortlich. In der von Programmierern und Ingenieuren geprägten Kultur ist er geachtet. Nun kann er sich auch mit dem CEO-Titel schmücken. Mit seiner Beförderung werden mit Microsoft und Google gleich zwei der wertvollsten US-Unternehmen von Indern geleitet.

Google in Zahlen

Weitere Holdingunternehmen sind:

- Googles Forschungslabor X-Lab unter Sergey Brin

- Heimautomatisierer Nest unter Tony Fadell

- der Internet-Provider Google Fiber

- der auf die Infrastruktur moderner Städte fokussierte Spezialist Sidewalk

-  das vom früheren Genentech-Chef Arthur Levinson geführte Biotechunternehmen Calico

- sowie die Wagnisfinanzierer Google Ventures und Google Capital. Die von Susan Wojcicki geführte Videoplattform Youtube soll - so zumindest die derzeitige Planung - bei Google verbleiben.

Merkwürdigerweise blieb Eric Schmidt, Chairman von Google, in Pages Blogeintrag unerwähnt. Die neue Struktur ähnelt US-Investor Warren Buffetts Imperium Berkshire Hathaway, unter dessen Dach verschiedenste Unternehmen angesiedelt sind, die autonom gesteuert werden. Dessen Zusammenspiel wird von Page bewundert.

Googles Kerngeschäftsfelder

Kleinere Einheiten liegen gerade im Trend im Silicon Valley. So wie bei Ebay, das gerade seinen boomenden Online-Zahlungsdienst Paypal in die Freiheit entließ. Oder bei Hewlett Packard, das sich gerade in die traditionelle Print-und Personalcomputersparte sowie das zukunftsträchtige Geschäft mit IT-Dienstleistungen und Datenzentren zerlegt.

"Unser Unternehmen ist gut geführt", begründet Page, "aber wir meinen, dass wir es einfacher und noch nachvollziehbarer aufstellen können." Analysten hatten des öfteren kritisiert, dass Googles wachsende Aktivitäten es erschwerten, das eigentliche Kerngeschäft mit der Internet-Suche zu beurteilen. Unter der neuen Struktur soll nun klarer werden, wie sich die wichtigste Beteiligung im Wettbewerb schlägt.

Alphabet soll den Konzern transparenter und flexibler machen. Gleichzeitig verstärkt die neue Struktur den Druck auf die eigenen Mitarbeiter, deren Leistung sich nun besser bewerten lässt. Und es gibt seinen Gründern Möglichkeiten, Talente nicht nur finanziell, sondern auch mit CEO-Posten bei der Stange zu halten.

"Man muss sich ein bißchen unwohl fühlen, um relevant zu bleiben", meint Page. Die neue Struktur schafft vor allem Raum für den 42-Jährigen, gemeinsam mit Mitgründer Brin die Zukunft von Google besser zu planen.

Das gilt auch für Zukäufe oder Gemeinschaftsunternehmen mit Partnern, die mittels einer Holding besser und schneller in die Konzernstruktur eingebracht werden können. Beispielsweise die selbstfahrenden Autos, die Google zwar massentauglich machte, bei denen aber unklar bleibt, wie sein Mäzen von ihnen profitieren will.

 

Unwohlsein für mehr Relevanz

Ein unabhängig operierender Fahrzeughersteller unter dem Dach einer Holding, möglichweise als Gemeinschaftsunternehmen mit einem Autohersteller wie Tesla, wäre denkbar. Auch der so oft spekulierte Zukauf des Kurznachrichtendienstes Twitter ließe sich über eine Holding besser organisieren, ohne dass Kerngeschäft mit der Suchmaschine aus dem Tritt zu bringen.

Vor allem aber kriegen die beiden Gründer so die Köpfe frei, um ihre Schöpfung für die Zukunft besser abzusichern. Über Mehrfachstimmrechte kontrollieren sie gemeinsam mit Schmidt weiterhin unangefochten den Konzern.

