Auslandsexpansion Telekom Austria will deutschen Markt aufmischen

Die Tochter von America Movíl will mit digitalen Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen verstärkt wachsen. Damit fordern die Österreicher die Deutsche Telekom und Vodafone direkt heraus.

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Telekom Austria will deutschen Markt aufmischen Quelle: Reuters

Wien Von München aus will Telekom Austria den einheimischen Platzhirschen wie Deutsche Telekom und Vodafone künftig Konkurrenz machen. „Wir konzentrieren auf Cloud- und Internet-der-Dinge-Anwendungen“, sagte Elisabetta Castiglioni, CEO der Telekom-Austria-Tochter A1 Digital dem Handelsblatt. Hardware-Unternehmen müssten künftig verstärkt Software oder Services anbieten, davon ist die Managerin überzeugt. „Wir versprechen uns ein exponentielles Wachstum“, so Castiglioni weiter.

Telekom Austria mit Sitz in Wien hat sich bislang neben dem Heimatmarkt Österreich vor allem auf Osteuropa spezialisiert. Der Konzern ist mehrheitlich im Besitz von America Movíl, dem Konzern des mexikanischen Multimilliardärs Carlos Slim. In diesem Jahr hat das Unternehmen ein Vertriebsbüro in München eröffnet, über das die Expansion in Deutschland vorangetrieben werden soll.

Zu den Kunden in Deutschland gehören bislang der österreichische Baukonzern Porr, die Rasenmäherfirma Viking und nach Unternehmensangaben auch regionale Energieversorger, die im Rahmen der Kooperation West-Allianz rund 1,2 Millionen intelligente Stromzähler implementieren. „Wir sind Partner für die digitale Transformation, das haben wir bereits bewiesen“, sagte Castiglioni, eine enge Vertraute des Telekom-Austria-Chefs Alejandro Plater.

Die von ihr geführte Tochterfirma A 1 Digital soll für die Zukunft des Konzerns eine Schlüsselrolle spielen. „Wir sind die Speerspitze des Konzerns“, sagt Castiglioni selbstbewusst. Dabei wolle man international auf das Netzwerk von Americo Movil zurückgreifen. Dabei verstehe sich das Unternehmen als IT-Dienstleister wie Amazon – allerdings mit europäischer DNA, „weil wir unsere Infrastruktur in Frankfurt, Wien, Zürich und Genf haben“.

Zu Umsatz- und Gewinnzielen oder angestrebten Marktanteilen in Deutschland, die Telekom Austria mit ihren Digitaldienstleistungen anstrebt, macht der Konzern allerdings keine Angaben. „Über Zahlen reden wir nicht. Wir wollen aber signifikanter Marktteilnehmer in Deutschland werden“, sagt Castiglioni auf Nachfrage. Auf Markt würden mehrere Milliarden Euro umgesetzt. „Das Wachstum beläuft sich nach realistischen Marktprognosen auf rund 30 Prozent im Jahr.“

Die 53-jährige Italienerin, früher Beraterin der Telekom Austria, ist im Juni 2016 in die operative Geschäft des Konzerns eingestiegen, um die internationale Expansion voranzutreiben. Die 2017 gegründete A 1 Digital mit Sitz in Wien hat 130 Mitarbeiter, davon ein gutes Dutzend im Vertrieb in Deutschland. Neben München werden regionale Vertriebsorganisationen in Köln, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und Berlin aufgebaut, um Geschäftsprozessen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen digital zu optimieren.

2018 wird die Nagelprobe sein, ob es der Telekom Austria gelingt, mit Cloud-Infrastruktur-Lösungen den Platzhirschen in Deutschland Kunden abzujagen. „Mit unserer Expansion messen wir uns nicht unbedingt mit anderen Telekommunikationsunternehmen, sondern eher mit klassischen IT-Dienstleistern. Wir wollen eine Technologiefirma für den digitalen Umbruch sein“, sagt Castiglioni. Die Konkurrenz reagiert auf den Angriff der America Movíl-Tochter gelassen. „Niemand hat in Deutschland auf die Telekom Austria gewartet“, sagt der Vorstand eines hierzulande ansässigen Telekomkonzerns.

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