Apple-Konkurrent Xiaomi Das Ende des Turbowachstums

Chinas gewaltige Nachfrage nach Smartphones hat Huawei, Lenovo und Xiaomi unter die weltweiten Topmarken katapultiert. Das rasante Wachstum der Branche gehört jedoch der Vergangenheit an.

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Xiaomi-Chef Lei Jun präsentiert das neue Smartphone Mi5. Quelle: dpa

Peking Helles Hemd, blaue Jeans und ein Lächeln auf den Lippen: Chinas Smartphone-König Lei Jun lässt sich feiern. Auf der Bühne im Pekinger Messezentrum läuft er auf und ab, und ahmt den Stil von Steve Jobs nach. Stolz zieht der 46-Jährige zwei Smartphones aus den Hosentaschen und streckt sie dem Publikum entgegen.

„In diesen Modellen vom neuen Mi5 steckt absolute Hochtechnologie“, verspricht Lei auf einer der wichtigsten Produktpräsentation des Jahres. Gleichzeitig wird das Gerät auch auf der größten Telekommunikationsmesse der Welt, dem Mobile World Congress, in Barcelona vorgestellt.

„Das Mi5 ist dem iPhone 6 überlegen, etwa bei der Qualität der Bilder“, sagt Lei. Die Fans im Publikum klatschen. Lei Jun ist ein Star für zahlreiche jungen Chinesen – auch oder gerade weil er vor Selbstbewusstsein strotzt.

Innerhalb von mehr als fünf Jahren hat Lei Xiaomi zum wertvollsten Start-up Chinas gemacht. Neben Smartphones verkauft das Unternehmen Fernseher, Fitnessbänder, Luftfilter – aber auch Handtaschen und Mehrfachstecker mit USB-Anschluss.

Weltweit ist nur der Fahrdienst Uber mit etwa 50 Milliarden Dollar noch höher bewertet als die Chinesen mit 46 Milliarden Dollar. Obwohl Xiaomi sein Verkaufsziel von 80 Millionen Smartphones im vergangenen Jahr um etwa 10 Millionen verfehlte, reichte es für den Spitzenplatz in China mit hauchdünnem Vorsprung zu Huawei.

Xiaomi ist zum Symbol für den Aufstieg chinesischer Technologie-Unternehmen geworden. Hochgerüstete Geräte hat das Start-up zu vergleichsweise günstigen Preisen angeboten. In rasendem Tempo eroberte es so Marktanteile. „Xiaomi ist ein Senkrechtstarter“, sagt Peng Luping, Analystin für China beim Marktforscher Canalys.

Das rasante Wachstum auf dem weltgrößten Smartphone-Markt China katapultierte aber auch andere Hersteller nach vorne. Zum Ende des vergangenen Jahres entfielen drei Plätze der Top Fünf der globalen Smartphone-Marken auf chinesische Hersteller: Huawei, Lenovo und Xiaomi. Auf den ersten beiden Plätzen halten sich jedoch mit großem Abstand Samsung und Apple. Noch im Jahr 2012 fand sich keine einzige dieser Marke unter den Top Fünf.

Trotzdem steht ein großer Umbruch bevor. Im Jahr 2015 fiel das Wachstum in China so gering wie noch nie aus. Mit 428 Millionen Geräten lieferten Hersteller nur rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr aus, wie aus Daten von Canalys hervorgeht. „Chinas rasante Wachstumsgeschichte ist vorbei“, sagt Peng.


Im Premium-Segment sind chinesische Firmen schwach

Das sind schlechte Nachrichten für die chinesischen Marken. Dabei geht es nicht unbedingt darum, dass sich das Wirtschaftswachstum insgesamt verlangsamt hat. „Gerade im unteren Segment ist die Nachfrage eingebrochen“, erklärt Peng. Bislang konnte gerade Xiaomi mit einem geringen Preis punkten. Viele Käufer in China griffen zunächst nach den günstigen Einstiegsmodellen des Start-ups. Aber das ändert sich. „Konsumenten sind nun bereit, mehr für eine bessere Qualität auszugeben“, sagt Peng.

Doch im Premium-Segment sind chinesische Firmen noch verhältnismäßig schwach. Doch der Trend ist klar: Huawei und Lenovo versuchen sich als höherwertige Alternative zu Xiaomi zu positionieren. Und dafür verlangen sie auch mehr Geld. Im vergangenen Jahr sind die Preise für Huawei-Geräte im Durchschnitt um 21 Prozent im Vergleich zu 2014 gestiegen, hat die Marktforschungsfirma IDC ermittelt.

Lei Jun lässt das nächste Werbevideo an die Leinwand projizieren. Darin wirbt Xiaomi für ein neues Modell für Frauen in pink. Eine junge Zuschauerin in den hinteren Sitzreihen reckt ihre Hände in die Höhe, um die Szene mit ihrem iPhone zu filmen. Dann erklärt sie mit einem Grinsen auf den Lippen: „Ich liebe Xiaomi: die Fernseher, Fitnessbänder und Luftfilter. Aber beim Smartphones ist die Qualität von Apple noch unschlagbar.“

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