Die größten Flops von Google
Google Quelle: dpa
Google Videos Quelle: Screenshot
Google X Quelle: Screenshot
Larry Page Quelle: REUTERS
KnolZu den Projekten die eingestellt werden gehört auch Knol. Es sollte Googles Alternative zu Wikipedia sein: Eine Wissenssammlung, bei der die Nutzer die Artikel schreiben und bearbeiten. Der Erfolg hält sich in Grenzen – oder kennen Sie intensive Knol-Nutzer? Quelle: Screenshot
Google WaveNach knapp einem Jahr hat Google sein Projekt „Wave“ wieder gestoppt. Beim Start hatte der Konzern noch getönt, Wave sei wie die Neu-Erfindung der Mail. Doch selbst viele Nerds konnten mit dem Angebot nichts anfangen, mit dem man Nachrichten gemeinsam bearbeiten und kommentieren konnte. Ende April 2012 wird Wave nun endgültig dicht gemacht.  
LivelyAls der Hype um virtuelle Welten wie Second Life noch groß war, startete Google "Lively". Damit konnten Avatare geschaffen werden und Räume in denen man sich treffen konnte. Resonanz und Halbwertzeit waren dürftig: nach nicht einmal sechs Monaten wurden die neuen Tummelplätze wieder geschlossen. Quelle: Screenshot

Insgesamt geht es Google finanziell glänzend. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bei knapp 70 Milliarden Dollar Umsatz 14,4 Milliarden Dollar Gewinn. Doch Googles Bestseller ist weiterhin seine Suchmaschine. Der Profit wird vorwiegend aus suchbasierter Werbung gespeist. Bemühungen gab es viele, sich zu diversifizieren und damit unabhängiger zu machen, allein durch den Zukauf von fast 200 Unternehmen während der vergangenen anderthalb Jahrzehnte. Doch ein ähnlich potenter Bruder oder gar Nachfolger für die Suchmaschine ist nicht in Sicht.

 Facebook bestimmt die Dynamik

Ein soziales Netzwerk hätte es sein können. Doch Page und Brin hatten dessen Bedeutung lange unterschätzt. Trotz seines Einflusses und milliardenschwerer Rücklagen konnte Google den Aufstieg von Facebook nicht verhindern.

Obwohl Page soziale Netzwerke zur Priorität erklärte und die Boni seiner Manager daran ausrichtete, blieb das eigene soziale Netzwerk Google Plus ein Exot. Zwar weiß Google durch sein Produktgeflecht von Suche, Email und Apps mittlerweile ähnlich viel über die Interessen seiner Nutzer wie Facebook. Doch Facebook kann diese über seine diversen Apps viel direkter addressieren.

