




Die gute Nachricht vorweg: Apple traf im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 7,7 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 37,4 Milliarden Dollar die Erwartungen der Analysten - und zwar vor allem dank befriedigender iPhone und sehr guter Mac-Verkäufe.
Und jetzt die schlechte Nachricht: Ausgerechnet das jüngste Produkt im Portfolio des kalifornischen Unterhaltungselektronikkonzerns schwächelt seit Anfang des Jahres. 2010 hatte Apple-Gründer Steve Jobs seine Interpretation eines modernen Tablets vorgestellt und damit eine neue Hardware-Produktkategorie nach iPod und iPhone geschaffen. Seitdem hat Apple kein grundlegend neues Gerät mehr auf den Markt gebracht, wofür Apple-Vorstandschef Tim Cook regelmäßig kritisiert wird.
Weniger Dynamik
Doch während der Absatz der älteren Mac-Produktlinie und besonders die Macbook Air Notebooks im zweiten Quartal mit einem satten Plus von 18 Prozent bei Stückzahlen und 13 Prozent beim Umsatz erstaunlich stark zulegten, verliert der Junior an Dynamik. Von April bis Ende Juni verkaufte Apple weltweit 13,28 Millionen iPads, etwa neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum bei einem Umsatzminus von acht Prozent. Was vor allem am schwachen Absatz in den etablierten Märkten Nordamerika und Westeuropa lag.





Den konnte auch die weiterhin starke Nachfrage im Mittleren Osten mit über sechzig Prozent und China mit fast 50 Prozent Zuwachs nicht ausgleichen. In Europa und den USA bevorzugten viele Käufer im dritten Quartal ein klassisches Notebook, dem eigentlich durch Tablets der Garaus gemacht werden sollte. Die 4,4 Millionen weltweit verkauften Macs schlossen beim Umsatz mit 5,5 Milliarden fast zum iPad mit 13,28 Millionen und seinen 5,8 Milliarden Dollar auf.
Ende des Tablet-Booms?
Dazu passt auch die Vorhersage des Beratungsunternehmens IDC, dass sich der Sinkflug im klassischen Computergeschäft verlangsamt hat. Ursprünglich hatte IDC einen Rückgang von 7,1 Prozent im zweiten Quartal prognostiziert. Tatsächlich waren es nur 1,7 Prozent. Was unter anderem daran lag, dass etliche Unternehmen gezwungen waren, ihre Rechner aufzurüsten, nachdem Microsoft die Unterstützung von Windows XP eingestellt hatte.
Ist der Boom im Tablet-Geschäft damit schon wieder vorbei? Oder liegt es viel mehr daran, dass die wesentlich preisgünstigere Android-Konkurrenz dem teuren iPad das Wasser abgräbt? Zwar ist Apple noch immer der weltweit größte Anbieter von Tablets. Doch sein Marktanteil von fast siebzig Prozent im Jahr 2011 ist auf derzeit rund 30 Prozent geschrumpft. Samsung folgt mit mehr als 20 Prozent, kämpft aber auch mit Absatzproblemen bei seinen Tablets.
Cook gibt sich bei den Marktaussichten fürs iPad zuversichtlich. „Wir sind noch in den Anfangstagen“, bekräftigte der Apple-Chef am Dienstag bei der Diskussion der Quartalszahlen. Er glaubt an die Prognosen von Marktanalysten, dass Tablets auch bei den Stückzahlen die Computer überholen werden. Laut dem Beratungsunternehmen Gartner könnte das schon im nächsten Jahr der Fall sein. Cooks Optimismus wird davon gespeist, dass in Unternehmen die Durchdringung mit Tablets derzeit nur bei 20 Prozent läge, die von Notebooks hingegen bei 60 Prozent.