Apple Tim Cook auf Rettungsmission in China

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Darum investiert Apple in Didi Chuxing

 

Vor seiner Reise nach Peking kündigte Tim Cook der chinesischen Presse-Agentur Xinhua in der vergangenen Woche an, eine Milliarde US-Dollar in das chinesische Start-up Didi Chuxing zu investieren.

Das kam zwar überraschend, doch der Schritt ist nicht verwunderlich. Denn bei Cooks Besuch geht es vor allem um Symbolpolitik für Peking und die Suche nach neuen Verbündeten.

Nach seinem Treffen mit der Didi-Chuxing-Chefin Liu Qing erklärte Cook dann am Montag auch betont beeindruckt: „Was ich am liebsten in China mache, ist Zeit mit den Unternehmern zu verbringen. Es gibt so viele Unternehmer, die hier die nächste Welle der Innovation vorantreiben.“

Die Investition in das Start-up bietet Apple einerseits die Möglichkeit, mehr über den Transportsektor in China zu lernen – Peking unterstützt massiv die Entwicklung von autonomen Autos, die spätestens 2020 auf Chinas Straßen unterwegs seien wollen. Ein Geschäftsfeld, das laut vieler Gerüchte auch bei Apple eine wichtigere Rolle spielen soll. 

Apple: Das steckt hinter dem Eine-Milliarde-Dollar-Deal

Gleichzeit ist die Taxivermittlung aber auch ein riesiger Markt. Ob auf dem Weg ins Kino, zur Arbeit oder ins Restaurant: Chinesen nehmen selbst für kürzere Strecken gerne ein Taxi, das sie über verschiedene Apps direkt vor die Haustür rufen können. Didi Chuxing gehört dabei neben dem US-Unternehmen Uber zu den Marktführern. 

Hinter dem 2014 aus zwei konkurrierenden Unternehmen gegründeten Start-up Didi stehen bereits die chinesischen Internetriesen Alibaba und Tencent. Der 16,5 Milliarden Dollar schwere Taxi-App-Anbieter ist mittlerweile in 400 chinesischen Städten nutzbar. Im Gegensatz zum Vorbild Uber setzt Didi nicht nur private Fahrer ein, sondern vermittelt auch Taxifahrten. Laut des Marktforschungsunternehmens Analysys International kommt Didi bei den Fahrdienstvermittlungen online auf einen Marktanteil von 83 Prozent, Uber China schafft es nur auf rund 16 Prozent. Und während Uber China nach eigenen Angaben eine Million Fahrten am Tag vermittelt, sollen es bei Didi mehr als sieben Mal so viele sein.

 

Inwiefern die beiden Anbieter Gewinn mit ihren Fahrdiensten machen, ist indes umstritten. Beide werfen sich im Kampf um Marktanteile gegenseitig vor, die Preise für die Fahrten durch Subventionen zu drücken. Nach Angaben von Didi ist das Unternehmen in der Hälfte der Standorte profitabel. Uber bezweifelt das; dessen Chef Travis Kalanick hatte Anfang des Jahres selbst zugegeben, durch den scharfen Wettbewerb in China jährlich eine Milliarde US-Dollar zu verlieren. Die meisten chinesischen Uber-Fahrer verdienen vor allem an den Zuschüssen. Bis zu 50 Prozent kriegen sie noch einmal pro Fahrt extra, berichten einige. 

Cook sagte über seine Milliarden-Investition zur chinesischen Presse-Agentur Xinhua: „Wir haben uns aufgrund verschiedener strategischer Gründe für die Investition entschieden.“ Es gäbe zudem viele Kooperationsmöglichkeiten mit Didi. Er sei sich sicher, dass sich die Investition auszahle. 

Ob Apples Einsatz sich wirklich rentiert, ist aber wahrscheinlich gar nicht die Frage. Es ist zwar unklar, ob Cook bei seinem Besuch auch mit Vertretern aus der Politik sprechen konnte. Doch Peking wird der Auftritt des Apple-Chefs gefallen haben. Und leisten kann sich das kalifornische Unternehmen die Investition sowieso: Erst kürzlich gab das Unternehmen bekannt, 233 Milliarden Dollar in bar zu halten.

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