Wo Google seine Finger im Spiel hat
Google GlassEines der spannendsten Projekte des Suchmaschinen-Anbieters ist sicherlich Google Glass. Mit der Datenbrille ist es möglich E-Mails abzufragen, im Internet zu surfen, zu fotografieren und zu filmen. 2013 hat das Unternehmen erste Datenbrillen an Webentwickler und Geschäftspartner verkauft, mittlerweile ist die Brille frei verfügbar. Quelle: dpa
Online-MusikdienstGoogle stärkt sein Musikgeschäft mit dem Kauf des Streaming-Dienstes Songza, der passende Lieder für verschiedene Situationen zusammenstellt. Nutzer der Songza-App können zum Beispiel zwischen „Musik zum Singen unter der Dusche“, zum Autofahren oder zum Joggen entscheiden. Solche Song-Listen werden von Songza-Mitarbeitern zusammengestellt, es gibt Angebote für verschiedene Tageszeiten und Stilrichtungen. Zugleich kann sich auch die Software hinter dem Dienst an den Musikgeschmack der Nutzer anpassen. Die Musikauswahl kann über Daten aus dem Netz auch das aktuelle Wetter am Standort des Nutzers abgestimmt werden. Google nannte bei Bekanntgabe des Deals am Dienstag keinen Kaufpreis. Nach Informationen der „New York Times“ waren es mehr als 39 Millionen Dollar. Songza ist bisher nur in Nordamerika verfügbar und hatte Ende vergangenen Jahres 5,5 Millionen Nutzer. Der kostenlose und werbefinanzierte Dienst werden zunächst unverändert weiter betrieben, erklärte Google. Mit der Zeit werde man nach Wegen suchen, wie die Musikplattform Google Play Music von Songza profitieren könnte. Quelle: Screenshot
SatellitentechnikGoogle stärkt seine digitalen Kartendienste mit dem Kauf des Satelliten-Spezialisten Skybox Imaging, der Bilder aus dem All in hoher Auflösung erstellt. Der Preis liegt bei 500 Millionen Dollar in bar, wie der Internet-Konzern mitteilte. Skybox bietet seinen Kunden das Beobachten gewünschter Gebiete mit detailreichen Fotos und 90 Sekunden langen Videos an. Als Dienstleistungen nennt Skybox zum Beispiel die Überwachung von Feldern auf Schädlingsbefall und die Aufsicht über Energie-Pipelines. Auch die Auswertung der Container-Bewegungen in Häfen, der Aktivität auf Flughäfen oder der Bestände auf Parkplätzen von Autohändlern ist möglich. Die Satelliten von Skybox sollen helfen, die Google-Karten auf aktuellem Stand zu halten, erklärte der Internet-Konzern am Dienstag. Außerdem hoffe Google, damit die Versorgung mit Internet-Zugängen und die Hilfe bei Unglücken und Naturkatastrophen zu verbessern. Google ist selbst bei der Entwicklung digitaler Satellitenkarten mit seinem Projekt Google Earth weit vorangekommen. Etablierte Anbieter wie DigitalGlobe oder GeoEye haben den Erdball erfasst, Skybox verspricht jedoch frischere Bilder auf Bestellung. Skybox ist einer von mehreren neuen Anbietern, die von drastisch gesunkenen Kosten für Entwicklung und Herstellung von Satelliten profitieren wollen. Sie packen ihre Technik in deutlich kleinere Satelliten als man sie früher baute. Skybox will über die Jahre rund zwei Dutzend Satelliten ins All bringen, steht bei dem Plan aber erst am Anfang. Die Skybox-Satelliten sind nach bisherigen Berichten rund 100 Kilogramm schwer. Das macht es auch günstiger, sie ins All zu bringen als früher. Die Kosten pro Satellit werden auf rund 25 bis 50 Millionen Dollar geschätzt. Quelle: Screenshot
SatellitentechnikErst im April 2014 hatte Google den Hersteller von Solardrohnen Titan Aerospace gekauft. Mit dem Kauf will Google seine Pläne vorantreiben, drahtloses Internet auch in abgelegenste Teile der Welt zu bringen. Über den Kaufpreis für das US-Unternehmen, das 20 Mitarbeiter beschäftigt, wurde nichts bekannt. Titan entwickelt solarbetriebene Satelliten. Sie sollen 2015 erstmals kommerziell in Betrieb genommen werden. Die Drohnen fliegen in rund 20 Kilometern Höhe und können dort fünf Jahre bleiben. Ihre Spannweite ist mit 50 Metern etwas kürzer als die einer Boeing 777. Medienberichten zufolge war auch Facebook an Titan interessiert. Quelle: AP
Sicherheits-GadgetsGoogle hat die Firma SlickLogin gekauft, die eine innovative Art erfunden hat, herkömmliche Passwörter mit einer zweiten Sicherheitsstufe zu ergänzen. Das israelische Start-up setzt dabei auf Ultraschall-Töne, die zwischen Smartphone und PC eines Nutzers ausgetauscht werden. SlickLogin gab die Übernahme am Sonntag bekannt, eine Preis wurde nicht genannt. Nach Informationen des Technologieblogs „Geektime“, das als erstes von dem Deal berichtet hatte, geht es um einige Millionen Dollar. Derzeit setzt Google als zweite Zugangsstufe zusätzlich zum Passwort Zahlencodes ein, die über eine App auf das Smartphone geschickt werden. Der Vorteil des von SlickLogin entwickelten Systems ist, dass die Authentifizierung automatisch laufen kann, ohne dass der Nutzer sich darum kümmern muss. SlickLogin hatte das Ultraschall-Konzept im vergangenen September vorgestellt und befand sich bis zuletzt noch in einer geschlossenen Test-Phase. Nach Informationen von „Geektime“ bestand die Firma immer noch aus den drei Gründungsmitgliedern. Quelle: WirtschaftsWoche Online
Autonome AutosNicht nur große Automobilkonzerne, auch Google forscht mit viel Aufwand an selbstfahrenden Pkw. Dafür entwickelt der Konzern selbst die Software, die das Auto steuert. Dabei will der Konzern wohl sogar eigene Fahrzeuge auf den Markt bringen, die als autonome Taxen am Straßenverkehr teilhaben sollen. Für die Produktion der Autos gab es bereits Gespräche mit dem deutschen Zulieferer Continental und dem Fertiger Magna. Quelle: dpa
Medizinische GadgetsGoogles geheime Forschungsabteilung Google X hat ihre nächste Erfindung öffentlich gemacht. Es ist eine digitale Kontaktlinse für Diabetiker, die Blutzucker-Werte kontrolliert. Google X soll für den Internet-Konzern die Grenzen des Möglichen austesten. Die Entwickler aus dem Forschungslabor testen laut einem Blogeintrag Prototypen einer Kontaktlinse, bei der zwischen zwei Schichten ein Sensor sowie ein Miniatur-Funkchip integriert sind. Die Linse messe die Glucose-Werte in der Tränen-Flüssigkeit jede Sekunde. Der Prototyp sei in mehreren klinischen Forschungsstudien erprobt worden. Die Kontaktlinse solle die Daten an eine begleitende Smartphone-App funken. Chip und Sensor seien so winzig wie Glitzer-Partikel und die Antenne dünner als das menschliche Haar. Er werde auch erwogen, für Warnsignale Mikro-LEDs direkt in die Linse zu integrieren, hieß es. Es sei noch viel Arbeit zu tun bis die Kontaktlinse als fertiges Produkt auf den Markt komme, schränkten die Entwickler ein. Google wolle sich dafür in dem Bereich erfahrene Partner suchen, die Zugang zu der Technologie bekämen. An dem Projekt arbeitet federführend der Forscher Babak Parviz mit, der schon an den Anfängen der Datenbrille Google Glass stand. Er hatte bereits 2009 demonstriert, wie man Kontaktlinsen mit LEDs versehen kann. Quelle: dpa

