Architektur Die schöne Fassade des Einkaufens

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Architektur als Wettbewerbsvorteil

Die Trends beim Einkaufen
Hersteller werden zu HändlernAls einen der wesentlichen Trends der vergangenen Jahre sehen die Experten von KPMG und EHI, dass Markenartikelhersteller zunehmend eigene Einzelhandelsaktivitäten entwickeln. „Ob Adidas, Boss oder WMF – sie alle haben in den letzten Jahren massiv eigene Geschäfte eröffnet“, heißt es in der Studie. Diese Strategie sei nun in den Fokus zahlreicher Hersteller gerückt. „Überall dort, wo Hersteller aus den eigenen Produktionsstätten ein kompetentes Sortiment anbieten können und gleichzeitig eine starke Marke haben, gibt es hierfür zumindest eine gute Grundlage.“ Quelle: AP
Händler werden DienstleisterDie Integration von Dienstleistungen in Handelskonzepte könnte neuen Umsatzschwung bringen. So könnten Lebensmittelhändler ihren Kunden auch Cateringangebote unterbreiten. Der Verleih von Partyzelten, Tischen und Bänken ist eine Option für den Getränkehandel. Zwar konnten sich die Verbraucher in der Umfrage nur schwer vorstellen, ihren Babysitter künftig im Drogeriemarkt zu buchen oder die Bergsteigeausrüstung im Outdoor-Laden zu mieten, aber die Unternehmen werden solche Leistungen verstärkt anbieten, erwarten die Trendforscher. Quelle: AP
Zurück in die InnenstädteWurden bis Ende der 90er Jahre neue Shoppingcenter vor allem am Stadtrand oder auf der grünen Wiese eröffnet, lag der Anteil der innerstädtischen Neueröffnungen im Jahr 2011 bei 81 Prozent, schreiben die Experten. Auch andere Betriebsformen drängen zurück in die City. Im Möbelhandel seien dies Möbel Lutz und Ikea, bei den Baumärkten Hagebau oder Knauber. Quelle: dpa
Location Based ServicesDa die Anzahl der Smartphones weiter steigt, gehen die Handelsexperten von EHI und KPMG davon aus, dass auch so genannte ortsbasierte Dienste als Instrument der Kundenansprache immer wichtiger werden. Per Nachricht auf das Handy ist etwa möglich, dass Kunden sofort informiert werden, wenn sie sich in der Nähe einer Parfümerie aufhalten, die ihr Lieblingsparfum zum vergünstigten Preis anbietet. Quelle: obs
Augmented Reality (via Webcam Kleidungsstücke anprobieren)Eine Technologie, die sowohl im E-Commerce als auch im M-Commerce an Bedeutung gewinnen wird sei die so genannte ‚Augmented Reality‘, also erweiterte Realität, heißt es in der Handelsstudie. Insbesondere im Modesegment sehen die Experten Anwendungsmöglichkeiten. „Kunden können beim Online-Shopping via Webcam Kleidungsstücke virtuell anprobieren und deren Farben und Style ohne Probleme ändern. Eine größere Sicherheit bei der Produktauswahl senkt somit die Retourenquote.“ Quelle: dpa
Bezahlen per HandyEs sei durchaus denkbar, dass Kunden im Jahr 2020 Ware mit ihren Smartphones selber einscannen und bezahlen. „Ob der Einkauf für den Konsumenten dadurch wirklich komfortabler wird sei dahingestellt, der Handel jedenfalls bereitet sich technologisch bereits heute auf das Zeitalter des ‚Mobile Scanning & Payment‘ vor“, heißt es in der Studie. Quelle: dpa
Convenience-GeschäfteDemografie und Konsumverhalten führen dazu, dass im Lebensmittelhandel so genannte Convenience-Geschäfte etablieren. Läden also, die Salate, belegte Brote oder frische zubereitete Desserts zum sofortigen Verzehr oder zum Mitnehmen anbieten. Jüngstes Beispiel ist „Rewe to go“, ein Ableger der Kölner Rewe-Gruppe, der in Köln startete und nun auch nach Düsseldorf kommen soll. Auch die niederländische Ahold-Gruppe plant einen Markteintritt mit Convenience-Geschäften in Deutschland. Quelle: dapd

Lars Frerichs, Gründer und Chef von neun grad, konnte den Rat der Stadt Hude davon überzeugen, dass sich die monitorartige Front des Supermarkts durchaus mit dem Bullerbü-Charme des Städtchen verträgt. Konventionelle Discounter-Architektur hätte in Hude wegen der Politik keine Chance mehr gehabt. Wenn sich die Handelsketten neuerdings daran erinnern, dass Supermärkte und Discounter mehr bieten können als die handelsüblichen Hallen aus Fertigbauteilen, dann liegt das nicht zuletzt am wachsenden Selbstbewusstsein der Städte. Die Behörden lassen es nicht mehr ohne Weiteres zu, dass das kompakte Ortsbild durch gesichtslose Container-Architektur und ausufernde Parkplätze zerstört wird. Sie verbieten den Bau von Discountern. Oder sie drängen, wie der Duisburger Architekt Christian Kohl sagt, auf eine „städtebauliche Integration der Handelsimmobilien, gern auch mit ein, zwei alternativ genutzten Geschossen über dem Markt“.

Der Markt als Marke

Die Handelsketten spielen in aller Regel mit, weil der Standort in den attraktiven, zentrumsnahen Lagen der Schlüssel zu ihrem Erfolg ist. Und weil sich herumgesprochen hat, dass gute Architektur ein Wettbewerbsvorteil ist im Kampf um die Kunden. Je austauschbarer das Warenangebot in Qualität und Preis, desto stärker die Bereitschaft der Handelskonzerne, sich durch Architektur zu unterscheiden. In Zeiten der Standardisierung wird, wie der Stadtforscher Wolfgang Christ sagt, „der Standort einmalig gemacht: Der Markt wird als Marke inszeniert.“

Die österreichische Supermarktkette M-Preis hat schon in den Neunzigerjahren vorgemacht, wie Architektur auf diese Art Zeichen setzen kann: Jeder M-Preis-Markt ist anders, ein architektonisches Unikat. Seit dem Jahr 2000 hat der österreichische Handelskonzern Spar nachgezogen: Bauwettbewerbe wurden ausgeschrieben, die Budgets leicht erhöht und die Umsatzzahlen untersucht. Die Kunden, so die Bilanz, honorieren Investitionen in den architektonischen Mehrwert, die in der Regel zwischen 5 und 15 Prozent über dem Standard liegen.

Energieerzeugender Supermarkt

Das gilt auch für Graz, wo Ende 2011 ein spektakulärer Spar-Supermarkt eröffnet wurde, der erste in Österreich, der mehr Energie erzeugt, als er selbst verbraucht. „Wir haben uns architektonisch sehr weit aus dem Fenster lehnen dürfen“, sagt der Architekt Bernhard Schönherr, Partner des Grazer Büros LOVE architecture. Die rasante Form habe sich aus dem trapezförmigen Zuschnitt des Grundstücks ergeben: Durch das am Eingang angehobene und nach hinten abfallende Dach entstehe eine starke, dreidimensionale Sogwirkung in den Markt, „wie bei einer Trompete: Es zieht einen richtig in den Markt hinein, wenn man davor steht.“ Die Hülle aus verzinktem Stahlblech mit ihren umlaufenden Knickkanten und Falten steigert noch die Dynamik und erzeugt, je nach Perspektive, metallisch changierende Hell-Dunkel-Effekte, während das Innere des Supermarkts in warmen Holztönen gehalten ist.

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