Apple News+, Apple TV+ und Apple Arcarde Apple wirft den Flatrate-Köder aus

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Apple ködert Verlage mit potenzieller Leserschaft

Apple selber hat errechnet, dass ein Abo all der offerierten Zeitungen und Zeitschriften mindestens 8000 Dollar pro Jahr kosten würde. Also eine Ersparnis von 7880 Dollar. Für Apple sind die Vorteile klar. Je mehr Inhalte der Konzern offeriert, umso mehr zücken seine Kunden ihre iPhones und iPads und lassen sich regelmäßig zum Upgrade der Geräte überreden.

Warum aber lassen sich Verleger darauf ein? Lässt der Wegfall von Druck und Vertriebskosten tatsächlich so viel Spielraum? Nein. Apple lockt mit einer saftigen Karotte, genauer mit seinen 1,4 Milliarden in Gebrauch befindlichen Geräten, darunter mindestens 900 Millionen iPhones weltweit. Das Kalkül ist, dass die schiere Menge an potentiellen Lesern die Einnahmeverluste mehr als aufwiegt. Selbst wenn man bis zur Hälfte dieser Einnahmen an Apple abführen muss.

Erfolgreiche Medien-Manager wie Mark Thompson sind skeptisch. Der CEO der New York Times Company hat die Einladung von Apple abgelehnt. Er will lieber die Geschicke seiner Marke selbst gestalten und so flexibel bleiben, auch beim Preis. Eine herbe Enttäuschung für Apple, war die New York Times doch das Lieblingsblatt ihres Gründers Steve Jobs. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos hat keine Lust, sein „Privathobby Washington Post“ von Apple abhängig zu machen.

Noch sind viele Fragen offen. Beispielsweise ob Apple tatsächlich alle Inhalte seiner Medienpartner offeriert und man sich so beispielsweise das Abo des Wall Street Journal sparen kann. Cook zumindest erwähnte keine Beschränkungen. Kann der Ruhm von Apple andere Marken beflügeln oder schnürt er ihnen die Luft ab?

Eigentlich müsste man annehmen, dass die Branche durch Schaden klug geworden ist. Vor zwanzig Jahren versuchten US-Verleger eine gemeinsame Online-Plattform aufzuziehen und zu bestücken. Die Idee scheiterte am gegenseitigen Misstrauen. Man befürchtete, Leser an die Konkurrenz zu verlieren. Das bereitete den Boden für Google News.

Mittels Facebook wollte man die Scharte auswetzen. Das soziale Netzwerk versprach Verlegern eine bislang unerreichte Reichweite und luchste so nicht nur Inhalte ab, sondern über den Facebook-Login auch gleich noch die Daten der Konsumenten. Man ließ sich sogar ermuntern verstärkt Video-Inhalte für Facebook zu produzieren, stellte dafür Leute ein und vertraute dabei den Marktforschern des sozialen Netzwerks. Als sich das Interesse als kleiner als prognostiziert entpuppte, änderte Facebook seine Strategie und ließ seine vermeintlichen Partner auf den Kosten sitzen.

Auch der Aufstieg von Netflix sollte eine Warnung sein. Dessen Gründer Reed Hastings überredete einst Film- und TV-Studios, seinen Service doch als zusätzliche Abspiel-Station zu nutzen, um so mehr Kunden zu erreichen. Es schien alles harmlos. Daraus entstand allerdings eine der wertvollsten Medien-Marken der Welt, die nun Giganten wie Disney das Fürchten lehrt.

Netflix wird bei Apple TV+ übrigens nicht mitmachen. Hastings weiß eben nicht nur, wie wertvoll eine etablierte Marke ist, sondern auch, wie entscheidend es ist, über die Gewohnheiten und Vorlieben seiner Kunden im Bilde zu sein.

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