Zwar ist Facebook mit rund 13,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz noch weit von Googles Umsatzsphären entfernt. Doch dessen Chef Mark Zuckerberg nimmt Google immer aggressiver Markanteile bei Werbung auf Smartphones und Tablets ab. Dominierte Google hier noch vor zwei Jahren unangefochten, ist sein weltweiter Marktanteil laut dem US-Marktforschungsunternehmen eMarketer auf 35 Prozent abgerutscht, gefolgt von Facebook mit 19 Prozent.

Und während bei Zukäufen von aufstrebenden Unternehmen Google früher der unangefochtene Platzhirsch war - wie bei der Übernahme von Android im Jahr 2005, der Videoplattform Youtube im Jahr 2006 oder des Vermarkters Doubleclick im darauffolgenden Jahr - bestimmt Facebook mittlerweile die Dynamik. Wie bei der 22 Millliarden Dollar teuren Übernahme des Kurznachrichtendienstes WhatsApp.

Der Kauf von Instagram vor drei Jahren für etwa eine Milliarde Dollar gilt als Meisterstück von Zuckerberg. Dessen Kommerzialisierung hat gerade erst begonnen. Analysten schätzen, dass Instagram in diesem Jahr bis zu 600 Millionen Dollar an Werbeumsätzen beisteuern könnte.  Beim Virtual Reality Spezialisten Oculus, den Facebook im vergangenen Jahr für zwei Milliarden Dollar übernahm, ist Zuckerberg überzeugt, ein ganz neues großes Geschäftsfeld von virtuellen Begnungen in seinem Netzwerk zu schaffen.

Google hingegen hatte in jüngster Zeit weniger Glück mit seinen Übernahmen. Die größte - der Aufkauf von Handyhersteller Motorola im August 2011 für 12,5 Milliarden Dollar - bescherte zwar wertvolle Patente, doch passte nicht so recht ins Konzernkonstrukt und verärgerte kooperierende Android-Hersteller wie Samsung. Für 2,9 Milliarden Dollar übernahm der chinesische PC-Hersteller Lenovo im vergangenen Herbst das Handygeschäft, in dem es immer schwieriger wird, Gewinne zu erzielen. Umstritten ist auch die Übernahme von Heimautomatisierungsspezialist Nest im Januar 2014 für 3,2 Milliarden Dollar. Nest machte vor allem Schlagzeilen wegen technischer Probleme mit seinen selbstlernenden Raumthermostaten und Rauchmeldern. Nun kann das Google-Gründerpaar wieder stärkere eigene Akzente setzen. Ohne dass jede Übernahme den Konzern aus dem Tritt bringt.

 

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