Ein unabhängig operierender Fahrzeughersteller unter dem Dach einer Holding, möglichweise als Gemeinschaftsunternehmen mit einem Autohersteller wie Tesla, wäre denkbar. Auch der so oft spekulierte Zukauf des Kurznachrichtendienstes Twitter ließe sich über eine Holding besser organisieren, ohne dass Kerngeschäft mit der Suchmaschine aus dem Tritt zu bringen.
Vor allem aber kriegen die beiden Gründer so die Köpfe frei, um ihre Schöpfung für die Zukunft besser abzusichern. Über Mehrfachstimmrechte kontrollieren sie gemeinsam mit Schmidt weiterhin unangefochten den Konzern.
Insgesamt geht es Google finanziell glänzend. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bei knapp 70 Milliarden Dollar Umsatz 14,4 Milliarden Dollar Gewinn. Doch Googles Bestseller ist weiterhin seine Suchmaschine. Der Profit wird vorwiegend aus suchbasierter Werbung gespeist. Bemühungen gab es viele, sich zu diversifizieren und damit unabhängiger zu machen, allein durch den Zukauf von fast 200 Unternehmen während der vergangenen anderthalb Jahrzehnte. Doch ein ähnlich potenter Bruder oder gar Nachfolger für die Suchmaschine ist nicht in Sicht.
Facebook bestimmt die Dynamik
Ein soziales Netzwerk hätte es sein können. Doch Page und Brin hatten dessen Bedeutung lange unterschätzt. Trotz seines Einflusses und milliardenschwerer Rücklagen konnte Google den Aufstieg von Facebook nicht verhindern.
Obwohl Page soziale Netzwerke zur Priorität erklärte und die Boni seiner Manager daran ausrichtete, blieb das eigene soziale Netzwerk Google Plus ein Exot. Zwar weiß Google durch sein Produktgeflecht von Suche, Email und Apps mittlerweile ähnlich viel über die Interessen seiner Nutzer wie Facebook. Doch Facebook kann diese über seine diversen Apps viel direkter addressieren.
Zwar ist Facebook mit rund 13,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz noch weit von Googles Umsatzsphären entfernt. Doch dessen Chef Mark Zuckerberg nimmt Google immer aggressiver Markanteile bei Werbung auf Smartphones und Tablets ab. Dominierte Google hier noch vor zwei Jahren unangefochten, ist sein weltweiter Marktanteil laut dem US-Marktforschungsunternehmen eMarketer auf 35 Prozent abgerutscht, gefolgt von Facebook mit 19 Prozent.
Und während bei Zukäufen von aufstrebenden Unternehmen Google früher der unangefochtene Platzhirsch war - wie bei der Übernahme von Android im Jahr 2005, der Videoplattform Youtube im Jahr 2006 oder des Vermarkters Doubleclick im darauffolgenden Jahr - bestimmt Facebook mittlerweile die Dynamik. Wie bei der 22 Millliarden Dollar teuren Übernahme des Kurznachrichtendienstes WhatsApp.
Der Kauf von Instagram vor drei Jahren für etwa eine Milliarde Dollar gilt als Meisterstück von Zuckerberg. Dessen Kommerzialisierung hat gerade erst begonnen. Analysten schätzen, dass Instagram in diesem Jahr bis zu 600 Millionen Dollar an Werbeumsätzen beisteuern könnte. Beim Virtual Reality Spezialisten Oculus, den Facebook im vergangenen Jahr für zwei Milliarden Dollar übernahm, ist Zuckerberg überzeugt, ein ganz neues großes Geschäftsfeld von virtuellen Begnungen in seinem Netzwerk zu schaffen.
Google hingegen hatte in jüngster Zeit weniger Glück mit seinen Übernahmen. Die größte - der Aufkauf von Handyhersteller Motorola im August 2011 für 12,5 Milliarden Dollar - bescherte zwar wertvolle Patente, doch passte nicht so recht ins Konzernkonstrukt und verärgerte kooperierende Android-Hersteller wie Samsung. Für 2,9 Milliarden Dollar übernahm der chinesische PC-Hersteller Lenovo im vergangenen Herbst das Handygeschäft, in dem es immer schwieriger wird, Gewinne zu erzielen. Umstritten ist auch die Übernahme von Heimautomatisierungsspezialist Nest im Januar 2014 für 3,2 Milliarden Dollar. Nest machte vor allem Schlagzeilen wegen technischer Probleme mit seinen selbstlernenden Raumthermostaten und Rauchmeldern. Nun kann das Google-Gründerpaar wieder stärkere eigene Akzente setzen. Ohne dass jede Übernahme den Konzern aus dem Tritt bringt.