
Apple geht im Musikgeschäft in die Offensive mit neuen Online-Diensten. Zu Apple Music gehört unter anderem ein Streaming-Service, bei dem die Songs direkt aus dem Netz abgespielt werden. Das Abo kostet 9,99 Dollar im Monat. Außerdem startet Apple das kostenlose Internet-Radio Beats One, das in 100 Ländern verfügbar sein wird, wie der Konzern am Montag zum Auftakt seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco ankündigte. Dafür warb Apple unter anderem den Radio-DJ Zane Lowe bei der BBC ab.
Alle Angebote werden in einer App zusammengefasst. Die App soll auch Empfehlungen ausgehend aus dem Musikgeschmack des Nutzers machen. Apple Music „wird die Art, wie Sie Musik erleben, für immer verändern“, versprach Konzernchef Tim Cook. Einzelne Songs wird man auch mit Hilfe der Siri-Sprachsteuerung aussuchen können.
Apple Music soll außerdem eine Plattform sein, über sich Fans ihren Lieblingskünstlern folgen können. Etwas ähnliches hatte Apple vor einigen Jahren bereits mit dem Musik-Netzwerk „Ping“ versucht, das später wegen Erfolglosigkeit eingestellt wurde.
Der neue Musikdienst geht am 30. Juni an den Start. Drei Probemonate gibt es kostenlos. Familien bekommen einen Sonderpreis von 14,99 Dollar für bis zu sechs Personen.
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Apple setzte bisher auf den Verkauf von Songs zum Download. Der Konzern ist damit zum weltgrößten Musik-Verkäufer geworden, es ist ein Milliardengeschäft. Doch der Trend ist klar: Die Nutzer schwenken stattdessen zu Streaming-Diensten um, die direkt aus dem Internet spielen. Die Downloads gehen zurück.
Experten trauen Apple zu, dem Geschäft mit Streaming-Musik einen entscheidenden Schub zu geben, vor allem bei kostenpflichtigen Abos. Bisher nutzten den meisten Menschen werbefinanzierte Gratis-Angebote. Ende 2014 hatten alle Abo-Dienste weltweit gerade einmal 41 Millionen Kunden. Allerdings war das ein Sprung von mehr als 46 Prozent binnen eines Jahres. Apple hat aber rund 800 Millionen Nutzer, die ihre Kreditkarten- oder Bankdaten hinterlegt haben, und es gewohnt sind, für Inhalte wie Musik zu zahlen.
iOS, Apple Pay und Apple Watch
Zuvor gab es in der rund zweieinhalb Stunden langen Präsentation Neuigkeiten zu anderen Apple-Produkten. So sollen frische Funktionen des Mobil-Systems iOS das iPhone stärker zum persönlichen Assistenten machen. Es kann zum Beispiel automatisch Termine aus E-Mails erstellen. Das iPhone kann sich künftig auch merken, dass man zu einer bestimmten Zeit mit Musik joggen geht. Es öffnet dann den Musikplayer, wenn man zu dieser Zeit die Ohrhörer einstöpselt. Apple geht damit einen ähnlichen Weg wie Google. Der Internet-Konzern, der hinter dem rivalisierenden Mobil-System Android steht, verfolgt diesen Ansatz bei seinem Dienst Google Now.
Wer am Musikstreaming verdient
Wirtschaftsexperten von Ernst & Young haben im Auftrag des Verbandes der französischen Musikindustrie SNEP exemplarisch ausgerechnet, wieviel die einzelnen Parteien von jenen 9,99 Euro erhalten, die ein Premiumabo bei Diensten wie Spotify und Deezer kostet.
… behält demnach 2,08 Euro .
… bekommt 1,67 Euro insbesondere durch die Umsatzsteuer.
… bekommen einen Anteil von 1 Euro.
… behalten 4,56 Euro.
… bleiben am Ende 0,68 Euro. Die werden nach Häufigkeit der Abrufe unter den Musikern aufgeteilt. Unbekanntere Bands erhalten entsprechend wenig.
Apple-Manager Craig Federighi demonstrierte auch ähnliche Funktionen bei der Foto-Suche wie wenige Tage zuvor Google - betonte aber mit einem ausdrücklichen Seitenhieb gegen den Internet-Riesen, Apple werte keine Informationen für Werbezwecke aus.
Auf dem iPad können künftig auch zwei Apps nebeneinander angezeigt werden. Allerdings wird nur das neueste Modell iPad Air 2 diese neue Funktion unterstützen.
Da iOS 9 effizienter aufgebaut wurde, soll ein iPhone damit bei typischem Gebrauch eine Stunde länger laufen als bisher. Zudem gibt es einen neuen Stromsparmodus, der einige Funktionen abschaltet.
Der deutsche Musikmarkt im Wandel
2005: 1,748 Milliarden Euro
2009: 1,575 Milliarden Euro
2013: 1,452 Milliarden Euro
2014: 1,479 Milliarden Euro
Veränderung 2013/14: +1,8 Prozent
* Gesamtumsatz aus Musikverkauf, Synchronisation und Leistungsschutzrechten
Quelle: Jahrbuch der Musikindustrie
2005: 1,717 Milliarden Euro
2009: 1,402 Milliarden Euro
2013: 1,124 Milliarden Euro
2014: 1,107 Milliarden Euro
Veränderung 2013/14: -1,5 Prozent
* Cds, Schallplatten etc.
2005: 30 Millionen Euro
2009: 173 Millionen Euro
2013: 328 Millionen Euro
2014: 371 Millionen Euro
Veränderung 2013/14: +13,1 Prozent
* Downloads und Streaming
In der Heimvernetzung wird man vom iPhone aus auf Sensoren für CO2, Feuermelder oder motorisierte Jalousien zugreifen können - auch von unterwegs. Bei der Auto-Software CarPlay muss man das iPhone nicht mehr per Kabel anschließen, sondern es kann sich auch per Funk mit der Infotainment-Anlage im Cockpit verbinden.
Für die Computeruhr Apple Watch wurde weniger als zwei Monate nach dem Marktstart die zweite Version des Betriebssystems vorgestellt. Die Apps können künftig direkt auf der Uhr laufen - heute sind sie eigentlich auf dem iPhone aktiv. App-Entwickler bekommen auch Zugriff auf Sensoren der Uhr. Das wird zum Beispiel Fitness-Anwendungen zugute kommen. Entwickler können künftig eigene Zifferblatt-Varianten entwerfen. Bei Verbrauchern wird das Update im Herbst ankommen.
Der Bezahldienst Apple Pay kommt nach Europa - allerdings vorerst nur nach Großbritannien. Unter anderem werde man in Bussen und der U-Bahn in London über das iPhone bezahlen können, sagte Apple-Managerin Jennifer Bailey. Bis der Bezahl-Service auch in Deutschland eingeführt wird, könnte es aber noch dauern. Der Konzern hatte Apple Pay im vergangenen Jahr zunächst nur in den USA gestartet. Dort wird man künftig auch Treue-Karten in Apple Pay einbinden können.
Dafür ist Berlin unter den Städten, in denen im Kartendienst der Apple-Geräte auch Daten zu Verbindungen im öffentlichen Personennahverkehr eingebunden werden.