
Düsseldorf Die in den USA erfolgreiche Nachrichten- und Meinungswebsite „Huffington Post“ greift den deutschen Zeitungsmarkt an. Die Tochter des börsennotierten Internetkonzerns AOL plant den Start einer deutschen Ausgabe in den nächsten sechs Monaten. Das sagte Jimmy Maymann, Manager bei AOL Huffington Post Media, dem Hamburger Onlinemediendienst „Meedia“ auf Burdas Digitalkonferenz DLD in Tel Aviv.
Die „Huffington Post“ („HuffPo“) sucht für ihre Expansion einen deutschen Partner. In der Medienbranche kursierten am Mittwoch Spekulationen, dass der Medienkonzern Burda („Focus“, „Bunte“) der ideale Partner sei. Das Familienunternehmen besitzt das börsennotierte Internetunternehmen Tomorrow Focus, das eine werbefinanzierte Onlinezeitung wie die Huffington Post vermarkten könnte. Burda wollte die Gerüchte am Mittwoch auf Anfrage nicht kommentieren.
Die Expansion nach Deutschland kommt nicht überraschend. Zuletzt gründete die „Huffington Post“ Ableger in Kanada und in Großbritannien. Demnächst soll auch eine französische Website ins Netz gehen. Die Auslandsexpansion ist zentraler Teil der Wachstumsstrategie der krisengeschüttelten Konzernmutter AOL.
Huffington-Post-Gründerin Arianna Huffington hatte ihre Website Anfang des Jahres für stolze 315 Millionen Dollar an den schlingernden Onlinedienst AOL, eine frühere Tochter des Medienkonzerns Time Warner, verkauft. AOL lebte in den USA bislang von dem Geschäft mit Internetzugängen – das allerdings dramatisch schrumpft. Bereits vor Jahren musste sich AOL wegen Erfolglosigkeit aus Deutschland zurückziehen. Nun nimmt AOL mit einer neuen Strategie einen weiteren Anlauf. Konzernchef Tim Armstrong will künftig Geld verdienen, indem er Leser für Inhalte im Netz findet und so Werbung verkaufen kann.
Huffington will kein Geld von ihren Lesern
Die Offensive von AOL mit der „Huffington Post“ wird von den deutschen Medienhäusern unterdessen genau beobachtet. Versuchen sie doch gerade, Bezahlmodelle im Internet durchzusetzen und so mit den Inhalten aus ihren Zeitungen und Zeitschriften im Netz Geld zu verdienen.
Eine besonders konsequente Bezahlstrategie verfolgt Axel Springer. Im vergangenen Jahr hat der Berliner Konzern mehr als 15 neue, kostenpflichtige Online-Angebote gestartet. Springer hat damit aus eigener Sicht Erfolg. „Gut ein Jahr nach dem Start haben sich die unterschiedlichen Apps unserer Medienmarken deutlich mehr als eine halbe Million mal verkauft und sind weit über 800.000-mal auf das iPhone und das iPad heruntergeladen worden“, sagte Springer-Manager Georg Konjovic zuletzt.
Huffington hingegen lehnt es ab, Geld von ihren Lesern zu verlangen: „Die Nutzer zahlen allenfalls für Finanzinformationen und Pornos.“ Als die „New York Times“ im Frühjahr ihr Bezahlmodell im Netz einführte, reagierte Huffington mit einer beißenden Satire und lieferte sich eine verbale Schlammschlacht mit dem damaligen Chefredakteur Bill Keller.
In Amerika ist die „Huffington Post“ mit einer Mischung aus Blogs, politischen Nachrichten und Unterhaltung – den legendären Kätzchen-Videos – groß geworden und hat sich mit einem linksliberalen Profil eine treue Leserschaft erworben. Die Website wurde dort zu einer Art Alternativmedium für Politikbewegte.
Huffington ist es dabei gelungen, eine ganze Reihe von Prominenten wie George Clooney zum Bloggen für ihre „HuffPo“ zu bewegen. Ausgerechnet mit ihren Bloggern hat Huffington aber seit dem Verkauf an AOL Ärger. Etliche Blogger, die jahrelang gratis für die Website gearbeitet hatten, fühlten sich hinters Licht geführt und stellten ihre unentgeltliche Arbeit für das Portal ein.