
Mit „Beats Music“ will Apple ab Sommer den Markt für Musikstreaming aufrollen – schon Wochen vorher brodelt die Gerüchteküche. Zuletzt sorgte der iPhone-Bauer für Negativ-Schlagzeilen, weil er den großen Musikkonzernen angeblich jene Streamingdienste madig machen wollte, die Lieder nicht nur zahlenden Abonnenten zur Verfügung stellen sondern auch Gratisaccounts anbieten.
Jetzt berichtet der Branchendienst „recode.net“, dass Apple selbst mit gleich mehreren Gratis-Varianten des neuaufgelegten Dienstes an die Öffentlichkeit gehen will. Neben einer bis zu drei Monate dauernden Testphase soll es auch möglich sein, dass die Rechteinhaber einzelne Titel kostenlos über den Dienst zu Verfügung stellen. Die wären dann auch für Nutzer abhörbar, die gar keinen Beats-Zugang besitzen.
Das Angebote ähnelt damit laut Insidern SoundCloud, einer Art Youtube für Musikstücke. Ein werbefinanziertes Angebot, wie unter anderem der größte Musikstreamer Spotify es bietet, will Apple aber nach wie vor nicht.
Auch weil Nutzer kostenlos auf die Spotify-Bibliothek zugreifen können, wenn sie nur regelmäßig Werbeeinspielungen erdulden, erfreut sich der schwedische Dienst großer Beliebtheit. 45 der 60 Millionen Nutzer greifen auf die kostenlose Variante zurück. Etwa 15 Millionen sind nach Unternehmensangaben Premiumkunden.
Das Problem: Die Werbeeinspielungen generieren kaum Einnahmen, sie dienen vor allem als Lockangebote, um später möglichst viele Hörer zu zahlenden Kunden zu machen.
Mit dieser Strategie wächst Spotify schnell - schreibt aber auch immer höhere Verluste. So stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 45 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, wie die „New York Times“ am Wochenende unter Berufung auf Angaben des Unternehmens berichtete. Nach jüngsten Angaben bringen die Abos 91 Prozent der Spotify-Erlöse ein.
Zugleich schwoll der Verlust von 68 auf 197 Millionen Dollar an. Spotify begründete das mit Ausgaben für die Entwicklung neuer Produkte und die internationale Expansion. Die Zahl der Mitarbeiter stieg binnen eines Jahres von 958 auf 1354.
Wer am Musikstreaming verdient
Wirtschaftsexperten von Ernst & Young haben im Auftrag des Verbandes der französischen Musikindustrie SNEP exemplarisch ausgerechnet, wieviel die einzelnen Parteien von jenen 9,99 Euro erhalten, die ein Premiumabo bei Diensten wie Spotify und Deezer kostet.
… behält demnach 2,08 Euro .
… bekommt 1,67 Euro insbesondere durch die Umsatzsteuer.
… bekommen einen Anteil von 1 Euro.
… behalten 4,56 Euro.
… bleiben am Ende 0,68 Euro. Die werden nach Häufigkeit der Abrufe unter den Musikern aufgeteilt. Unbekanntere Bands erhalten entsprechend wenig.
Derweil wird der Konkurrenzdruck in der Branche immer härter. Verschiedene Dienste wie der deutsche Anbieter Simfy mussten den Betrieb bereits einstellen. Nachdem bereits große Techkonzerne wie Google und Amazon am Markt vertreten sind, wird erwartet, dass der Einstieg von Apple die Szene noch einmal durchrüttelt: Es wird erwartet, dass der Konzern den internationalen Start seines Musikdienstes Beats auf der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni ankündigt - und ihn eng mit seinem Betriebssystem für iPhones und iPads verzahnt.
Die Verhandlungen mit den großen Plattenfirmen seien aber noch nicht abgeschlossen, heißt es aus Branchenkreisen. Verzögerungen sind nicht ausgeschlossen.