Apple Warum es keine Rolle spielt, wie gut das iPhone 7 ist

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Apple ist abhängiger denn je vom iPhone


Für Maestris Vorsicht gibt es eine gute Erklärung. Denn es gibt für einen Finanzchef fast nichts Schlimmeres, als eine Prognose zu unterbieten. Dafür aber den großen Anreiz, weit bessere Zahlen ausweisen zu können als ursprünglich in Aussicht gestellt. Positive Nachrichten verstärken sich gegenseitig. Wenn Apple im kommenden Oktober traumhaften Absatz seines iPhone 7 vermeldet plus erklecklichen Umsatzzuwachs, lässt das nicht nur bei Anlegern die Herzen höher schlagen, sondern erleichtert auch vielen Kunden die Kaufentscheidung. Denn was sich gut verkauft, muss gut sein – eine positive Verstärkung also.

Sollten Analysten oder gar die Börsenaufsicht SEC Fragen haben, kann sich Apple immer noch damit rausreden, Umsätze durch die neuen Leasing-Modelle, bei denen Kunden monatliche Raten berappen statt auf einen Schlag zu zahlen, stärker bei der Kalkulation berücksichtigt zu haben.

Hinzu kommen die Wehen von Samsung. Der Konkurrent steckt wegen explodierender Akkus seines Galaxy Note 7 gerade mitten in einer Rückrufaktion, was sich negativ auf den Absatz der gesamten Galaxy-Reihe, dem direkten iPhone-Konkurrenten, auswirken könnte. Das konnte Maestri allerdings tatsächlich nicht erahnen.

Man kann Apple auch nicht vorwerfen, den Verkauf seiner neuen iPhone-Generation in den besten Farben zu präsentieren. Nach fünf Jahren unter der Ägide von Cook ist das Unternehmen abhängiger denn je von seinem Bestseller.

Virtual Reality spielt bei Apple keine Rolle

Er steuert über die Hälfte des Umsatzes bei. Analysten wie Colin Gillis von BGC Financial fordern deshalb gar seine Ablösung. „Apple hat seine Spitze unter Cook überschritten“, meint er.

Denn die Suche nach dem „nächsten großen Ding“ ist noch immer am Gange – und sie verläuft nicht wie geplant. Das Projekt Titan, mit dem Apple mit einem eigenen Auto oder zumindest System für ein selbstfahrendes Gefährt punkten will, leidet unter Personalquerelen. Im Markt für virtuelle und erweiterte Realität mischt Apple bislang überhaupt nicht mit.

Hinzu kommt: In den anderen Bereichen des Konzerns stagnieren die Umsätze oder brechen sogar ein. Beim iPad gehen die Stückzahlen nach einem kurzen Ausreißer im Weihnachtsgeschäft zurück, obwohl Cook seit Längerem einen Boom bei den Geschäftskunden verspricht. Auch die Einführung des höherpreisigen iPads Pro, als Alternative zum Notebook angepriesen, hat das nicht ändern können. Apple TV sollte das Fernsehen revolutionieren – geschehen ist das bislang nicht. Auch die Absätze des Mac, der Keimzelle des Konzerns, laufen schlechter als geplant. Was auch daran liegt, dass der Mac für Hardcore-Gamer keine gute Wahl ist. Zumal er Virtual Reality wie von Oculus nicht unterstützt.

Die Börse hat die Wehen bereits eingepreist. Apple ist im Vergleich zu anderen Computerherstellern wie HP Inc so gering bewertet, als ob es künftig überhaupt nicht mehr wachsen würde. Doch Cook hat ja noch etwas Zeit fürs Präsentieren neuer Produkte, bevor das Weihnachtsgeschäft richtig durchstartet. Schlagzeilen über den guten Absatz des iPhone 7 können da nur förderlich sein.

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