Ashley-Madison-Hack Unternehmen setzen zu wenig auf Datenschutz und -sicherheit

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Die aktuellen Datenschutzstandards

Bei Ashley Madison handelt es sich um ein kanadisches Unternehmen, damit fällt es nicht unter die deutsche Datenschutz- und IT-Sicherheitsgesetzgebung, die unter anderem Anbieter verpflichten sensible Daten (etwa mit Bezug zur Gesundheit oder sexuellen Orientierung) zu verschlüsseln und in Bezug auf Sicherheitsstandards immer den Stand der Technik einzuhalten.

„Das Recht der USA ist nicht so harmonisiert wie das deutsche und bald das europäische“, sagt Rolf Schwartmann, Vorsitzender der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit und Professor für Medienrecht an der FH Köln. „Aber auch dort gelten auf vertraglicher Basis jedenfalls vergleichbare Verpflichtungen.“

Die dümmsten Passwörter der Welt
"Dadada"Nein, die Rede ist hier nicht von dem Neue-Deutsche-Welle-Song von Trio, sondern dem Passwort des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg in Netzwerken wie Twitter, LinkedIn und Pinterest - zumindest wenn man den Hackern Glauben schenkt, die im Anfang Juni 2016 mehrere seiner Profile gehackt haben. Beim Foto-Dienst Pinterest gelang es den Hackern mithilfe des Passworts, das sie nach eigener Auskunft in den gestohlenen des Karriere-Netzwerks LinkedIn gefunden haben, den Profiltext für kurze Zeit durch den Text „gehackt vom OurMine Team“ zu ersetzen. Bei Twitter gab es eine verdächtige Aktivität auf Zuckerbergs Account mit dem Namen „@finkd“, in dem er seit Januar 2012 nichts mehr veröffentlicht hatte. Und bei Pinterest wurde das angebliche Passwort sogar öffentlich gemacht: "dadada". Damit wählte der Facebook-Entwickler scheinbar nicht nur ein ziemlich simples Passwort (übrigens nicht besser als "12345" oder "password"), sondern benutzte das Passwort gleich für mehrere Profile - ebenfalls absolute No-Gos, die aber immer wieder vorkommen, wie die folgenden Beispiele zeigen. Quelle: Screenshot
Simple Zahlen- oder BuchstabenfolgenSicherheitsforscher des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) haben 2015 fast 35 Millionen geraubte Identitätsdaten aufgespürt. Wie die Potsdamer Sicherheitsforscher anhand der gesammelten Daten analysierten, stehen bei den Internetnutzern in aller Welt immer noch Zahlenreihen oder Zeichenfolgen auf der Tastatur (z.B. qwerty auf der amerikanischen Tastatur) an der Spitze der Beliebtheitsskala bei Passwörtern. Gern werden auch Vornamen oder andere simple Begriffe verwendet, etwa das Wort "password". "Unangefochten weltweit auf Platz 1 liegt leider nach wie vor die Zahlenreihe 123456, obwohl automatische Cracker solche simplen Passwörter als erstes und blitzschnell ermitteln", sagte HPI-Direktor Christoph Meinel. Dass Passwörter dieser Art überhaupt nicht sicher sind, ändert nichts an ihrer Beliebtheit: Schon 2014 wurden mehr als 3,3 Millionen Passwörter geknackt, auf dem ersten Platz landet auch da schon "123456". Auch wenn die Länge variiert wird, hilft das nicht: Auf dem dritten und vierten Platz finden sich "12345" und "12345678". "123456789" landet auf Rang sechs, gefolgt von "1234" auf Platz sieben. Auf Rang elf liegt "1234567". Nachfolgend ein Überblick der meistgeknackten Passwörter 2014: Quelle: dpa
Passwort: "Password"Wer sich für ganz schlau hält und einfach "password" als Zugangscode verwendet sei hiermit gewarnt: Die vermeintlich simple und sichere Lösung liegt auf Rang zwei der meistgeknackten Passwörter. Quelle: dpa
FantasiewörterSie denken sich, kein Mensch weiß was "qwerty" ist? Falsch gedacht. Die Buchstabenfolge, die auf einer amerikanischen Tastatur nebeneinander liegt, landet auf Platz fünf. Auf deutschen Tastaturen wäre es übrigens "qwertz". Quelle: REUTERS
Das sportliche PasswortSport-Fans müssen sich etwas besseres einfallen lassen, als nur den Namen ihrer Lieblingssportart: Auf Platz acht der meistgeknackten Passwörter landet "baseball". Quelle: AP
Mystische GestaltenAuch Drachen-Fans gibt es einfach zu viele. Das Passwort "dragon" ist jedenfalls alles andere als originell. Es findet sich auf Rang neun. Quelle: REUTERS
Sport, die zweiteAnhänger des Football sind auch nicht besser dran als Baseball-Freunde: Das Passwort "football" findet sich auf Rang zehn der gehackten Zugangsdaten. Quelle: AP

In den USA und Kanada werden die Sicherheitsstandards vor allem über Selbstverpflichtungen gegenüber den Kunden gewährleistet. So können sie im Missbrauchsfall mit rechtlichen Schritten teils empfindliche Strafen gegen die Unternehmen erwirken . Den Kunden hilft das allerdings nur bedingt – der Datendiebstahl ist längst vollzogen und der Ruf mitunter zerstört.

Doch egal ob die gesetzliche Regulierung hierzulande oder die Selbstverpflichtung auf der anderen Seite des Atlantiks: Zu bringen scheinen die Maßnahmen wenig, wie die jüngsten Angriffe zeigen. Und das ist erst der Anfang.

„Die Zahl der Angriffe wird stark zunehmen“, sagt Köpsell. Mit erbeuteten Daten lässt sich gutes Geld verdienen – etwa indem Hacker das Unternehmen erpressen oder sie auf dem Schwarzmarkt verkaufen. „Zudem sind solche Angriffe relativ risikolos. Wer sich geschickt anstellt, kann ohne weiteres seine Spuren verwischen.“

Auf große Schwierigkeiten stoßen die Hacker dabei selten. „Nicht einmal besonders großes technisches Know-How ist heute noch notwendig“, sagt Köpsell. Auf den einschlägigen Seiten werden Tools angeboten, die Interessierte kaufen oder mieten können und die ausreichen, um solche Angriffe durchzuführen.

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