Axel Springer „Wir sind Europas führender Digitalverlag“

Mit seinen digitalen Aktivitäten erzielt Axel Springer bereits zwei Drittel des Umsatzes. Konzernchef Mathias Döpfner will den Wandel weiter vorantreiben – setzt aber auf Journalismus als Kerngeschäft.

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Der Vorstandschef von Axel Springer setzt auf Online-Bezahlangebote. Quelle: dpa

Berlin Kein offizieller Termin ohne das Thema Donald Trump. Auch bei der Präsentation der Geschäftszahlen des Medienkonzerns Axel Springer am Donnerstag wollten Journalisten von Vorstandschef Mathias Döpfner wissen, wie er die Lage in den USA beurteile. Döpfner, selten um klare Worte verlegen, blieb zunächst vage. Die Auswirkungen auf der Wirtschaftsebene seien doch nicht so negativ, wie man vor der Wahl des US-Präsidenten gedacht habe. Er hielt kurz inne und sagte dann: „Einen entscheidenden positiven Effekt hat es: Durch die extrem aufregenden Ereignisse ist es zu einer Politisierung der Gesellschaft gekommen.“ Davon würden nicht zuletzt journalistische Inhalte profitieren. Dankbarkeit gegenüber Trump – wenn nicht aus gesellschaftlicher, dann wenigstens aus journalistischer Sicht.

Auch im Jahr 2017 ist das Kerngeschäft des Medienhauses der Journalismus. „Wir sind Europas führender Digitalverlag“, sagte Döpfner am Donnerstag im 19. Stock des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin. Axel Springer erzielt mit seinen Digitalaktivitäten mittlerweile zwei Drittel des Konzernumsatzes. Der Wandel vom analogen zum digitalen Verlagshaus setzte sich auch 2016 fort. Insgesamt war der Konzernumsatz mit 3,3 Milliarden Euro nahezu konstant. Der operative Gewinn legte um 6,5 Prozent auf 595,5 Millionen Euro zu.

Auch im laufenden Geschäftsjahr bleibt die Stimmung bei Axel Springer zuversichtlich. Der Konzern rechnet mit einem Anstieg der Umsatzerlöse im mittleren einstelligen Prozentbereich und mit einem Anstieg des Gewinns im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Der Vorstand will eine Erhöhung der Dividende von 1,80 auf 1,90 Euro je Aktie auf der Hauptversammlung vorschlagen. Auch das solle ein Zeichen der Zuversicht sein, hieß es bei Springer. Die Aktie legte im Tagesverlauf zu.

Der Medienkonsum ändert sich. Immer weniger Menschen nutzen klassische Medien. Stattdessen konsumieren sie Informationen und Unterhaltung online – und das am liebsten via Smartphone. Auf dieses veränderte Lese- und Konsumverhalten müssen sich die Verlagshäuser einstellen. Axel Springer hat frühzeitig auf digitale Rubrikenmärkte gesetzt. Digitale Kleinanzeigen-Portale wie Immowelt (Immobilien) und Stepstone (Stellenangebote) sind heute der Wachstumsmotor in dem Konzern.

Die Erlöse in diesem Segment stiegen 2016 um knapp 17 Prozent auf 880 Millionen Euro, der Gewinn legte ebenfalls zweistellig zu. Man sei bereits heute Weltmarktführer, betonte Döpfner. Eine gute Ausgangsposition, um „noch weiter zu wachsen“.

Doch der Kern des Medienhauses bleibt der Journalismus – auch wenn dessen Finanzierung in Zeiten des Internets und der permanenten Verfügbarkeit vieler Inhalte schwieriger wird. Axel Springer setzt auf Online-Bezahlangebote. Derzeit hätten allein die beiden Springer-Medienmarken „Bild“ und „Welt“ 421.000 zahlende Abonnenten. Das entspricht einem Zuwachs von knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Nachrichtenportal „Business Insider“ habe 2016 erstmals weltweit mehr als 100 Millionen Nutzer in einem Monat verzeichnet.

„Hier geht was – und das wird so weitergehen“, erklärte der Springer-Chef. Der Umsatz der Bezahlangebote ist allerdings um 6,4 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Springer verwies darauf, dass der Rückgang tatsächlich nur bei 1,6 Prozent liege, da die Schweizer Aktivitäten in ein Joint Venture mit Ringier eingebracht worden seien und dadurch nicht mehr in der Bilanz konsolidiert würden. Auch der Gewinn sank leicht auf 214,4 Millionen Euro.


„Upday“ als Erfolgsmodell

Den Gewinnrückgang bei den Bezahlangeboten begründete das Unternehmen unter anderem mit Investitionen in die Nachrichtenplattform „Business Insider“ und in „Upday“, einen Nachrichten-Aggregator für Samsung-Smartphones. Für den koreanischen Elektronikhersteller ist dies ein Differenzierungsmerkmal, um im harten Smartphone-Kampf gegen Wettbewerber wie Apple, Blackberry oder Huawei zu bestehen – für Axel Springer indes ist es ein weiterer Kanal, um Nachrichten zu verbreiten.

„Dass das funktioniert, hätten wir uns in dieser Klarheit nicht ausgemalt“, sagte Firmenchef Döpfner. Die Zahlen sprächen für sich: 89 Millionen Visits, knapp eine Milliarde Page Impressions. Und: „Mehr als die Hälfte der Kunden sagen, Upday wäre ein Grund, um ein solches Gerät wieder zu kaufen“, meinte Döpfner. „Upday“ sei die Nachrichten-App Nummer eins in Deutschland. Zurzeit gebe es das Angebot in sechs Ländern, nun sollen sechs weitere dazu kommen, darunter Österreich und die Schweiz. Man wolle jetzt mit der Monetarisierung anfangen, hieß es am Donnerstag bei Springer. „Upday“ ist ein werbebasiertes Nachrichtenmodell.

Die Nachrichtenwelt wandelt sich, „Upday“ ist nur eines vor vielen Angeboten, die neben den herkömmlichen Medienkanälen existieren. Auch das soziale Netzwerk Facebook übernimmt nach und nach die Rolle einer Informationsplattform. Verlagshäuser wie Axel Springer testen derzeit „Instant Articles“, die Facebook in der Timeline der Nutzer einbindet. Döpfner sagte am Rande der Bilanzpressekonferenz, dass die Auswertung dieses Projektes noch ausstünde.

Der Springer-Chef wehrte sich allerdings dagegen, dass Verlagshäuser künftig die Glaubwürdigkeit von Nachrichten, die andere Facebook-Nutzer hochlanden, sicherstellen müssten. „Ich halte es für einen fundamentalen Fehler, den sozialen Medien dabei zu helfen. Das ist überhaupt nicht unsere Aufgabe. Und vielleicht ist es auch gar nicht Facebooks Aufgabe.“

Seit einiger Zeit herrscht eine hitzige Debatte über Falschmeldungen und Hasskommentare, die auf Facebook gestreut werden. Döpfner sagte, er habe Facebook immer so verstanden, wie es der Firmengründer Mark Zuckerberg einst vorgestellt hatte: als eine technologische Plattform. „Aber es ist nicht Aufgabe von Verlagen, eine Wahrheitsinstanz zu schaffen.“ Auch Vorstöße von Politikern, eine Art Wahrheitsministerium zu schaffen, halte er für abwegig, sagte Döpfner. „Der Wahrheit kommt man am nächsten, wenn es einen Wettbewerb von Wahrheit gibt.“ Für Verlage liege darin eine große Chance.

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